Am 20.10.2024 um 09:56 schrieb ingo_mack über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Guten Morgen, Menschheit,
auf der Suche nach einem Gedanken, der es wert wäre
hörte ich den Begriff Kohärenz, erklärt von einem Quantenphysiker;
dies verleitete mich zu folgender Gedankenassoziation:
kohärente Inkontinenz
immense Leere erdenschwer
ist in allem
und ist ein Glas auch noch so leer
tummelt sich doch viel darin
Wie immer schön zu lesen, in Versform verpackt: Das Weltgeschehen; Wie es um uns und mit
uns spielt oder sind wir es, die es spielen?
Doch was könnte mit „Kohärente Inkontinenz“ ausgesagt sein? Medizinisch ist Inkontinenz
als Begriff eindeutig definiert, umgangssprachlich in meinem Dialekt derb ausgedrückt als
Hosenbisler.
Die beiden Begriffe gebunden als Wortspiel gebunden sind mir kaum zugänglich, sehr wohl im
Einzelnen. Doch auch hier bedarf es hinreichender Differenzierung: Kohärenz im
naturwissenschaftlichen Kontext, etwa in der Quantenmechanik als die kohärente
Überlagerung (Superposition) von Wellen gleicher Art, d.h. zwei Wellen sind kohärent und
haben die Phasendifferenz Null.
Umgangssprachlich gibt es für den zwischenmenschlichen Dialog Gleichgesinnter den
Ausdruck, man würde auf gleicher Wellenlänge sein; Hingegen Kohärenz im Bereich der
Linguistik für semantische Geschlossenheit einer Aussage steht. Kohärenz, enger begrenzt
in der Psychologie, als das Vermögen, Gedanken in einem eindeutigen, allgemein logisch
nachvollziehbaren Zusammenhang zum Ausdruck bringen zu können.
Mit dem oft gehörten Ausspruch, jemand würde viel reden aber dennoch nichts (aus)sagen
wird deutlich, dass es durchaus anspruchsvoll ist, eigene - vornehmlich spontan
aufkommende - Gedanken in einen kohärenten Zusammenhang und dementsprechend sprachlichen
Ausdruck zu bringen.
Die in heutiger Zeit überwiegend elliptische Sprachgestaltung führt zur oft gehörten
phrasenhaften Rede, sei es umgangssprachlich oder auch in der politischen
Auseinandersetzung.
Womöglich liegt es an der im umgangssprachlichen Austausch oft mangelnden kohärenten,
kognitiven Struktur, dass die eigentliche Informationen nicht zum Ausdruck kommt, man
quasi aneinander vorbei redet, bzw. schreibt oder schlichtweg nicht verstanden wird. Ich
denke, dass dieses Phänomen bisweilen auch Meinungsaustausch hier in diesem Forum
betrifft, sofern es nicht gelingt, Aussagen sinnvoll miteinander zu verknüpfen und damit
nicht zu einer kohärent verknüpften Ganzheit im Ausdruck gelangt.
Wenn Du, Ingo Mack, dieses Phänomen als „kohärente Inkontinenz“ benennst, könnte ich also
verstehen (sic!), was Du damit meinst. Vermutlich aber hast Du diese Wortkombination viel
einfacher intendiert in ihrer Bedeutung hier vorgebracht und ich habe sie, in der mir
typischen Art, verkompliziert und damit seiner Kohärenz beraubt.
Bester Gruß an Dich und in die Runde!
Karl