Am 19.10.2022 um 12:02 schrieb Ingo Tessmann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Bei Barad geht es weiter mit Kapitel Three "Niels Bohr’s Philosophy-Physics“, um
über seinen Phänomenalismus hinausgehend zu den Intra-Actions zu gelangen im Kapitel:
"A Bohrian Ontology: Phenomena and Intra-Actions.“ Bohrs Naturphilosophie ist ein
weites Feld, worauf Barad sich lediglich bezieht ist die ganzheitliche Sicht Bohrs auf die
Experimentiersituation. Im Anschluss an seinen Komplementarismus zwischen Wellen- und
Teilchenbild erschienen ihm die Objekte nur noch in Verbindung mit den
Experimentierverfahren auffassbar. Beide zusammengehörig machten für ihn das physikalische
Phänomen aus. Für Barad gilt deshalb: "A phenomenon is a specific intra-action of an
`object’ and the `measuring agencies’.“ Das kann sie so sehen, aber wie geht es weiter … ?
Moin Karl,
ergänzend dazu ihre Formulierung: "Phenomena are the ontological
inseparability/entanglement of intra-acting `agencies.’ That is phenomena are
ontologically primitive relations-relations without preexisting relata.“ Ohne Bezug auf
die Verschränkungs-Experimente ist das nicht verständlich. Wer die nicht kennen sollte,
wird durch das von Claus Kiefer 2015 in der Reihe „Klassische Texte der Wissenschaft"
herausgegebene Buch sachkundig an die Quellen herangeführt: „Albert Einstein, Boris
Podolsky, Nathan Rosen. Kann die quantenmechanische Beschreibung der physikalischen
Realität als vollständig betrachtet werden?“
Die erste Originalarbeit Aspects erschien 1981: "Experimental Tests of Realistic
Local Theories via Bell's Theorem. We have measured the linear polarization
correlation of the photons emitted in a radiative atomic cascade of calcium. A
high-efficiency source provided an improved statistical accuracy and an ability to perform
new tests. Our results, in excellent agreement with the quantum mechanical predictions,
strongly violate the generalized Bell's inequalities, and rule out the whole class of
realistic local theories. No significant change in results was observed with
source-polarizer separations of up to 6.5 m.“
Worin besteht nun genau das physikalische Phänomen der Verschränkung, wenn es aus
Beziehungs-Beziehungen hervorgehen soll? Aus den Photonen-Korrelationen der
Kalzium-Kaskade einerseits und der Intra-Aktion des Kalziums mit den messenden Akteuren
andererseits? Diese groben Unterscheidungen wären hinsichtlich der gesamten
Laborausstattung zur Durchführung des Experiments weiter zu verfeinern. Aber wie ließe
sich das alles philosophisch interpretieren? Dass nicht nur Photonen, sondern auch Wissen
und Sein verschränkt sein können? Barad scheint es darauf anzukommen, aber wie soll das
nachgewiesen werden können, wenn es mehr als Metaphorik sein soll?
IT