Am 25.05.2021 um 12:37 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
ob du meinst, die Einstein-Antwort so einfach abgefertigt zu haben? Sonst achtest du ihn
doch sehr, oder irre ich? (ich weiß, nicht ideologisch!)
Hi JH,
Du hättest Deine Frageliste endlos fortsetzen können. Ich gehe nur kurz auf Einstein ein,
da ich ihn in der Tat besonders achte. Und so hatte ich seine Antwort natürlich nicht
abfertigen, sondern lediglich in einen angemessen Kontext stellen wollen; denn ich stimme
ihm selbstredend zu! Fehlende Anschaulichkeit wird noch heute von Ignoranten und Ideologen
als Kritik gegen Theorien vorgebracht, die sich nicht verstehen. Einstein war ein
sozialistischer Jude und Lenard ein deutschnationaler Reaktionär und solche Leute suchen
nach außerwissenschaftlichen Vorwänden, um die Theorien und ihre Urheber zu verunglimpfen.
Auf Anschaulichkeit jedenfalls kommt es in der Forschung nicht wesentlich an, wenngleich
sie als Heuristik und in der Lehre eine Rolle spielen mag.
Sätze, in denen die Frage gestellt wird, ob denn
Begriff A nicht in Relation zu Begriff B sein könnte, und Fragen nach diesen Relationen
sind nicht in meinem Bestand vorhanden. Dem entsprechend brauche ich auch das Wort
"Ideologie" nicht. Das Wort "Anschauung" braucht nicht genau definiert
zu werden, um zu verstehen, was Einstein sagte, es geht also nicht um einen
Begriffsstreit. Zum Beispiel dann nicht gefragt werden, ob Anschauung bei Kant dasselbe
war.
Wortspiele sind natürlich beliebig, aber Einstens Antwort zur Anschaulichkeit steht in
einem historischen Kontext, den es mitzudenken gilt, wenn man sie verstehen will.
Was heißt schon "erlangen"? Das geht doch
neben dem einher, was Einstein 1920 antwortete, das tat er sehr spezifisch. Ich war
bewusst nicht genau.
Auf Wörter kommt es mir nicht an, aber Einstein war ja Physiker und Heisenberg eiferte ihm
nach. Seine 1925 veröffentlichte Arbeit: "Über quantentheoretische Umdeutung
kinematischer und mechanischer Beziehungen“ ahmte noch die Gliederung der Arbeit Einsteins
„Zur Elektrodynamik bewegter Körper“ von 1905 nach. 1927 dann ging es ihm um den
anschaulichen Inhalt seiner Matrizenmechanik. Warum kam es ihm auf so etwas wie
Anschaulichkeit an?
IT
PS. In Deinem Text „Suche nach Referenzen“ hatte ich nur kurz hineingeschaut; bis es um
Marx und seine angebliche "Arbeitskraft als Referenz“ ging. Marxens Werttheorie im
Kapital ist schon ein wenig reichhaltiger und bis heute fehlt es an einer ausgearbeiteten
Werttheorie, wobei ich nicht nur an ökonomische Werte, sondern an Werte überhaupt denke.