Moin Claus,
Deine alltagsbezogenen Anmerkungen sind zumeist treffend und plausibel, so auch die
untenstehenden zu Annahmen über Kant. Jedenfalls war Kant seiner Zeit verhaftet ein
Vernunftsphilosoph der Aufklärung, die er durch Hume gefährdet sah. Und so verlegte er das
Kausalitätsprinzip als eine Bedingung der Möglichkeit von Erfahrung ins transzendentale
Ich. Weizsäcker und Lorenzen knüpften daran an, erweiterten aber sprachkritisch, logisch
und mathematisch den Horizont. Bei Weizsäcker strukturell von der Zeit- und Quantenlogik
bis in die Ur-Theorie, bei Lorenzen aus dem Herstellungs-Apriorie heraus über die
Dialogische- und Modallogik bis in die Bestimmung von Empirie durch die quantitative
Experimentalwissenschaft. Damit wird das innere transzendentale Ich wieder quantitativ auf
die Außenwelt bezogen, indem die logisch notwendigen Schlüsse aus den Verlaufsgesetzen an
die Messwerte der Experimente gebunden bleiben. Wie wesentlich quantitative Beziehungen
für die Kausalität sind, zeigen ja besonders die Dosis-Wirkungsbeziehungen in der Medizin.
IT
Am 21.02.2025 um 21:15 schrieb Claus Zimmermann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Tag Ingo, ich habe die Diskussion ehrlich gesagt nicht so genau verfolgt und halte mich
deshalb raus, möchte Joseph nur darin recht geben, dass dein oben zitierter Satz für einen
Normalsterblichen wenn überhaupt nur mit einigem Interpretationsaufwand zu verstehen ist.
Versuchen wir es mal.
Unter einer Meta-Annahme würde ich eine Annahme über Annahmen verstehen.
Die Vernunftphilosophie Kants nimmt also an, dass die Kausalitätsannahme vernünftig ist.
Sagt er nicht, dass sie eine unverzichtbare Voraussetzung dafür ist, Erfahrungen der
Vergangenheit auf Gegenwart und Zukunft anzuwenden? Oder vielleicht gar nicht
Voraussetzung dafür, sondern ein- und dasselbe. Dieses Denken ermöglicht es, aus Erfahrung
zu lernen und sich in der Welt zurechtzufinden. "Hochstilisiert", wie du gern
sagst, wird es zur Erfahrungswissenschaft. Man kann es als vernünftig bezeichnen und es
steckt uns in den Knochen wie anderen Tieren auch, die nicht immer mit dem Kopf durch die
gleiche Mauer wollen. Ich würde lieber von Lebenstüchtigkeit reden.
So kann man auch annehmen, dass ein skeptizistischer Rundum- und Totalzweifel ("Was
weiss ich, ob die Sonne morgen wiederaufgeht?") unvernünftig ist.
Und Kant kritisiert an Hume vielleicht, dass er beides nicht sieht.
Ich hoffe, das einigermassen richtig interpretiert zu haben