> Am 15.09.2021 um 14:32 schrieb Karl Janssen
<janssen.kja(a)online.de>de>:
> Nietzsches „Die ewige Wiederkehr des Gleichen“ gibt immer noch und
> stets wieder zu denken!
Da das Thema hier angeschnitten wurde und es mich derzeit
interessiert, erlaube ich mir, einige Worte dazu zu verlieren. IT mag
es mir als lästige Wiederholung nachsehen.
Die Ewige Wiederkehr hat in der philosophischen Diskussion nach meinen
Dafürhalten kaum ein Echo erhalten. Obwohl Nietzsche in seinen Werk
wiederholt auf Gedanken wie dem "großen Jahr" zu sprechen kam und
inzwischen Vorstellungen von der Wiederkehr in allen möglichen
Kulturen und in verschiedenen Epochen entdeckt wurden, scheint der
Gedanke von den meisten Philosophen nicht zum zentralen Thema gemacht
zu werden. Verständlich, wir leben in einem antimetaphysischen
Zeitalter.
Lustigerweise wurde die Idee des zyklische Universums vor nicht allzu
langer Zeit vom kürzlichen Nobelpreisträger Penrose re-vitalisiert.
In der Philosophie selbst scheint der Gedanke der Wiederkehr, so mein
Eindruck, größtenteils entweder kulturphilosophisch oder
"metaphysisch" gedeutet worden sein. In beiden Fällen ist man sich
einig, dass Nietzsche niemals daran gedacht hat, dass sich
beispielsweise ein heruntergefallenes Glas von selbst wieder
zusammensetzt.
Doch spricht Zarathustra davon, dass das selbe Bündel von Ursachen,
dass ihn einmal erzeugte, sich nach unzähligen Weltaltern wieder
zusammenfinden wird und ihn wieder erzeugen wird. Ebenso gibt es im
Nachlass Nietzsches meines Wissens Skizzen für eine Art Beweis der
Wiederkunft, in denen dieser von gewissen "Kraftzentren" endlicher
Größe ausgeht, die daher nur eine endliche Anzahl an Kombinationen
hatten, an deren Ende sie sich wiederholen müssen.
Gegenargumente gegen die Möglichkeit einer Wiederkehr laufen dann
häufig darauf hinaus, dass die Welt kontinuierlich ist.
"Cantor-Staub".
Ist die Anzahl an möglichen Kombinationen unendlich, ist die
Wiederkehr zumindest keine zwingende Schlussfolgerung mehr. Holt man
denn noch den Gesunden Menschenverstand mit der nie abnehmenden
Entropie dazu, scheint der Gedanke erledigt.
Jedenfalls, bis jemand das Stichwort "Bolzmann Brain" hüstelt und man
unweigerlich doch in die physikalische Diskussion einsteigen müsste.
Im freieren Bereich der Literatur und literarischen Essayistik hat
sich Borges, ein wahrer Dichter, sich in verschiedenen Bereichen mit
genau dem Thema befasst. Die Bibliothek von Babel kommt nicht ohne
Anklänge der Wiederkehr aus, ebenso das dazugehörige Essay.
Anscheinend hat Borges sich aber auch vertieft mit der Thematik
befasst.
Gruß
Ratfrag