Am 05.04.21 um 02:54 schrieb K. Janssen:
immer wieder stelle ich fest, wie schwierig es für
mich ist, einen
Bezug auf Deine Fragen herzustellen; so müsste ich eigentlich passen,
sie zu beantworten, möchte diese aber auch nicht einfach im Raum
stehen lassen.
Das wäre auch ok gewesen, jeder für sich passt von Zeit zu Zeit, sich
zum Antworten zwingen ist auch nicht die Sahne. Ich habe
zwischenzeitlich mehrere Sachen zusammengestellt, und kann einiges dazu
begründen, nur will ich den Teig nicht ins Schaufenster stellen, es
würde nur weitere (berechtigte) Fragen verursachen, und es wäre zu viel
hier. Zu dem was du schriebst, also nur wenige Sätze:
- Perfektion ist eine andere Dimension als System (für mich alles, wie
z.B. Wissenssysteme, auch fragwürdige wie Homöopathie, Ideologien,
Wahnsysteme, ich bleibe hier jedoch lieber bei der Gattung, die
Spezifizierung hilft nicht weiter),
- Perfektion und Genauigkeit sind beieinander, beide sind manchmal
sinnvoll oder gar erforderlich, als eine Frage der Anpassung,
- externe Streitvermeidung, die Kommunikationisten gerne betreiben, und
interne Streitvermeidung durch versuchten Einklang mit Instanzen, Normen
oder Umständen.
Wenn Du, Joseph mit Deiner Frage darauf hinweisen
wolltest, dass mit
dem Hang zum Perfektionismus letztlich ein Scheitern (an welchen
Aufgaben und Zielen immer) verbunden ist, dann muss diesbezüglich die
Frage nach der Art des Scheiterns gestellt werden und darüber hinaus,
ob denn Perfektionismus überhaupt zu einem Ziel (zu einem „guten
Ende“) führen kann.
Ja, kann er, denke an chirurgische Operationen, das stellte ich somit
nicht in Frage, und dass er scheitern kann, auch darauf wollte ich nicht
hinweisen.
Womöglich stellst Du die Frage im Zusammenhang der
hier geführten
Debatten, die bisweilen ebenso von einer gewissen Obsession geprägt
sind, nämlich dem kompromisslosen Beharren auf jeweiligen
Vorstellungen, Weltbildern, Thesen etc.
Leider auch nicht in diesem Zusammenhang, weil auch Obsession und System
unterschiedliche Dimensionen sind. Obsession, Zwang, Perfektion gehören
ungenau gesagt zusammen, das stimmt wiederum.
Derartiges Bestreben, die eigene (perfekt geglaubte)
Sicht der Dinge,
die man auch um jeden Preis argumentativ missionieren möchte, kann
nicht zu einem einvernehmlichen Abschluss, sondern letztlich nur zu
einem Ende der Debatte ohne Übereinstimmung führen. Damit sei
natürlich nicht gesagt, dass alle Debatten im Konsens enden müssten!
Auch hier geht es nicht darum, ob die "Sicht der Dinge" perfekt geglaubt
wird oder nicht. Ich habe dies nachgedacht und kam zum Schluss, dass
jedwede sich widersprechende Sätze zwischen Personen oder bei sich
selbst eigentlich keinen Streit hervorrufen können. Folgendes Beispiel:
Angenommen A sieht die blaue Seite eines Objektes, und B die grüne, wo
ist da die Streitmöglichkeit, die perfekt geglaubte Sicht? Und wenn A
sagen kann: Schau doch mal bitte von hier, was dann? Wie ich dies auch
bei anderen Sachen anwende, sehe ich auch dort keine Probleme. Ich gehe
davon aus, dass schon Immanuel Kant die Unmöglichkeit des Streits um
Sätze erkannte, und das Korollar dazu ist: Wo Personen um Sätze
streiten, haben sie Kant nicht verstanden. Eine weitere Folgerung: Wenn
gestritten wird, muss der Grund des Streitens anderswo als in der
Unterschiedlichkeit oder Widersprüchlichkeit von Sätzen liegen. Sicher,
wer mit einem Satz reitet, auf einem Pferd mit Lanze, was kann er dann
anders als in den Kampf ziehen?
Auf Toscanini bezogen, .... absolut sicher war, dieses
Ziel zu
erreichen; diesbezüglich kam er definitiv nicht an (s)ein Ende!
Und wenn er merkte, dass er es nicht mehr erreichen konnte? Und wenn die
Motivation auch ans Ende kam? Wenn sich eine Art existenzieller
Sinnlosigkeit präsentierte?
Damit könnte man schlussendlich sagen: Wenn ein
Sachverhalt absolut
objektive Gültigkeit hat, kann dieser mit allen Mitteln vertreten bzw.
zu einem Ziel (zu einem Ende) gebracht werden, welchen Aufwand dieses
Bemühen auch immer mit sich bringen wird.
Gedankenexperiment können (ceteris paribus) externe Schranken wegdenken:
Medizinwissen hat abs. obj. ..., ..., mit welchem Ziel? Bis alle mit 120
Jahren in Maschinenkästen leben, jede Stunde einmal geimpft werden
müssen, und Roboter um sich herum haben?
Fortbewegungswissen, .., ... Bis alle zum Mond hin und Zurück können?
Joseph Hipp