Am 31. Oktober 2021 18:33:21 MEZ schrieb Ingo Tessmann <tessmann(a)tu-harburg.de>de>:
Am 31.10.2021 um 16:45 schrieb Claus Zimmermann
via Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Logische Schlüsse als regelgeleitete Übergänge von einem Ausdruck oder Zeichengebilde zum
anderen setzen ja wohl voraus, daß man sprechen kann. Das Sammeln von Erfahrungen als
Grundlage von Erwartungen nicht. Ohne Sprache ist rational schon einiges möglich: "Ab
dem 8. Monat können sie Reaktionsalternativen wählen, ihr Tun sequenzieren, ordnen,
erinnern und Mittel-/Zweck-Verbindungen herstellen." (IT), aber mit Sprache noch
einiges mehr.
Hi Claus,
formal syntaktisch lassen sich Regeln für Übergänge zwischen Zeichengebilden sprachfrei
nachahmen. Logikkalküle ähneln damit Brettspielen, deren bildlich illustrierten Regeln man
ja auch sprachfrei folgen kann. Das ist gerade der Clou der operativen Logik und
Mathematik. Mit ihr beginnt noch vor der natürlichen Sprache die Kunstsprache Mathematik.
Kommentare dazu und Reflexionen darüber sind dann allerdings auf die Umgangssprache
angewiesen.
Du weisst ja, wer umgangssprachliche Audrucksformen ständig mit Spielen vergleicht, Ingo.
Siehe z.B. Elmar Cohors-Fresenborg, „Mathematik mit
Kalkülen und Maschinen“: „Calculi nannten die Römer die Steinchen, mit denen sie auf dem
Rechenbrett (lat. abacus) rechneten. Von diesem Wort ist das Wort „Kalkül“ abgeleitet. Ein
Beispiel für Kalküle sind die Logikkalküle. Das sind Regelsysteme zur formalen Umformung
von Sprachpartikeln mit dem Ziel, logische Beweise zu formalisieren und auf
kombinatorische Umformungen zurückzuführen. Allgemein sind Kalküle Regelsysteme zur rein
formalen Umformung von Zeichenreihen. Diese brauchen nicht nur lineare Worte über einem
Alphabet zu sein, es kann sich auch um Muster in der Ebene oder im Raum handeln, die nach
Regeln umgeformt werden. Faßt man Spielregeln für Brettspiele (Legespiele) als Kalküle
auf, ist man der ursprünglichen Wortbedeutung wieder sehr nahe gekommen.“
Aber das ist doch alles ein alter Hut; wieso Du und die meisten Menschen so an der
Umgangssprache hängen, ist mir nach wie vor ein Rätsel, reicht sie doch über den Umgang
der Menschen miteinander nicht hinaus und ignoriert die unendliche Reichhaltigkeit unserer
inneren und der äußeren Natur, der wir mit der Geburt ja schon und noch sprachfrei
ausgesetzt sind.
Mit der Umgangssprache lässt sich ausdrücken, worum es sich handelt, das ist ihr Sinn.
Alles quantitative lässt sich vermutlich mit den Mitteln der Mathematik genauer
ausdrücken.
Aber sie kennt keine Zwischentöne, keine Farben, sie klingt nicht. Wie dürr und ärmlich!
Nichts für mich.
IT