Waldemar, wie ich Deine Repliken zum Thema so lese und der darin
angelegten Argumentation folge, komme ich nicht umhin, das von mir
Geschriebene noch einmal zu reflektieren und nun stellt sich mir die
Frage, ob ich zu Letzterem (im Kontext der Vaihinger-Fiktion)
tatsächlich die zutreffenden Schlüsse gezogen habe oder aber Du mich
grundsätzlich falsch verstanden hast bzw. mich gar nicht verstehen
willst oder kannst.
Sofern ich mit meinen Darlegungen nicht fundamental falsch liege, muss
ich Letzteres annehmen.
Eines scheint mir meiner Einschätzung nach jedoch sicher, nämlich ein
Dir gänzlich fehlendes Vermögen für philosophisches Denken! Salopp
ausgedrückt: Philosophie ist nicht Dein Ding!
Natürlich ist Philosophie nicht das Maß aller Dinge und so braucht die
Welt auch „trockene Denker“, um nicht gänzlich in den irrealen Abgründen
Platon‘scher Ideenwelt zu versinken.
Dass ich dazu neige, Dinge zu „ver-philosophieren“, liegt meiner
Wesenheit zufolge auf der Hand. Da liegt m.E. auch der wesentliche
Unterschied zwischen uns, womit ich ausdrücken will, dass bei Dir
sämtlich klassische Merkmale eines radikalen Naturalisten zutage treten,
jene also eines szientistischen, extremen Naturalismus, dem eine aus
purem Physikalismus und Reduktionismus entspringende Weltsicht folgt.
Entgegen dem radikalen, geht der liberale Naturbegriff davon aus, alle
von Menschen wahrgenommen Phänomene (also eben auch immaterielle) seien
Teil der Natur. Das ist eine Vorstellung, der ich mich durchaus
anschließen kann.
Doch bei aller Wertschätzung der Natur gilt vor allem auch, dass ihre
Anschauung durch Reflexionstermini u.a. als Ausdruck von Ehrfurcht wie
auch Furcht vermittelt wird. Dagegen erscheint mir Dein „Natur-Gefasel“
als verbal abstruse Argumentation, mit der Du Deine Misanthropie zu
rechtfertigen suchst.
Dein Naturbegriff ist als sortaler Term Ausdruck Deines reduzierend
eingeschränkten Denkschemas, wonach Du alles von Dir Wahrgenommene
faktisch materiell in die Raum-Zeit einzuordnen und abzuzählen
versuchst, um dadurch Natürliches von Übernatürlichem trennen zu können
- aus ganzheitlicher Sicht ist das ein schier hilflos illusorisches
Unterfangen!
Damit also sind zwangsweise alle Deine Erklärungen zu Mensch, Leben und
Welt an reduktionistischen Methoden der Wissenschaft orientiert und
somit fehlt Dir selbstredend jeglicher Bezug auf die Dinge hinter (oder
zwischen) den Dingen; müßig zu erwähnen, dass Du damit natürlich radikal
ablehnend gegenüber Ideologien (seien es Religion oder auch Metaphysik)
stehst und zudem auch keine Empfindung für die Ganzheit von Welt und
Kosmos als emergentes Geschehen entwickeln kannst; damit ist Dir denn
auch der „philosophische Blick“ darauf verstellt.
Wie ich‘s Dir schon öfter geschrieben habe, ist das für mich ein
armseliges Weltbild (da im Kern auf „Sternenstaub“ oder Molekülketten
vielfacher Plancklängen reduziert).
Die phantastische Vielfalt und Schönheit dieser Welt aber auch das
Bemühen um deren näheres Verstehen kann sich schlichtweg nicht in einem
simplen, abstrus formulierten Natur-Appell (Natur gar als „beste/höchste
Philosophin wertend!) oder dem Abzählen von Atomen oder Körperzellen
ausdrücken. Erstaunlich zudem in diesem Zusammenhang Deine argumentative
Schwankungsbreite:
wh“...für sowas muss ich keine philosophen lesen und mich in ihre
oft/meist abstrusen ergüsse vergeistigen, ich muss stattdessen nur ganz
einfach die natur fragen, und ihre dann-antworten vor allem ernstnehmen
= die natur selbst als beste/höchste philosophin, deshalb hatten
vermutlich auch die alten, die ersten philosophen die weittragendesten
"erkenntnisse"
Erster Abschnitt deckt sich durchaus mit Deiner hier immer wieder
vorgebrachten Abneigung gegen klassische Philosophen (als überkommene
auctoritas), um frappierend sogleich die Lobeshymne auf „weittragendste
Erkenntnisse“ der ersten Philosophen folgen zu lassen.
wh: „ich hingegen muss leider in dieser natur-welt leben, und das noch
hinter, über, jenseits von diesem menschenquatsch-gemache, und gebe
deshalb der natur immer den vorrang,..“
Eigentlich möchte man Dir von Herzen wünschen, kein Mensch sondern ein
Tier Deiner Wahl zu sein. Dann würde sich endlich Seelenfrieden bei Dir
einstellen.
... Ach so, darüber hatten wir schon geschrieben: Du als Wolf, ich als
Adler, dann kacke ich Dir auf‘s Haupt, damit Du doch wieder was zu
meckern hast. Jedoch: Dem Tierwohl folgend, in Kulturräume des Menschen
ausgesetzt, wirst Du - solchermaßen nahe den "sümpfen des blödsinns" -
mich nicht in den Weiten des Himmels erreichen!
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
Ps: Du solltest eigentlich schon genau lesen, was ich schreibe, bevor Du
in dieser Form darauf antwortest.
Dieses „tertium non datur“ habe ich im Kontext zu Vaihingers These (also
seinem Ansatz, Dinge zwischen Gegensätzlichem anzunehmen) argumentativ
genau dorthin geführt, wie Du dies in Deiner Replik beschreibst.
Ich schrieb diesbezüglich:
...Aus diesen Vorstellungen könnte man ableiten, dass sich in diesen
fiktionalen „Zwischenwelten“ (Kohärenz als Zustand der Potentialität)
quasi unendliche Möglichkeiten verbergen, um bei näherer Betrachtung,
sprich: Beobachtung/Messung/Dekohärenz die erstaunlichsten Dinge in
Realität zu bringen.
Am 01.09.2021 um 19:26 schrieb waldemar_hammel:
Am 01.09.2021 um 03:47 schrieb K. Janssen via Philweb:
Vaihinger war Platoniker und wertete dessen Ideale als Hypothesen,
die sich über Fiktionen zu Dogmen entwickeln und begründete damit
sein „Gesetz der Ideenverschiebung“. Ebenso teilte er Platons
Vorstellung von der Existenz eines Dritten zwischen „Wahr und
Falsch“, was im Gegensatz zum Gesetz des ausgeschlossenen Dritten
steht „principium exclusi tertii“ oder allgemeiner bekannt als
„tertium non datur“ - ein Drittes gibt es nicht.
In Anlehnung an Aristoteles‘ Zweiwertigkeitsprinzip (jede Aussage
der Form P ¬P ist logisch wahr) beschreibt der Satz vom
ausgeschlossenen Dritten, dem ausgegrenzten Mittleren als logisches
Prinzip zwischen zwei kontradiktorisch angelegten Gegensätzen, wonach
für eine Aussage/Annahme zumindest deren eigene Gültigkeit oder eben
ihr Gegenteil gelten muss. Dabei gilt nur wahr oder falsch ohne
dazwischen liegende wertende Aussage. Dieses Prinzip ist
gewissermaßen ein ontologisches Axion ähnlich Shakespeare‘s Sein oder
Nichtsein.
Unter philosophischem Aspekt sollte man dieses Prinzip etwas genauer
betrachten, handelt es sich doch um die Wertung des Wahrheitsbegriffs:
In der Philosophie sei „halbe Wahrheit schon die ganze Unwahrheit“,
formulierte Adorno und mag sich dabei an G. Freges „Die Wahrheit
verträgt kein Mehr oder Minder“ oder womöglich an Matth 5/37
orientiert haben: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was
darüber ist, das ist vom Übel“.
Doch was ist Wahrheit? Seitens logischer Bewertung sollte gelten:
entweder trifft ein Sachverhalt zu oder eben nicht. Sofern es sich um
dessen eindeutig feststellbare Gültigkeit handelt (etwa sicher
ermittelte technische Messergebnisse ist die Frage nach Wahr und
Falsch problemlos zu klären, wie z.B. der Zustand elektrischer
Potentiale bezüglich logischer Festlegung (0 oder 1).
noch nicht einmal für elektrische potentiale gilt das wirklich, wenn
man die randbedingungen nicht vorsätzlich ausblendet, sondern mit
einrechnet, zb 230volt potential gemessen
gegen "erde", und diese halt, an sich völlig falsch, als simpel 0
genommen
und das "tertium non datur" mag für menschen und ihre bedürfnisse in
menschenwirklichkeiten und menschendenken gelten sollen, aber in
natura nicht,
in natura gibt es sogar bis auf plackniveau herunter quasi "unendlich
vieles" zwischen 0 und 1, und 0 und 1 sind dabei nur die beiden
extremale,
die nichtmal erreicht werden dürfen, weil sonst deadlocks resultieren
würden,
das ist vergleichbar mit lebend oder tot, ist ein mensch lebend oder
tot, eine scheints simple sache, aber in wahrheit bestehen wir, und
zwar integral, aus 100 bis 1000 mal
mehr mitbewohnern, als wir eigene körperzellen haben (flugzeugträger
prinzip), und alle diese mitbewohner leben nach dem allmählichen
abschalten unserer eigenen körperzellen
weiter, und einige gehen mit unter, andere blühen dann erst richtig
auf, es kommen sogar ganz neue hinzu, zb pilze aus der luft, usw,
sodass es selbst hierbei kein 0 oder 1 gibt,
sondern auch hierbei nur übergang in neues auf dem weg des
immer-weiter-nur-werdens, und niemals seins/soseins
für sowas muss ich keine philosophen lesen und mich in ihre oft/meist
abstrusen ergüsse vergeistigen, ich muss stattdessen nur ganz einfach
die natur fragen,
und ihre dann-antworten vor allem ernstnehmen = die natur selbst als
beste/höchste philosophin, deshalb hatten vermutlich auch die alten,
die ersten philosophen
die weittragendesten "erkenntnisse", weil sie mangels bereits
vorliegender "ver-philosophierter masse" ganz schlicht die
natur-selbst abfragen mussten = einfachste fragen
an die natur, aber mit epochalen antworten (wie bei, in unserer zeit
noch, zb einstein, dessen werk nicht nur naturwissenschaftEN ist,
sondern gleichzeitig AUCH
philosophie vom allerfeinsten, mit seiner simplen frage an die natur
"was eigentlich ist licht?")
wh.