Regeln
Ich möchte vielleicht einige absagende Aspekte gegenüber Regeln bzw.
Normen nun doch zur Kenntnis geben. Mir und auch vielen anderen tut es
leid, wenn jemand ausgeschlossen wird. Vielleicht tut es sogar der
Mehrheit leid. Zudem kann jeder an die Reihe kommen, ausgeschlossen zu
werden. Ein Glas zu viel, und schon ist die Welt eine andere. Wenn nicht
die Natur der Dinge zu einem Ausschluss führt, dann die anderen, die mit
oder ohne Regeln bzw. Normen vorgehen. Und jeder wurde vermutlich schon
mal ausgeschlossen.
Ich bemerke hier die Analogie der Wortverbindungen (Regel vs. Norm) vs.
(Wort vs. Begriff). Ich bleibe also bei dem Wort „Regel“. (Wer sieht die
Analogie? Wer nicht? Wenn jemand sie nicht sieht, kann ich ihm auf
Anfrage mit einem Satz sagen auf die Sprünge helfen.)
Wenn Regeln niedergeschrieben werden, dann ist es schwierig, diese im
Nachhinein auch noch in einem Markt mit den Marktteilnehmern festzulegen.
Ich denke auch an den Markt des Epiktet, der da schreibt: Wenn du zum
Markt gehst, muss du dir bewusst werden, dass da andere Regeln gelten
oder gar keine. Gandhi wurde Opfer, vielleicht weil es ihm nicht gefiel,
ständig geschützt zu werden. Oder weil er nicht exklusiv leben wollte.
Es ist der Preis, den der auf diese Weise Extreme zahlt. Eine ungewollte
Exklusivität kann man auch von oben nach unten spüren, wenn man reich
wurde, und dann auf einmal anders behandelt wurde, und man diese
Exklusivität gar nicht herstellte und auch nicht wollte. Das erleben die
mit Orden oder Ähnlichem Geschmückten sicher auch, ein Teil fühlt sich
dabei wohl, vermutlich ein geringerer Teil nicht. In Diskussionen ist
das freie Redenlassen auch möglich. Ein ehemaliger hoher Staatsbeamter,
der einen philosophischen Cafe organisiert hatte, sagte fast bei jedem
Treffen: „Hier kann jeder reden, er muss kein Hochstudierter sein, es
soll keinen moralischen oder besserwisserischen Blick auf den einen oder
anderen Teilnehmer geben, und jeder darf und soll sogar seinen Beitrag
leisten. Gerade demjenigen, der sich nicht traut, dem wollen wir Mut
machen, seinen Beitrag zu leisten.“ Es war
https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Laurain. Perfekt liefen seine
Sitzungen auch wieder nicht, ich will nur die mögliche Haltung zeigen.
Ich will mit diesem Thema auch nicht weiter fahren. Wenn ich schon zu
einem Markt gehe, ertrage ich sogar einen Diogenes dort. Was jedoch
macht, dass ich das Interesse an dem besonderen Markt verlieren könnte,
deutet auf einen ganz anderen Aspekt hin. Und zwar, wenn ich sehe, dass
ich auf dem Markt gar nicht bemerkt werde, wenn ich nicht mit Keulen
herumschlagend ankomme, wenn denn dort diese Sportart die
Hauptbeschäftigung ist. Ich weiß ja gar nicht, ob da überhaupt jemand
mich sieht, geschweige denn mit mir spricht. Eine Auseinandersetzung mit
den von mir Dargelegtem gibt es nicht, Fragen wurden selten beantwortet
(Deswegen oben zur Abwechslung eine einfache ja/nein-Frage). Und wenn
das mir nicht weiter half, oder zu ganz anderen Sachen führte, konnte
ich das immer hinnehmen, ich musste ja in viele von mir ungewollte
Richtungen nicht mitgehen. Und ich mische mich nicht und nicht gerne
ein, gerade wenn es fast immer in ungewollte Richtungen ging oder geht.
Der dritte Aspekt ist die Frage, wer denn die Regeln durchsetzt und wie.
Es könnte auch hier gesagt werden: Bitte keine soziologischen Fragen zu
debattieren, geht dazu bitte auf andere Foren. Das wäre nicht einmal als
strenge Regel zu sehen, aber es könnte von den Teilnehmern aus der
Gruppe heraus selbst kommen, gerade bevor eine Opposition sich aufbaut.
Ein vierter Aspekt: Wenn ich einer starken Gruppe angehöre, muss ich mir
einiges gefallen lassen, insbesondere von denjenigen, die der schwachen
Gruppe angehören. Übrigens der oben zitierte Jean Laurain ließ es
einfach laufen, als jemand ihn mit „Monsieur le Ministre“ in dem
philosophischen Café ansprach. Die einen lachten innerlich, ihm war es
vielleicht egal, ob ein Spott dahinter steckte oder nicht, vielleicht
war der Spott sogar berechtigt. So wie hier konnte jeder auch das Thema
der übernächsten Sitzung vorschlagen, hierzu wurde dann abgestimmt.
Ich habe wirklich keine Zeit, mich auch noch mit Regeln zu beschäftigen.
(jetzt bin ich autoritär!?haha)
Nebenbei gesagt: Ich brauche die Wörter „Religion“, „Atheismus“,
„Rasse“, „Rassismus“, "Moral" und viele andere nicht. Zur Zeit fragt
sich ein Artikelschreiber, ob Theologie auch eine Wissenschaft ist.
Meine Antwort analog zu einer anderen Sache: "Nein" sagt der eine, und
ein anderer: „So wie Homöopathie und Astrologie eine Wissenschaft sind.
Denn ich nehme gerne diese Mittel, und ich lese gerne mein Horoskop.“
Und der dritte sagt: „Ich lebe in dem Land mit der Politik A, also habe
ich sie angenommen, und das ist gut so, sie hilft mir sehr. Und weil es
in jedem Land eine andere gibt, ist es auch gut so, diese Politik als
Instanz (vielleicht sogar als Macht) anzunehmen, und es kann gesagt
werden, dass Politik allgemein zum Menschsein gehört.“ Analog umgekehrt:
„Es hat in jedem Land schon Kriege gegeben, es gehört zum Menschsein,
also können wir nichts dagegen tun.“ Sind das keine Argumente in
Richtung „naturalistischer Fehlschluss“? Gerade hier könnte diese Frage
gestellt werden, statt das eine oder andere in Frage zu stellen, wobei
offen ist, was das denn ist, das eine oder andere. Aber das wäre schon
eine (unbeliebte) Regel. Ist da nicht ein Fehler (in der begrifflichen
Sprache gesagt), wenn einmal das Wort für eine bestimmte Politik (z.B.
links/rechts) gebraucht wird, dann wieder für Politik insgesamt.
Viele Grüße
Joseph Hipp
weltordnung.de