Am 25.01.2024 um 07:09 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb:
Zur Einordnung der Sätze des IT: Sie sind mit der Denkweise A zu
verstehen, nach der die Vergangenheit sich in der Person erinnert.
Hierbei nimmt sie die Sätze in die Gegenwart. Diese Denkweise ist
analog zum Erleben selbst. Es ist so, als würde das Erlebte wieder
zurückgeholt, und etwa willentlich gestärkt. Das kann zwar mit dem
Wort Rekonstruktion versehen werden, wenn ja, wäre es eine schwache
oder gar keine. Denn der Ablauf würde ja schon vorliegen, er würde nur
wieder "vergegenwärtigt". Das "durch Belege" kann dazu kommen, ist
also nicht relevant, bzw. auch die Belege müssen hervorgeholt werden,
von Papierstücken oder aus der internen Vergangenheit. ...
kleiner anmerk bzgl "erinnerung"
das gehirn ist derart gegenwarts-beschäftigt und orientiert, dass man
folgendes herausbekommen hat:
(1) eine erinnerung an... wird aufgerufen und ist dann gegenwartspräsent
mit dem hirnlichen marker "ist erinnerung, keine gegenwart"
(2) dabei ist diese erinnerung an ihrem original-hirnplatz tatsächlich
gelöscht = nicht mehr vorhanden, das hirn ruft also erinnerung an nicht
als kopie ab,
sondern es ruft tatsächlich die originalerinnerung auf
(3) das präsent-erinnerte wird dann mit der jeweiligen gegenwart im
präsentspeicher/arbeitsspeicher (ca 210bit für 2,7sec) des hirns
abgeglichen, und dann auf den
ursprünglichen originalplatz der erinnerung, jetzt leer,
zurückgespeichert = das heißt: jede aufgerufene erinnerung wird
VERÄNDERT, weil mit hirnlicher gegenwart abgeglichen,
wird verändert wieder zurückgespeichert = die originalerinnerung ist
schon nach einmaligen aufruf und zurückspeichern nicht mehr als original
erhalten, sondern mit gegenwart
aufgeladen und "geglättet", weil das hirn primär damit beschäftigt ist,
seine konstruktion der gegenwart aufrecht zu erhalten, (dafür wirft es
sogar "erinnerung" über bord)
entdeckt hatte man das obige im rahmen militärische hirnforschung,
und als therapie angewandt ´wurde es zuerst experimentell militärisch,
um bei soldaten erlittene traumata zu behandeln,
mittlerweile wirds auch zivil erfolgreich angewendet
zwei anwendungen:
- man ruft ein trauma als erinnerung therapeutisch derart oft auf und
speichert es -nach oben: gegenwarts-verändert- zurück, bis der
trauma-inhalt entschärft ist, und ein betroffener trotz
trauma-residual unbeschadet weiterleben kann // das passt zusammen mit
den unbewussten selbstheilungsversuchen betroffener, die ihre traumata
immer wieder aufrufen und so durchleben =
deshalb geschieht das mit denen!, weil es, forciert duchgeführt, das
trauma tatsächlich entschärft
- oder, einfacher und wirksamer: man lässt den probanden ein trauma als
präsent aufrufen, und blockiert währenddessen medikamentös die
zurückspeicherung des traumas an seinen
"erinnerungsplatz", die medikamente gibts, und diese methode
funktioniert hervorragend, das trauma ist dann tatsächlich futsch,
vergessen, null, nicht mehr vorhanden
- diese methoden funktionieren natürlich nicht nur bei traumata, sondern
bei jeder erinnerung, und so beschäftigt man sich mittlerweile auch mit
der manipulation von erinnerungen,
und mit dem künstlichen setzen von erinnerungen (die es real nie gegeben
hat usw)
unsere erinnerungen sind alles andere als abbilder unserer tatsächlich
abgelebten vergangenheit = das hirn arbeitet auch hierbei "mit goldenem
pinsel", indem es unsere erinnerte vergangenheit
unablässig jeweils mit gegenwarts-schnippseln aktualisiert und dabei so
verändert, dass man von erinnerung mit recht als von einer
"legende"/(märchen) sprechen kann, weil dem hirn eben nichts
wichtiger ist (aus überlebensgründen) als seine energie-zehrende
konstruktion der gegenwart aufrecht zu erhalten (dem, was uns "vor
augen" steht), denn wichtiger, als den großvater original zu erinnern,
ist es, ein zb raubtier in der savanne zu entdecken, ehe es in
mich-fressen-könnender nähe ist,
auch/selbst erinnerung (an die wir frenetisch "als unverlierbaren
schatz" glauben) ist reine konstruktion unseres hirns !
wh.
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