Hi RF,
ja, Stimmungsbilder sind keine Tathergänge, aber eine Richtungswahl wäre gemäß
Wahlprogrammen und einer Zweidrittelmehrheit für Grün-Links durchaus möglich, nicht nur
hinsichtlich des Klimaschutzes:
https://diw-econ.de/publikationen/wie-viel-klimaneutralitaet-steckt-in-den-…
<https://diw-econ.de/publikationen/wie-viel-klimaneutralitaet-steckt-in-den-wahlprogrammen/>
Mit Zweidrittelmehrheit könnte immerhin das Grundgesetz vom religiös-moralischen Ballast
befreit werden und bspw. für mehr Selbstbestimmung der Frauen und weniger Verbote in der
Drogenpolitik gesorgt werden. Aber ich träume natürlich wieder; denn zu einer solchen
Richtungsentscheidung wird es nicht kommen, da Christen und Sozis die Mehrheit behalten
werden.
IT
Am 18.09.2021 um 17:52 schrieb Rat Frag via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
[Philweb]
Hallo,
dazu von mir nur zwei Anmerkungen:
1. Die Interpretation der Studie ist zumindest sehr fraglich. Es darf
nämlich gefragt werden, was denn den Willen eines Menschen ausdrückt. Das
*verbale* Bekenntnis zu einer Sache oder doch eher die *realen* Handlungen.
Der Glaube daran, dass das verbale Bekenntnis die wahren Absichten
ausdrückt, führt dann zu solchen Theorien wie zu überwindende Trägheit,
Gewohnheiten, gar sündhafte Natur des Menschen.
Es ist aber ungewohnt, es genau umgekehrt zu sehen: Die verbalen
Bekenntnisse entstehen ja in einem bestimmten sozialen Kontext. Gilt in
diesem "Ökologisch, altruistisch usw." == Gut == Gesellschaftlich
erwünscht, besteht ein Druck auf die Befragten, sich in genau diese eine
Richtung zu äußern. Sie haben gelernt, dass eben solche Verhaltensweisen
die "korrekte" Antwort auf die Frage ist, ebenso wie es viele andere
auswendig gelernte, aber inhaltlich kaum verstandene Antworten gibt. Würde
man sie aber im Alltag mit diesen Antworten "nerven", würde man schnell als
Moralapostel dastehen.
Das selbe gilt selbstredend auch für andere Felder der Psychologie, wenn
etwa nach dem Nutzen von Altruismus für das Glück gefragt wird.
Der Gefahr muss sich ein Psychologe immer bewusst sei.
2. Ich denke nicht, dass wir es dieses Jahr mit einer "Richtungswahl" zu
tun haben, und zwar aus folgenden Gründen:
2.1. Wesentliche Weichenstellungen sind bereits erfolgt. Die Politik wird
in vieler Hinsicht mehr *"reagieren"* als regieren.
2.2. Durch die fortschreitende Verrechtlichung werden viele
Richtungsentscheidungen an Gerichten geklärt, nicht mehr durch Wahlen und
Parlamente.
2.3. Ich glaube auch nicht daran, dass irgendeine Partei eine große
Richtungsänderung durchführt.
Mit freundlichen Gruß
Der, wie immer, ratlose.