Am 01.12.2020 um 01:34 schrieb waldemar_hammel:
Am 30.11.2020 um 23:37 schrieb Karl Janssen:
es ist im prinzip doch ganz einfach:
beweise mir gültig, dass dein gott existiert,
Lese Dir diesbezüglich nochmal (oder erstmalig genau) den Kant durch;
dann weisst Du, was ich von Gottesbeweisen halte!
oder lass das gott-argument in rationaler
argumentation ersatzlos
fallen !
Wenn Du meinem Rat, Kant zu konsultieren,
nachgekommen bist, wirst Du
erkennen, wie irrational Dein Vorschlag ist.
nun lass doch den kant aus dem spiel, denn gerade von dem stammt doch das
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst
verschuldeten Unmündigkeit.Unmündigkeit
<https://de.wikipedia.org/wiki/Unm%C3%BCndigkeit>ist das Unvermögen,
sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen.
Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben
nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des
Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Sapere aude [wage es verständig zu sein]! Habe Muth, dich deines
eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Also Waldemar - Du hast ihn doch zunächst ins Spiel gebracht - eben
genau mit o.a. Passage. Du wirst doch Ernst nicht glauben, dass ich
mich nicht grundlegend damit beschäftigt hätte!
also tu ihm doch den gefallen, und plappere nichts und niemandem nach,
schiebe alle "auctoritates" beiseite,
und bediene dich (nur) deines eigenen verstandes !
und insofern gibt es für mich nichts "nachzuplappern" sondern ich kann
(und sollte) mich mit Fug und Recht darauf beziehen (so wie Du es Deiner
diesbezüglichen Auslegung ja auch betreibst)
was ist denn falsch daran, von einem gott-gläubigen
einen beweis zu
fordern ?
Falsch ist es insoweit, als man von einem gebildeten Menschen erwarten
kann, dass sich er hinsichtlich seiner Aussagen und Forderungen (hier
also ein Gottesbeweis) am allgemein gültigen Wissensstand orientiert.
In diesem Fall solltest Du wissen (und Du weißt es auch - provozierst
lediglich mit dieser dümmlichen Beweisforderung), dass es keinen
Gottesbeweis gibt und geben kann. Also doch Kant, oder!?
Du warst ihm doch so nahe mit Deinem "Es gibt Gott UND es gibt ihn
nicht", eben genau wie Kant es ausdrückt (sinngemäß):
Gott (mit angenommen göttlichen Attributen ausgestattet - Allmächtigkeit
etc.) kann nur außerhalb von Raum und Zeit existieren.
(Anm. Widerlegt oder bestätigt das Dein Wechselwirkungspostualat? -
darüber können wir dann noch diskutieren)
Somit Gott, als von Kant außerhalb unser Raumzeit angenommen (und damit
unkörperlich), nicht mit menschlich vernunftbezogenem
Erkenntnisvermögen (also mit den Mitteln reiner Vernunft) weder in
seiner Existenz noch Nichtexistenz bewiesen werden.
Damit ist es einerlei, ob man mit ontologischem, kosmischen oder
physiko-theologischem Beweis (unbenommen Kants diesbezüglicher Aussage)
weiterhin versucht, die Existenz Gottes zu belegen (wir hatten hier über
Goedels Gottesbeweis diskutiert), oder ob man das sinnlose Bemühen
einsieht, eine mit menschlich rationalem Erkenntnisvermögen schlicht
rational nicht erfassbare Wesenheit (als einem emergent überweltlichen
Phänomen) beschreiben bzw. beweisen zu wollen.
Du hattest uns hier kürzlich ein Gedicht (an A. Heller anlehnend?)
vorgestellt. Und ich schrieb etwas zu Pfeil und Bogen. Jetzt stelle ich
hier Thomas v. Aquin ein, ebenso von Pfeil und Bogen(schützen) handelnd.
Und bevor Du wieder vom "Nachplappern" zu faseln beginnst: Kaum ein
Zeitgenosse (unserer Hemisphäre und Jetztzeit) kann mit der Denktiefe
und den daraus erfolgten Erkenntnissen eines Aquon oder eben des (von
Dir gepriesenen) Averroes aufwarten; es fehlen Ruhe, Zeit, inneres
Wissen, Kontemplation usf. Wir sind durch die heutigen Lebensumstände
unseres tieferen Erkenntisvermögens beraubt. Also bleibt bisweilen nur
noch der Bezug auf frühere große Denker!
Einen Gottes-Beweis bzw. Erklärungsbegriff (wie Du, Waldemar, ihn von
mir forderst) kann daher niemals auf ein "Ganzes" dieser Göttlichkeit
rekurrieren, sondern immer nur als an Göttlichkeit partizipierendem Teil
verstanden sein. Das bezeichnet Aquin als "participatio entis" (Ich
hatte vor Zeiten hier darüber geschrieben).
Weniger für Dich (um nicht noch Deinen Aufruhr zu steigern) sondern ggf.
für Mitlesende möchte ich aus Aquins Fünftem Weg "Von der [zweckvollen]
Leitung der Dinge" zitieren:
/(a)//
//Wir sehen nämlich,dass einige [Dinge], die des Denkens entbehren,
nämlich die natürlichen Körper[dinge], wegen eines Zieles [Zweckes]
tätig sind://
//was daraus deutlich wird,dass sie immer oder meistens auf dieselbe
Weise tätig sind, um das zuerreichen, was [jeweils] das Beste ist.
Daraus ist offenbar, dass sie nicht aus Zufall, sondern aus
[zweckvoller] Absicht zu ihrem Ziel gelangen.//
//
//
//(b)//
//Diejenigen [Dinge] aber, die kein Denken haben, streben nicht zu ihrem
Ziel, außer weil sie geleitet sind von einem Denkenden und vernünftig
Erkennenden, wie der Pfeil vom Bogenschützen geleitet wird.//
//
//(c)//
//Also gibt es etwas vernünftig Erkennendes, von dem alle Naturdinge auf
ein Ziel hin geordnet werden.//
//Und dies nennen wir Gott.//
/
Aquinus bezieht sich hiermit nicht auf menschliche Vernunft (steht also
diesbezüglich nicht gegen Kants Argumentation) sondern schreibt diese
Vernunft einer nichtmenschlichen Wesenheit zu, die er ausdrücklich nicht
als Gott (an sich) definiert, sondern diese als Gott benennt. Damit ist
keine faktische Existenz eines Gottes bewiesen, wie viele Interpreten
seiner Schriften dieses m.E. fälschlicherweise auslegen. Der Mensch kann
daher m.E. lediglich an dieser außerkörperlichen (ich nenne es
göttliche) Vernunft partizipieren und dieses vermutlich nur, wenn man
sich mit der immateriellen Kraft dieser "göttlichen" Vernunft verbinden
bzw. sich dieser öffnen kann. Das zeichnet den Menschen im Gegensatz zum
Tier aus und erklärt damit den entscheidend signifikanten Schritt der
Menschwerdung. Um dem (diesbezüglich Geschriebenen) zu erwartenden
Protest hier im Vorfeld zu begegnen: Der Vernunftsbegriff ist auf beide
Bereiche zu beziehen, sowohl (im Kant'schen Sinne) auf den Menschen, wie
auch (im Sinne von Aquin und Averroes) auf eine angenommene immaterielle
Wesenheit (nenne man es wie man will - um nicht wieder in endlose
Begriffs-Diskussionen zu verfallen).
Es bleibt also dabei: ein in (natur-)wissenschaftlicher Diktion
beweisbarer Gottes-Begriff hinsichtlich einer Existenz Gottes ist weder
aus methodischen, inhaltlich wissenschaftlichen Gründen, noch bezogen
auf philosophische oder theologische Denkmodelle möglich und damit stets
ein mit diesen Mitteln müßiges, sinnloses Unterfangen.
Gottesglauben ist damit immer ein Kontrafaktum und wer daraus folgend,
irrationalen "Geisterglauben" postuliert, trifft bezüglich der
Irrationalität den Punkt ohne jedoch die tatsächlichen (Hinter)Gründe
verstanden zu haben. Das Thema ist und bleibt Metaphysik.
Wer Metaphysik ablehnt oder den Bezug dazu verloren hat, ist allerdings
um diesen bedeutsamen Zugang zu (geistig!) überweltlichem Geschehen
beraubt; ob er sich dessen bewusst ist oder nicht - Du bist Dir dessen
(unterbewusst) bewusst und daraus folgt Dein Furor, der letztlich von
einer innewohnenden Angst vor diesbezüglicher Leere (horror vacui) zeugt
und der niemals mit Rekursion des Lebens auf physische Selbstreferenz
(oder auf einen lebenszeitlich von "Kappes und Kartoffeln" erhaltenen
Molekülhaufen) zu begegnen ist.
es ist doch guter rhetorik-usus, dass derjenige, der eine zumal
"exotische" behauptung aufstellt, wie "gott und damit
zusammenhängendes",
zumindest einen nachweis anführt, dass diese seine behauptung
zumindest einen anfangsverdacht auf richtigkeit liefert?
und es ist nicht sache des opponenten, die behauptung zu widerlegen,
wenn der behauptende nicht liefert (nicht liefern kann)
ich muss dir also "gott" nicht widerlegen, sondern du bist in der
pflicht, ihn wenigstens anfangsverdacht-zu-beweisen ?
kannst du das nicht (oder willst du das nicht), so der rhetorik-usus,
ist das argument "gott" damit erledigt ...
Aus Deiner Sicht meinetwegen erledigt, wie sich meine Sicht dazu
ausnimmt, habe ich oben (vermutlich wieder einmal viel zu umfänglich)
beschrieben.
*
don quichote kann man übrigens auf unterschiedliche arten lesen,
und auf manche arten ist er ähnlich tiefgründig wie etwa "sysiphus"
**
und natürlich haben mich auch zahlreiche negative erlebnisse mit
religion und religiösen zusätzlich darauf geprägt,
diesen ganzen geistig/mentalen unrat entschieden abzulehnen
Nun, das bleibt wohl Dein persönliches Schicksal (eben genau aus den von
mir beschriebenen Gründen). Dem sollte bzw. muss man sich jedoch nicht
ergeben.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
ich grüße Dich und in die runde,
wh.
------------------------------------------------------------------------
Avast logo <https://www.avast.com/antivirus>
Diese E-Mail wurde von Avast Antivirus-Software auf Viren geprüft.
www.avast.com <https://www.avast.com/antivirus>
<#DAB4FAD8-2DD7-40BB-A1B8-4E2AA1F9FDF2>