Am 27.11.2024 um 18:19 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 27.11.24 um 17:17 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb:
Du hattest gefragt, ob ich die qm Verschränkung
für ein Mysterium halte.
Das hatte ich auch so verstanden, und verstehe dieses x auch so, das habe ich ja auch mit
dem Wort "Gottesteilchen" für eine andere Sache angedeutet. Dort denke ich auch
kein Mysterium. Wenn etwas Neues erfunden, entdeckt, fabriziert, gedacht wird, mag ich
zwar staunen, aber so schnell brauche ich das Wort Mysterium nicht. Ich nutze dann auch
nicht das Wort Rätsel, so als wäre da eine weitere Beschreibung erforderlich, und ich
müsste dabei ständig denken, dass dort ein Rätsel ist. Dass an der Musk-Rakete Raptoren
sind, nehme ich zur Kenntnis, nur sehe ich diese weder als mysteriös noch als rätselhaft
an. Damit wollte ich sagen, dass es neue Sachen auch im Nicht-Submolekularen gibt. Das
Göttinger Ei gibt es leider nicht mehr, von diesem habe ich heute erfahren.
Hi JH,
Ob Mysterium oder Rätsel, die Physik ist beides nicht, aber die Natur oder der Mensch kann
mysteriös oder rätselhaft sein, wie etwa die Zeit oder das Bewusstsein. Darum herum wird
seit Jahrtausenden gedacht und geschrieben. Sind wir hier weiter gekommen?
ein Mysterium
ist es für mich, wie ... ein gebildeter Zeitgenosse ...
Diese Satzform gebrauchte ein Bekannter von mir, der voll Atheist wurde, nachdem er immer
jahrelang von diesem Geistigem sprach. Ein anderer Bekannter kam hinzu, der sogar in einer
hohen Kirche vorbetet. Der Atheist fragte: "Wie kann ein gebildeter ... so einen Kram
von der unbefleckten Empfängnis verbreiten."
Ich hatte ja in dem Zusammenhang nach Karls Vorurteilen gefragt. Zu Deinen Vorurteilen
gehört das Assoziieren anderer Wortverwendungen. Ich bezog mich mit meiner Frage auf die
Esoterik, da Karl von Gedankenübertragung und Morphogenese schrieb. Weitere Bezüge
hinsichtlich der Diskrepanz zwischen Bildung und Unsinn sind neben Esoterik und Religion
Philosophie und Politik. Grundlegend dabei ist die Übervereinfachung und Gleichmacherei
durch Worte in der Umgangssprache, die deshalb auch als Volks-Esoterik, -Religion,
-Philosophie und -Politik bezeichnet werden könnte.
Morphogenese kommt nicht nur in der Esoterik und Verschränkung nicht nur in der
Umgangssprache, sondern auch in der Physik vor. Dort beziehen sich die Worte aber
nachvollziehbar auf Formalismen und Experimente. Wäre es nicht hilfreich, gleiche Worte in
Alltag und Wissenschaft hinsichtlich ihrer Bedeutung zu unterscheiden? Z.B. durch Hinweis
auf ihren Ursprung, also nicht nur vage von Verschränkung, sondern von physikalischer bzw.
alltäglicher Verschränkung zu schreiben? Letztlich ginge es dabei um die Vermeidung von
Metaphern.
Metaphern können am Anfang des Philosophierens stehen, sollten im Fortgang der Gedanken
aber zunehmend präzisiert werden. In dem Satz „Mathematik ist der Geist des Universums“
wird „Geist“ zunächst nur metaphorisch gebraucht. Da es sich bei der Mathematik um eine
Geisteswissenschaft wie um eine Kunstsprache handelt, wird mit dem „Geist des Universums“
bzw. dem „Universalgeist" folglich nur noch Mathematisches gemeint. Entsprechend
könnte die Umgangssprache als Geist des Menschen bezeichnet werden bzw. mit Menschengeist
Umgangssprachliches gemeint sein. Insofern (normalsinnige) Menschen mehr oder minder
sprachkompetent sind, sind die geistreich. Und insofern sie mehr oder weniger
Mathe-kompetent sind, verfügen sie über Universalgeist. Eine über diese Andeutungen
hinausgehende Begründbarkeit der Wortverwendungen scheint mir offensichtlich.
IT