Karl Janssen über PhilWeb schrieb:
Ich denke, dass hier nicht ein Missverständnis zwischen uns, sondern
ein grundsätzlich verschiedener Denkansatz zu diesem Thema gegeben
ist. Die von mir zuletzt hier vorgestellten Wahrheitstheorien sind
wissenschaftlich etablierte Definitionen, die demnach allgemein
anerkannt sind, unbeschadet ihrer darauf bezogenen Kritik- bzw.
Schwachpunkte, wie diese jeder Theorie anhaften.
Somit sind zwar die genannten Wahrheitstheorien als solche anerkannt,
ein absolut gültiger Wahrheitsbegriff schlechthin, ist daraus (aus
genannten Gründen) nicht abzuleiten. Soweit wird die von Dir beteuerte
Übereinstimmung reichen und man könnte die Diskussion damit zum Ende
bringen.
Doch ebenso, wie bezüglich meiner Darstellung (obgleich nur
Zusammenstellung der geläufigen Theorien) Fragen offen blieben,
bleiben solche auch bezogen auf Deine Erklärungen zum
Wahrheitsbegriff, der sich insoweit von den o.a. Wahrheitstheorien
absetzt, als Du diese mit Hinweis auf grundsätzlich fallibel angelegte
Inferenzbildung im menschlichen Gehirn, quasi in sich zusammenstürzen
lässt:
wh: „autopoiesen sind die bilder und "filme" in unseren köpfen von
einer uns völlig unbekannt bleibenden "wirklichen wirklichkeit"
außerhalb der reichweite unserer selbstreferenz = unsere auch
erweiterten immunsysteme, deshalb können auch lügen innerhalb dieser
autopoiesen wahrheiten werden und/oder sein, wenn solchen weitere
korrektive inputs von außen fehlen, oder wenn uns selbst innerhalb der
autopoiesen keine logik-verwerfungen, oder "bauchgefühle", oder
"kognitive dissonanzen" als möglichekorrektiva zur verfügung stehen -
allzu oft genügt schon ein genügendes wiederholen von lügen oder
halbwahrheiten, um unser autopoietisches system auszutricksen, und
lügen in uns als wahrheiten zu verankern,….“
So kann ich nur mit Claus die Frage stellen, wovon Du redest bzw. was
Du hier bezogen auf ein jeweils eindeutiges WAHR/FALSCH zum Ausdruck
bringen willst.
Wenn Du a priori die Befähigung des Menschen zu rationaler Wahrnehmung
und gedanklicher Verarbeitung von Sachverhalten bezogen auf ihre
Faktizität (eben zufolge potentiell fehlerhafter Perzeption etc.) in
Abrede stellst, schließt sich tatsächlich ein nicht aufzulösender
Kreis, wodurch sich eine Person quasi in Selbstreferenz gefangen hält.
das ist falsch verstanden worden:
die körperliche und hirnlich/geistige selbstreferenz hat
selbstverständlich schnittstellen nach außerhalb über ihre grenzen
hinaus, das ist körperlich zb schon der fall, wenn wir essen und trinken
aufnehmen,
und hirnlich, wenn wir signale aus der physischen umwelt aufnehmen, die
damit zu information werden, und hirnlich dann in nachrichten
umgewandelt werden - ohne diese schnittstellen wäre kein lebewesen
überlebensfähig - die selbstreferenz betrifft nur den fakt, dass alles
was über diese schnittstellen hereinkommt, rein nach eigenen, "internen"
methoden verarbeitet und verwendet wird, und dass, bis eben auf diese
evolutionär genau definierten schnittstellen, somit ein funktional
regelrecht "abgeschlossenes system" vorliegt - letztlich ist sogar auch
der untergang solcher systeme, das finale wiederabsterben, durch dieses
selbstreferentsein bedingt
funktionales selbstreferentsein unterscheidet, ab einer gewissen stufe,
lebendiges von totem, zb mich von einem stein (sollte man auch bei der
zukünftigen suche nach leben im kosmos berücksichtigen)
und zu obigem von mir gesagtem, einfachst ausgedrückt:
weil wir in form selbstreferent funktionieren, lässt sich niemals
(genau) sagen, ob und inwieweit unsere hirnlich selbstreferent erzeugten
erlebens- und denk- ergebnisse mit einer wirklichen wirklichkeit außerhalb
von uns übereinstimmen, oder nur falsche analogien usw sind, eine
korrekturmöglichkeit ist uns immer erst im nachhinein gegeben, als:
überleben wir unsere vorstellungen von einer wirklichen wirklichkeit
oder nicht, aber auf diesem weg können eben auch massenhaft falsche
vorstellungen über die wirkliche wirklichkeit mitgeschleppt werden,
solange solche eben nicht kurzzeitig oder mittelfristig überlebensschädlich
sind (der stete fortschritt der wissenschaften ist ein direkter beweis
dafür, dass oft jahrtausendelang nicht-direkt-überlebensschädliche
vorstellungen als ganz sicheres wissen mitgeschleppt wurden und
natürlich immer
noch werden, zb sonne kreist um erde, dass war und ist noch immer als
vorstellung überlebens-unschädlich und zudem wahrnehmungs-evident, passt
nur nicht mehr mit anderen heutigen vorstellungen zusammen,
weshalb man diese vorstellung aufgab, und durch eine neue ersetzte: erde
kreist um sonne)
unsrere perzeption = wahrnehmung = für wahr nehmen, ist (hoffentlich,
meist, im allgemeinen) nicht falsch, sie wird aber eben selbstreferent
verarbeitet, und an dieser stelle liegt der schwachpunkt (einfaches
beispiel:
zb sog "illusionäre verkennung" als ergebnis einer selbstreferenten
signale-verarbeitung, und ohne korrektur-input von außen, oder kognitive
dissonanz im system, bleibt diese dann bestehen, zb als "gespenst gesehen")
wh.
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