Am 08.02.2020 um 22:02 schrieb Arnold Schiller via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Was sollen
denn Mathematik und Religion gemeinsam haben?
Nehmen wir die Arbeiten von von Neumann/Morgenstern zu Spieltheorie und
zum Messen im allgemeinen, so ist nicht die mathematische Arbeit an sich
das Problem. Das Schluss, dass wir eben so nicht messen können ist
korrekt. Allerdings werden die zwei immer so zitiert "Weil wir nach
Neumann/Morgenstern messen können..." das haben die so nie gesagt und
auch nicht bewiesen. Sie haben lediglich dargestellt, was alles möglich
ist, wenn wir ein Maß haben. Und hier wird Mathematik dann zur Religion.
Beim Banach-Tarski-Paradox macht das ja keiner, dass man sich hinstellt
und sagt, man hätte zwei Goldkugeln. An der Mathematik wird dadurch
nichts falsch, nur was man mit ihr anstellt.
> Mathe besteht aus Definitionen, Theoremen, Beweisen und Berechnungen;
Ja, aber wenn ich das auf 99% Mensch anwende, den es
aber nur in der
Form 100% gibt und nicht zu 33% oder 66%, dann stimmt was nicht. Wenn im
Median alle ein bisschen hungern und 60 Prozent die Defintion von Armut
ist, dann verhungern unter Umständen die Armen. Wir gehen politisch
mathematisch so vor. Nennt man dann Wirtschaftszwänge. Hier werden
Zahlen zur Religion.
> Religion aus Mythen, Dogmen, Ritualen und
Symbolen. Der Mathematik kann man nicht vorwerfen, was mit ihr gemacht wird, wohl aber der
Religion, die nach wie vor die Politik bestimmt. Nicht Mathematiker, sondern gewählte
Politiker haben die Plünderung der Erde zu verantworten.
Die Mathematik kann nichts dafür, aber mit Formeln und
Rechenkünsten
wird im Prinzip das rationale Argument warum das falsch ist zum
Schweigen gebracht. Mathematik quasi als Waffe und die Mathematik hat ja
bekanntlich immer recht. Wer wird schon einer Zahl oder Formel
misstrauen. Das meine ich mit Mathematik als Religion.
Hi Arnold,
Du kritisierst den Umgang mit Mathematik. So ist halt der Mob, auch im Internet verbreiten
sich ja die Blöden so schön mit ihrem Schwachsinn. Beides spricht aber nicht gegen
Mathematik und Internet, sondern gegen den Mob und die Verblödung. Mathematik bildet,
während Religion verblödet, insofern kann ich Deinen Vorwurf nachvollziehen, aber alles
was verblödet ist nicht schon Religion.
Was wären weiter gedacht die Mythen, Dogmen, Rituale und Symbole in den
Propagande-Kampagnen der Meinungsmacher? Wir hatten ja gerade die so unterhaltsame wie
entlarvende „Umweltsau“, die durchs Mediendorf getrieben wurde. Wieder wurde der Mythos
von der Trümmerfrau und der Wiederaufbauleistung einer Generation beschworen, die zuvor
mehrheitlich den Kriegstreiber gewählt hatte. Auch das Dogma des Wirtschaftswachstums und
die Rituale in der Anbetung des Symbols Auto stammen aus der Zeit. "Macht Euch die
Erde untertan“, ist das noch immer wirksame Dogma der Christo- wie der Germano-Faschisten.
Wie löblich dagegen gebärden sich die jungen Klimaaktivisten, die sich gestützt auf
Mathematik und Naturwissenschaften für einen Ausweg aus der Krise engagieren, hinsichtlich
der Taten aber kaum Bedeutung erlangen werden. Das Kinderlied von der „Umweltsau“ passt
gut in den aktuellen Kontext, so wie es ursprünglich von der Holzauktion im Grunewald,
dann von der Inflation handelte und die Oma schließlich als "patente Frau“ feierte.
Und darauf reimt sich jetzt die „Umweltsau“. Denn der Ölverbrauch und die CO2-Emissionen
wurden besonders erst seit dem 1950 beginnenden Anthropozän vervielfacht.
Es grüßt,
Ingo