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Am 26.11.2020 um 20:06 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
zu sagen.
Mit „Glaubenden“ bin ich wohl gemeint, Joseph, oder?
Ja/nein, so einfach habe ich es nicht gemeint. Und viele meinen zu wissen, und glauben
trotzdem dabei.
Das glaube ich auch :-)
Wenn ich den Satz höre: "Im Kühlschrank steht ein
gutes Getränk." Was nutzt es mir dann, das Verb "wissen" zusätzlich zu
verwenden wie im Satz: "Er hat gerade gesagt, er wüsste, da sei ein gutes Getränk im
Kühlschrank."
Nun war „Satzanalyse“ schon zu Schulzeiten nicht meine Sache und so sollte ich mich
diesbezüglich zurückhalten (denke, dass hier Claus oder Ratfrag die richtigen Antworten
haben).
Meine Art zu schreiben ist wohl eher, die meines Denkens: kompliziert, bisweilen in sich
bis zur Unverständlichkeit verwickelt; sehr zum Leidwesen derer, die sich damit
auseinandersetzen sollen oder müssen.
Was obiges Kühlschrank-Beispiel anbelangt, würde ich einen Unterschied zunächst darin
ausmachen, dass mit ersterem Satz eine unmittelbare Ansprache gegeben ist, zum Beispiel:
Eine Mutter hat für den geplanten Spieleabend eine Bowle zubereitet und in den
Kühlschrank gestellt; als die Familie mit Eifer beim Spielen ist, gibt sie den (noch
geheimnisbergenden) Hinweis: Im Kühlschrank steht ein gutes Getränk!
Für die nähere Bestimmung des zweiten, um „wissen“ erweiterten Satz müsste man zunächst
aus dem Kontext der Erzählung entnehmen können, wer denn „er“ ist, bzw. wer damit gemeint
ist.
Um beim Beispiel zu bleiben: ist dieser „er“ der Familienvater, könnte er der Mutter die
Überraschung stehlen, indem er der spielenden Familie verkündet, er wisse, dass ein gutes
Getränk im Kühlschrank steht (hier mit der Verbform des Imperativ aktiv ausgedrückt).
Der vorwegnehmende „Verrat“ ist seinem Durst geschuldet: er hatte sich ein Bier aus dem
Kühlschrank geholt und hat glücklicherweise die Bowle verschont!
Man sieht schon, dass selbst in Satzbau nicht geübte Zeitgenossen wie ich, aus allem eine
„Doktorarbeit“ - oder aber zumindest eine „Story“ zaubern können :-))
Ach ja, noch zur Rolle der Mutter, also selbstredend der Frau (aus einem anderen Thread
hier spontan entnommen):
Gestern haben mich liebevoll wie gleichermaßen sehr geübte Hände einer Krankenschwester
in allerlei Verbandszeug verpackt (nach ambulanter OP). Welches Vertrauen, welche Kraft
sie doch damit vermittelt hat. Keiner, sie nicht - ich nicht, hätte auch nur mit einem
Gedanken an die heute so populistisch ausgeschlachtete Rolle von Frauen in unserer
Gesellschaft gedacht. Ich will damit nicht sagen, dass es keine Ungleichbehandlung gibt
(schon gar nicht auf die Welt bezogen). Wir, also die Krankenschwester und ich, haben
prompt darüber gesprochen und ich habe ihr erzählt, dass ich in sehr jungen Jahren Mädchen
nahezu als „etwas Heiliges“ gesehen hatte, es war nicht die Zeit der plumpen Anmache und
für die erwachsenen Männer war es die Zeit der Kavallerie (wenngleich manche Geste
geheuchelt sein mochte). Ich sehe heute noch in der Frau das Besondere, eben genau jene
Wesensart, die Männer nun mal naturgemäß nicht verkörpern können. Das sollte das
eigentliche Selbstverständnis in der Sicht auf die Geschlechter sein und nicht dieser mich
anwidernde „Femen- und Gender-Zirkus“, womit man m..E. dem Rollenverständnis jeder
gebildeten Frau, als in ihrer puren und integeren Wesensart auftretend, letztlich nur
schaden kann. Meine Meinung ist: Männer müssen nicht Frauen deren gesellschaftliche Rolle
erklären oder zuspielen, der von mir beschriebene Frauentyp kann das selbst und auf diesen
kommt es an!
Nach diesem Zwischenruf wieder zurück zu den Wörtern!
Zudem ist es so, als wollten diese Wörter an der
Person kleben. Wie in Sätzen wie "Ich bin ein ...". Es geht nicht mehr um die
Sache, sondern um die Person und die Sache. Manchmal sogar um ihre Biografie. Wenn noch
das Wort "Bewusstsein" zusätzlich gesagt würde, könnte ich nur sagen: "Ich
passe."
Und ich gestehe auf‘s Neue - bei solcherart Wortspielen bin ich schwach - also sollte auch
ich passen!
Im weiteren
Sinn trifft das jedoch nur auf mich zu(wie hier ausgeführt), als ich das in meinen jungen
Jahren entwickelte Vorhaben aufgeben musste, nicht an einen Gott glauben zu müssen sondern
von diesem überzeugt sein zu können. Kurz: nicht glauben müssen sondern wissen können.
Heute bin ich zwar immer noch von der Existenz einer immateriellen Entität (der man
göttliche Attribute zuschreiben kann) überzeugt, glaube aber nicht an einen (im üblich
religiösen Verständnis aufgefassten) personalen Gott; einem menschengedachten Gott, dem
man, ob seiner ihm zugeschriebenen Allmächtigkeit, alleinige Verantwortung für alle
Geschehnisse dieser Welt zuschiebt. Ich denke, es sind alleine wir Menschen, die für ihr
Leben und jenes dieser Erdenwelt verantwortlich sind. Und eben an diesen von Menschen
erdachten Gott glaube ich nicht! Insoweit bin ich nichtgläubig.
Mischst du da nicht vieles?
Ja sehr sicher! Mea culpa. Wohl dem, der das noch auseinander klabüstern kann.
Ich hatte mal einen guten Bekannten, der immer wieder
sagte, er sei ein nicht-gläubiger Glaubender. Irgendwann gab er diesen
"Restglauben" auch auf, wurde nicht nur zum Agnostiker, sondern zum Atheisten.
Und das mit glaube ich 50 Jahren. Und als ein uns bekannter Mönch dazu kam, der sogar in
der weißen Kathedrale in Paris die Messe sang, sagte er: "Wie kann ein erwachsener,
intelligenter, vernünftiger Mensch so was glauben, ich würde mich ins tiefste Loch
vergraben, aber nein, er macht es öffentlich."
Nicht gläubiger Glaubender. Das hört man oft. Ob ich so einer bin? Ich kann und will nicht
alles wiederholen, was ich in diesem Zusammenhang hier „zum Besten“ gegeben habe.
Also in Bezug auf christlichen Glauben nochmal in Kürze:
Ich glaube nicht an einen Gott, der dem (seit biblischen Zeiten) menschengemachten Bild
entspricht. Denn diese Zuschreibung von Göttlichkeit kann der unbeschreiblichen Substanz
einer von mir angenommenen immateriellen Entität (um auch hier nur diesen unzulänglichen
Begriff wählen zu können) nicht annähernd genügen. Diese meine Annahme gründet also nicht
auf Glauben (in üblich christlicher Sicht) oder faktischem Wissen, sondern auf eine nicht
aussprechbare „innere Erfahrung“, die sich mit jedem Lebensjahrzehnt mehr zu einer
Gewissheit resp. Überzeugung geformt hat.
Stefan Kober nutzte eine bestimmte Analogieform, in
etwa wie folgt. Wie wäre es, wenn du diesen deinen Satz umbauen würdest,
Glauben, sinnliche, Wahrnehmung, Erkennbares, gewusst, geglaubt, wissen
ersetzen mit:
Wissen, wahrnehmende, Sinnlichkeit, Erfühlbares, geglaubt, gewusst, glauben
Was Wissen anbetrifft, gehe ich davon aus, dass ein nicht mit unserer wahrnehmenden
Sinnlichkeit Erfühlbares somit nicht geglaubt sondern nur gewusst werden kann (ganz im
Sinne von „wissen heißt nicht glauben“).
Insoweit (ausschließlich) Erfühlbares sich zu einem „inneren Wissen“ verdichtet,
könnte diese Formulierung zutreffend sein.
Gehe ich vom faktischen Wissensbegriff aus, würde ich bei dieser Formulierung bleiben
wollen:
> Was Glauben anbetrifft, gehe ich davon aus, das
ein nicht mit unserer sinnlichen Wahrnehmung Erkennbares somit nicht gewusst sondern nur
geglaubt werden kann (ganz im Sinne von „glauben heißt nicht wissen“).
Ist der neue Satz richtig, gut und schön? Was würde
Sokrates dazu sagen?
Es kommt, wie beschrieben, auf die Prämisse an. Oh, zu Sokrates in diesem Fall fällt mir
spontan nichts ein; gibt’s in der philweb-Runde einen ausgewiesenen Sokrates-Kenner?
Das scheint
meiner oben beschriebenen Überzeugung von einer „göttlichen Entität“ zu widersprechen, da
man darüber nichts „wissen“ kann. Was dieser Überzeugung zugrundeliegt, hat weder Bezug
auf Glaube, noch auf Wissen sondern ist unaussprechliche Gewissheit. Es gibt keine Worte,
keine Sprache dafür
Warum produzierst du denn Wörter, Sätze dazu?
Um zumindest auf die mögliche Annahme eines Widerspruchs hinzuweisen; es bleiben
hier nur Wörter, Sätze, denn (wie kürzlich von mir hier geschrieben) fehlt uns in diesem
Forum die „Parasprache“.
Sokrates (um nochmal auf ihn zu kommen) könnte derartiges in seiner vermutlich stark
ausgeprägten Körpersprache (samt Gestik, Mimik) tatsächlich mit hinreichendem
Informationsgehalt zum verständlichen Ausdruck gebracht haben.
... Also:
„prüfet alles, das Beste behaltet!“ In diesem Zusammenhang: stelle das Betrachtete
gegeneinander und entnehme jeder Seite das Brauchbare resp. Nützliche.
Ich bin mir nun aber ganz und gar nicht sicher, ob ich mit dieser Einschätzung richtig
liege!
Doch doch, ich freue mich darüber!
Solchermaßen erfreut grüße ich Dich und die Runde bestens! - Karl
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