Am 27.11.20 um 01:25 schrieb Karl Janssen:
Was obiges Kühlschrank-Beispiel anbelangt, würde ich
einen Unterschied
zunächst darin ausmachen, dass mit ersterem Satz eine unmittelbare
Ansprache gegeben ist, zum Beispiel: Eine Mutter hat für den geplanten
Spieleabend eine Bowle zubereitet und in den Kühlschrank gestellt; als
die Familie mit Eifer beim Spielen ist, gibt sie den (noch
geheimnisbergenden) Hinweis: Im Kühlschrank steht ein gutes Getränk!
Entschuldige, aber hier sündigst du gegen die Hermeneutik, ich schimpfe
aber nicht, keine Sorge. Es muss alles aus dem Satz genommen werden, und
nichts darf dazu gefügt werden. Dass wir das heimlich tun, ist ok.
Vielleicht hast du das vergessen. Sogar die Juristen halten sich daran.
Aber ok, viele machen Sätze zu Sätzen, wobei es kein Ende gibt, und
sogar am Ende ist der erste Satz völlig vergessen. Vielleicht war der
erste Satz nur ein guter Anlass, alles dazu besser zu sagen. Viele
übersetzen Wörter, statt bei den gesagten Wörtern zu bleiben. Übrigens
machen "die Juristen" diesen Fehler auch.
Sicher war ich so wie der Schachspieler, der vom ersten Zug profitiert,
als ich zwei Arten Sätze gegenüber stellte. Aber ich spiele nicht, ich
will niemanden hereinlegen. Übrigens: Hermeneutik steht nicht auf meiner
Fahne, nur reduziert die genannte Vorgehensweise die Komplexität schon
mal vorläufig, bevor es zu einer Suche nach dem Kontext übergehen kann
und darf. Zur Biographie der Person überzugehen, wäre ein
Argumentum_ad_hominem, siehe unten, das wäre nicht besonders katholisch.
> Für die nähere Bestimmung des zweiten, um „wissen“
erweiterten Satz müsste man zunächst aus dem Kontext der Erzählung entnehmen können, wer
denn „er“ ist, bzw. wer damit gemeint ist.
Also nix da, "aus dem Kontext herausnehmen", haha.
> Ach ja, noch zur Rolle der Mutter, also
selbstredend der Frau (aus einem anderen Thread hier spontan entnommen):
>
> Gestern haben mich liebevoll wie gleichermaßen sehr geübte Hände einer
Krankenschwester in allerlei Verbandszeug verpackt (nach ambulanter OP). Welches
Vertrauen, welche Kraft sie doch damit vermittelt hat.
Ich hätte mich auch gefreut.
> „Femen- und Gender-...“
Das ... habe ich
überhört, bei Femenfrauen gefällt mir ihr mutiges
Auftreten, weniges andere nicht, hatte sogar ... (ich sage es lieber
nicht).
> Nicht gläubiger Glaubender. Das hört man oft. Ob
ich so einer bin?
> Ich kann und will nicht alles wiederholen, was ich in diesem
> Zusammenhang hier „zum Besten“ gegeben habe.
Ich erlaube mir, obwohl das eine
"Sünde" ist, ich nutze gerne das Wort,
nicht zum Spott, deinen Absatz mit Punkten zu ersetzen, bis zum letzten
Satz:
> ....Diese meine Annahme gründet also nicht auf
Glauben (in üblich christlicher Sicht) oder faktischem Wissen, sondern auf eine nicht
aussprechbare „innere Erfahrung“, die sich mit jedem Lebensjahrzehnt mehr zu einer
Gewissheit resp. Überzeugung geformt hat.
Dazu könnte viel geschrieben werden. Teils aus dem Kontext genommen,
aber nicht unbedingt. Ohne wie oben geschrieben Zusätzliches
(verbotenerweise) zu schreiben. Ich fange hinten an. Gewissheit oder
Überzeugung ist eine Art Wichtigmachung (von Sätzen, Wörtern usw. vs.
Personen), das ist ok, auch mit Behauptungssätzen will der sie sagende
etwas betonen oder verstärken.
Eine Sache kann einer Person mit der Zeit immer wichtiger werden, das
stimmt. Oder es kann sein, dass sie immer mehr meint, dass sie dorthin
gehört, wo sie ist.
Dann lese ich aber drei Sachen im ersten Teil des Satzes. Das dritte ist
mir jetzt neu, aber warum sollte ich "die innere ..." auf das erste
(Glauben) oder das zweite (Wissen) zurückführen? Das darf ich nicht, es
ist und bleibt ein Drittes. Das sagt der Satz.
Dann das Wort "meine Annahme". Es zeigt, dass "du" so sicher auch
nicht
warst. Und wenn eine Annahme immer mehr zu einer Gewissheit wurde, was
dann? Ist man dann nicht extremer geworden, statt beim Unsicheren zu
bleiben. Könnte dann nicht eine "kognitive Dissonanz" am Werk gewesen
sein? Das ist keine Annahme von mir, weil ich nicht ernsthaft im
Speziellen von "kognitiver Dissonanz" ausgehe, nicht einmal wenn
Opportunismus im Spiel ist, sondern ich meine manchmal, dass diese immer
am Werk ist, und sich damit relativiert.
Gehe ich vom faktischen Wissensbegriff aus, würde ich
bei dieser Formulierung bleiben wollen: ....
Ok.
>> Oh, zu Sokrates in diesem Fall fällt mir
spontan nichts ein; gibt’s in der philweb-Runde einen ausgewiesenen Sokrates-Kenner?
Auch ein Rasiermesser-Kenner wäre mir willkommen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rasiermesser_(Philosophie)
Denn es gibt mittlerweile viele davon.
Zufällig bin ich weiter der Nase folgend auf folgende Seiten gestoßen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Godwin%E2%80%99s_law
https://de.wikipedia.org/wiki/Reductio_ad_Hitlerum
https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem
Gab es schon derartige Argumente hier auf Philweb? Ich meine nicht unter
den Teilnehmern, sondern in Bezug auf die anderen.
Vielen Dank!
JH