Am 29.10.2025 um 17:26 schrieb Rat Frag über PhilWeb
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Am So., 26. Okt. 2025 um 09:09 Uhr schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Der wird in
der jeweiligen Wissenschaft definiert, in der Mathematik seit Hilbert in der
Beweistheorie, d.h. durch formale Ableitbarkeit. Und der Naturwiss. kommt das Experiment
hinzu und in der Technik geht es ums Funktionieren.
Damit öffnest du aber einem Relativismus Tür und Tor. Wenn jede Wissenschaft einzeln
definieren kann, was als Beweis in ihr gilt, dann könnte z. B. die Biologie die Existenz
von einer Lebensenergie postulieren und für bewiesen halten, während die Physik das nicht
tut. Es könnte unterschiedliche und sogar widersprechende Bestände bewiesener Sätze in den
Wissenschaften geben.
Die naturwiss. Wahrheit basiert auf der mathematischen und technischen, so dass es nur
eine Wahrheit der quantitativen Experimentalwissenschaften gibt.
Ja, aber
anfangen lässt sich im Alltag, genauer wird es durch Vergleiche von berechneten und
gemessenen Werten. Was soll das allgemeine Geschreibe von Verstand und Ding?
Das ist eine künstlich verzerrte, verknappte Einsicht auf den Alltag. Im realen Alltag
spricht man von Wahrheit, wenn man diese entweder gegen Lüge oder gegen falschen
Augenschein oder gegen den Irrtum abgrenzen will. "'Sonje ist im Urlaub' ist
wahr, wenn Sonja im Urlaub ist", das versteht sofort jeder. Es ist sogar eher eine
Trivialität. Irgendwas von wegen Messungen kommt da nicht vor. Wenn sich jetzt
herausstellt, dass Sonja nicht im Urlaub war, sondern das nur vorgeschoben war und in
Wahrheit oder auch "in Wirklichkeit“ eine Geheimagentin ist, die da auf Mission war,
dann ist die Aussage "Sonja ist im Urlaub" eben falsch.
Dass Sonja im Urlaub ist, muss durch Belege und ggf. Tracking bewiesen werden. Und in der
daraus entwickelten Metatheorie der Wahrheit geht es um logische Selbstkonsistenz. Es
kommt jeweils auf die Methode an, nicht auf die metaphysische Vorraussetzung einer
Wahrheit an sich. Worauf ich aber hinaus wollte, ist die Weiterführung der
Alltagswahrheiten, z.B. bei der Körpergröße und -Masse, dem Bauchumfang und BMI, wo
bereits berechnete und gemessene Werte in Beziehung gesetzt und medizinalstatistisch mit
Erkrankungswahrscheinlichkeiten verknüpft werden.
Wiederholt
habe ich hier darauf hingewiesen, dass die Basis des Wissens in Alltag und Wissenschaft
das Rechnen und Unterscheiden ist. Mit den Worten Lorenzens: "Trotz aller
neuzeitlichen Logik und Wissenschaft mug es für die Philosophie statt ‚calculemus'
immer noch und immer wieder heißen: ‚distinguamus‘.“
Alltagswissen ist kein wissenschaftliches Wissen.
Nein, aber beide beruhen auf Rechnen und Unterscheiden.
Will ich an der Stelle nicht ausführlich erklären. Das Arbeitsrecht ist sowieso ein
Abgrund für sich.
Der Skandal ist, dass es überhaupt ein Kirchenrecht gibt und dass staatlich finanzierte
Institutionen auch noch dem Kirchenrecht unterworfen werden dürfen, wie das BVG
bestätigte. Wir leben halt in einem Gottesstaat.
In der
operativen Mathematik werden Beweise durch Ableitbarkeit geführt. Wahr muss ich die
abgeleiteten Sätze nicht nennen. Wenn ich Wahrheit durch Beweisbarkeit definiere, kann es
Wahrheit ohne Beweisbarkeit nicht geben. Du meinst M-Wahrheit, ich W-Wahrheit.
Wenn du Wahrheit durch Beweisbarkeit definierst, dann hast du damit einige Probleme. Wie
Probleme mit Gödel, der bewiesen hat, dass es
Sätze gibt, die zugleich wahr und nicht ableitbar sind.
Und unter welchen Voraussetzungen hat er das bewiesen? Widerspruchsfreiheit und
Vollständigkeit. Damit war Russells Logizismus erledigt; aber hast Du Dich etwa noch nie
gefragt, warum Gödel in der mathematischen Praxis keine Rolle spielt? Weil die Mathematik
insgesamt ebenso wie ihre Teiltheorien nicht vollständig sind. Und in der Metamathematik
Lorenzens spielt Gödel deshalb auch keine Rolle. Dieses ganze Brimborium um angeblich
unbeweisbare Wahrheit ist metaphysisches Palaver.
IT