Am 18.11.2017 um 19:28 schrieb Rat Frag via Philweb:
Du hattest ja
am 10.11. die (vermutlich eher rhetorisch gemeinte) Frage
gestellt, ob Diskussionsregeln hinterfragbar sein sollten und, wenn ja,
nach welchen Regeln wir sie auswählen oder bewerten sollten.
Tatsächlich war das eigentlich nicht rhetorisch gemeint. Entschuldige, wenn
meine Reaktion dies nahegelegt haben sollte.
Ich hoffe, ich komme nicht aggressiv rüber.
"Zu diesen Regeln des Argumentieren gehört unter anderem:
- Man soll es vermeiden, widersprüchliche Aussagen gleichzeitig zu
behaupten.
- Man soll zur Sache argumentieren. Es reicht nicht, z. B. nachzuweisen,
dass Einstein wahnnsinnig schlau ist, um ihn alles zu glauben. Einsteins
Behauptungen müssen selbst gründlich geprüft werden und wenn sie sich
bewahrheiten, so folgen wir Einstein.
- Man soll nicht so tun, als würde eine Prämisse A die Behauptung B
rechtfertigen, wenn B überhaupt nicht aus A folgt. (Wobei es hier Ausnahmen
zu geben scheint...)"
...
"Kann man meinen Gedanken nachvollziehen oder schreibe ich Unsinn?"
"Wie kommst du von den empirischen Tatsachen zu den Diskussionsregeln
mit ihren merkwürdigen Status, irgendwo zwischen diskussionsethischer
Norm, voraussetzungslosen Axiom, Annahme und abstrakter empirischer
Gesetzmäßigkeit?"
Was zu meiner Gegenfrage mündete "Wie kommst du zu dieser Frage?"
Tatsächlich gebe ich zu nur kurz angebunden gewesen zu sein und die Frage scheint trivial
und zu einfach formuliert.
Du solltest sie aber verstehen, da du ja selbst den Witz brachtest "Definiere
'Definiere'"
Wenn ich nun den Ausdruck "Dies ist keine Pfeife!" gebrauche und dann
gleichzeitig sage, das es selbstverständlich eine Pfeife ist, obwohl es selbstverständlich
keine Pfeife ist, dann scheint es widersprüchlich nur solange, ich nicht weiß, dass es in
der Diskussion um das Pfeifenbild von Margrit geht. Nun kann man meines Erachtens alles
aufblähen. Was genau soll eine empirische Tatsache sein oder ist eine Tatsache an sich
nicht schon empirisch und kann es unempirische Tatsachen überhaupt geben und können wir
vorraussetzungslos überhaupt sprechen oder müssen wir uns nicht damit abfinden, das
jeglicher Spracherwerb von Wissen schon so durchtränkt ist, dass ein vorraussetzungsloses
Axiom sowieso totaler Blödsinn ist.
Wenn ein Wort eine Menge darstellt, was unter die Menge fällt, ist dann innerhalb der
Wortbedeutung und was ausserhalb dieser Menge ist, ist eben nicht das Wort, dann ist das
Axiom gebildet durch eine jede Menge Voraussetzung. In irgendetwas muss das Axiom
formuliert worden sein und sei es in einer Symbolsprache, aber es ist vorraussetzungslos
noch nicht einmal denkbar. Im Gegenteil es muss insoweit durchdacht worden sein, dass es
eben nicht ein Ableitung von irgendetwas ist. Es darf nicht hinterfragbar sein, sonst wäre
es nämlich kein Axiom mehr, sondern irgendetwas anderes. Muss deswegen nicht weniger wahr
sein, aber es wäre eben dann kein Axiom mehr.
Ist es mir überhaupt möglich eine Sprache zu sprechen ohne irgendeiner Regel zu folgen
oder beinhaltet nicht jegliches Sprechen schon das Anwenden von Regeln? Ist
Diskussionsethik dann nicht anderes als das moralisch korrekte Anwenden dieser Regeln.
Hierbei aber auch, dass das Sprachverständnis nicht bei allen Dialogpartnern gleich ist.
Wer nicht weiß was ein kartesisches Produkt ist, der mag zwar addieren können, kann aber
die Addition an sich nicht herleiten. Er weiß also nicht, warum er richtig rechnet, kann
aber sehr wohl richtig rechnen. Kein Buchhalter muss wissen, was ein kartesisches Produkt
ist. Eine Diskussion zwischen einem Finanzmathematiker und einem Buchhalter kann also ganz
gewaltig nach hinten los gehen, selbst wenn beide aus ihrer Warte meinen über das Gleiche
zu sprechen.
Insofern wäre doch notwendig wer mit wem in welcher Sprache kommuniziert und ob die
Diskussion unter den richtigen Voraussetzungen geführt wird oder ob die Defizite nicht
ganz woanders liegen und jeder Diskussionsteilnehmer nur scheinbar meint über das Gleiche
zu sprechen.
Was für den einen ein Verbot ist wie "Man soll es vermeiden, widersprüchliche
Aussagen gleichzeitig zu behaupten." ist bei einem Diskurs über Margrits Pfeife ja
schon fast Vorraussetzung, weil ja gerade dieser Widerspruch in dem Bild thematisiert ist.
Diesen Widerspruch zu ignorieren würde weder dem Bild noch einer Diskussion über das Bild
gerecht.
Grüße,
Arnold
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