Am 13.01.2021 um 05:15 schrieb waldemar_hammel:
Am 12.01.2021 um 16:43 schrieb Karl Janssen:
So will ich einfach nicht verstehen, warum Du
gegen Emergenz wetterst!
Und es wäre hier weiterführend zu erfahren, ob Du überhaupt eine Vorstellung davon hast.
lieber karl,
warum du auf dem emergenzprinzip als vermeintlich reale tatsache der
welt behaaren musst, erklärt teilweise:
wiki:
"" Emergenz (lateinisch
<https://de.wikipedia.org/wiki/Latein> emergere „Auftauchen“,
„Herauskommen“, „Emporsteigen“) bezeichnet die Möglichkeit der
Herausbildung von neuen Eigenschaften oder Strukturen eines Systems
<https://de.wikipedia.org/wiki/System> infolge des Zusammenspiels
seiner Elemente. Dabei lassen sich die emergenten Eigenschaften des
Systems nicht – oder jedenfalls nicht offensichtlich – auf
Eigenschaften der Elemente zurückführen, die diese isoliert aufweisen.
==> So wird in der Philosophie des Geistes
<https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie_des_Geistes> von einigen
Philosophen die Meinung vertreten, dass Bewusstsein
<https://de.wikipedia.org/wiki/Bewusstsein> eine emergente Eigenschaft
des Gehirns <https://de.wikipedia.org/wiki/Gehirn> sei. Emergente
Phänomene werden jedoch auch in der Physik, Chemie, Biologie,
Mathematik, Psychologie oder Soziologie beschrieben. Synonyme
sind Übersummativität und Fulguration
<https://de.wikipedia.org/wiki/Fulguration>. Analog zur Emergenz
spricht man bei der Eliminierung von Eigenschaften von Submergenz.""
= Imergenz
vereinfacht sagt das:
ein ganzes soll mehr (emergenz) oder weniger (imergenz) als die
(lineare/ nichtlineare) summe seiner teile sein ...
Nein, genau das eben nicht!
Meines Erachtens, Waldemar, kommt hier wieder unserer beiden
grundsätzlich unterschiedliche Sicht auf die Dinge zu Tragen.
Aber vielleicht erst noch ein Rückgriff auf den von mir im Zusammenhang
mit Emergenz (spontan) verwendeten Terminus "Fulguration". Er wird
zumeist wohl dem Konrad Lorenz zugeschrieben, weil dieser bei seinen
Tierbeobachtungen plötzlich (eher also spontan und unerwartet war -
umgangssprachlich typisch Lorenz - blitzartig), offenbar für ihn aus
einem Beobachtungsobjekt zunächst nicht erwartete bzw. erklärbare
Eigenschaften wahrgenommen hat.
Lorenz wurde und wird bisweilen heftig kritisiert; wie halt so üblich,
meist von jenen, die immer und zu jeder Zeit eine streng reproduzierbar,
beweisbar und unwiderlegbare Wissenschaftlichkeit ohne jede persönliche
Emotion und Meinung verlangen; letzteres ist selbstredend Voraussetzung
für quasi letztgültige Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung, der Weg
dahin kann aber -quasi kontextuell- durchaus auch von Erkenntnissen
begleitet und befeuert sein, die auf Intuition und quasi Zufall beruhen.
Und genau dieses ist mir persönlich auch wichtig und das prägt sehr
sicher auch meine Sicht auf die Welt und die (vermuteten) Dinge dahinter.
Thomas F. erwähnte hier zuletzt den Zeitbegriff und differenzierte
diesen als einerseits einen inhaltsleeren, rein quantitativen zur
Zählung/Messung essentiell erforderlichen und anderseits einem
Zeitbegriff, der die „feinkörnig-spezifische Qualität von Augenblicken,
Ergeignissen etc.“ zu erfassen vermag.
Sofern ich das richtig interpretiere, ist damit (eine Brücke bildend)
treffend ausgedrückt, was ich mit unserer beiden grundsätzlich!
unterschiedlichen Sichtweise (eben auch auf Emergenz) meine.
Während Du (als Planck-Anhänger) die Dinge der Welt bis auf die
Plancklänge heruntergebrochen abzählen resp. vereinzeln willst, also
nicht oder kaum Deine Gedankenwelt rein quantitativer „Raumzeitlichkeit“
verlassen willst/kannst, ist meine Perception generell zunächst von
einem „ganzheitlichen“ (wie abgedroschen dieses Wort nun auch ist!!)
Eindruck der gegenständlichen Lebenswelt bzw. dem Blick darauf geprägt.
Vielleicht dient als Beispiel mein Blick auf einen Baum, der mich
zunächst definitiv nicht daran denken lässt, welche und wieviele
Teilchen-Eigenschaften etc. da nun in ihm wechselwirken usf., sondern
fühle mich in einer (eigentlich nur in der Poesie oder in der Musik
ausdrückbaren) Einheit (also auch Wechselwirkung!) mit ihm verbunden.
Hört sich leider esoterisch an (CLM!), ist es für mich natürlich nicht,
dazu bin ich nun wieder zu sehr Techniker.
Dann bleibe ich nun kurz bei Technik, meinem Brot-Beruf (nun ja - bin
schon auch ein Technik-Freak :-)).
Dort ist exaktes „Zählen und Messen“ Grundvoraussetzung jeglich
gelingender Entwicklung (Ich habe als Entwicklungsingenieur beginnen
dürfen und nicht wie z.B. mein Sohn, der von Anfang an mit einer Flut
von administrativen Aufgaben - Doktorarbeiten zur Begründung von
Beschaffungen, Meetings, Präsentationen etc. überfrachtet wird). Und
wenn Du ein Handy hast, steckt darin auch ein Teil (eher die umgesetzte
Idee) einer meiner Entwicklungen vor vielen Jahren.
Zählen und Messen ist also unabweisbare Grundlage (nicht nur)
technischer Forschung und Entwicklung.
Am Beispiel der Konstruktion und der Nutzung eines Automobils könnte man
nun mein Verständnis von Emergenz verdeutlichen (ich denke, das hier
schon mal erläutert zu haben): CAD-gestützte Entwicklung bringt moderne
Fahrzeuge auf einen bisher nie erreichten Stand an passiver und aktiver
Fahrsicherheit. Mit der Möglichkeit vorgängiger Materialprüfung bis hin
zu ausgefeilten Abstimmungsprozessen der Fahrwerkskonstruktion steht die
gesamte Erfahrungs-Palette technischer Forschung im Automobilbau zur
Verfügung. Damit ist der technisch quantitative Teil einer Entwicklung
nahezu perfektioniert.
Was den qualitativen Aspekt eines individuell bei Nutzung des Fahrzeugs
empfundenen Fahrgefühls (Werbespot: Freude am Fahren etc) anbelangt, ist
ein gänzlich Anderes: Die „Summe“ dieser „ganzheitlichen“ individuellen
Eindrücke kann mit der abzählbaren „Summe“ aller verbauten Teile des
Fahrzeugs (diesem Autotyp schlechthin) nicht gleichgesetzt werden.
Es ist tatsächlich ein Neues, ein Anderes, eine bei der technischen
Entwicklung, also bei der „Zusammensetzung“ des Fahrzeugs nicht (oder
nur unzureichend) berechenbare „Übersummativität“ (Dein Wiki-Zitat).
Und diese „Summativität“ kann niemals quantitativ, sondern immer nur
qualitativ beschrieben bzw. empfunden sein.
---
da ich nun aber "max planck anhänger" bin, der diese welt aus sicht
der planck-größen sieht und sich erklärt,
und das ganze also aus sicht der "allgemeinen wechselwirkung" beurteilt,
gibt es für mich keine zwei gleichen "dinge" oberhalb von
5,39 mal 10 hoch (-44) sec,
denn nach dieser zeit hat das anfangs eine "ding" zum zeitpunkt t0
mindestens den semantischen abstand von "1" von dem "ding" nach
ablauf
der schon ersten planckzeit von 5 mal 10 hoch (-44),
und das "ding", das am zeitpunkt t0 vorlag, ist durch wechselwirkung
darauf zum zeitpunkt ( t0 + 5 mal 10 hoch (-44) ) bereits vernichtet =
es existiert nicht mehr
(ein etwas, das keine wechselwirkung (mehr) macht, hört in diesem
universum auf zu existieren,
"existieren" und "wechselwirken" sind synonyme,
die gesamte welt existiert nur deshalb, weil ihre inhalte in
planckzeit ununterbrochen wechselwirken,
deshalb ist jedes so-sein (zb ein schöner ruhiger wald) pure illusion,
aber auch dinge wie die solipsismen erweisen sich als purer blödsinn)
Für mich ist das zwar eine real existierende, jedoch für meine
Lebenswelt schlichtweg nicht relevante Zahlenakrobatik. Interessant
allemal - doch wer könnte sich jemals eine Vorstellung der schließlich
nur als mathematische Größe zu Papier gebrachte 5,39 mal 10 hoch (-44)
vorstellen. Sollten wir das tatsächlich im Alltag unserer Existenz
wahrzunehmen haben, würden wir den Berufsstand der Psychiater zu stärken
haben.
emergenz-anhänger interpretieren nun,
t0(a) => wechselwirkung => t1(a') seien immer noch dasselbe "ding",
nur mit "emergenter/imergenter eigenschaft beaufschlagt,
und kommen so zu ihrem universum von, aus meiner ansicht,
fehlinterpretationen
ich interpretiere den übergang t0 => t1 entsprechend oben gesagtem als
t0(a) => wechselwirkung => t1(b),
aus a ist nach ablauf schon einer einzigen planck-zeit ein b geworden
= ein völlig anderes "ding",
auch wenn a und b einander noch so ähnlich sein mögen
---
und wenn das so ist, sind emergenz/imergenz in diesem universum unmöglich,
und höchstens, sofern quantifizierbar (was ja gerade nicht der fall
ist), eine andere (überflüssige) ausdrucksweise für semantischen abstand,
der, nach planck, hingegen fast problemlos quantifizierbar ist
Wie gesagt, mit Engagement für quantitative Sicht auf Welt und Kosmos
durchaus interessant, aber die typischen "emergenz-anhänger" als
"Ganzheitsapostel" werden hier "abschnallen" :-))
Mich wirst Du hoffentlich nicht als solchen sehen!
ein ganzes ist danach NICHT mehr oder weniger als die
summe seiner teile,
sondern, auch wenn es noch so kontraintuitiv sein mag, etwas völlig
anderes, neues,
und das gilt für alle skalen: mikro, meso, und makro,
Rechnerisch "summatorisch" gesehen ist das selbstredend richtig, nur hat
das mit dem von mir (und vielen anderen u.a. vom hier zitierten 't
Hofft) verstandenen/benutzten Emergenzbegriff rein gar nichts zu tun.
ein elektron zb, das innerhalb 1 sec von A nach B
gelange,
hat auf dieser reise 5 mal 10 hoch (44) mal seine "gestalt" gewechselt,
indem nämlich 5 mal 10 hoch (44) planckzeiten abgelaufen sind,
hat sich in der eigenschaftensumme, aus der das "elektron" besteht,
die eigenraumzeit-eigenschaft um den faktor 5 mal 10 hoch (44) verändert,
und wenn sich in der eigenschaftensumme auch nur eine einzige
eigenschaft verändert, oder wegfällt, oder hinzukommt,
hat man schlicht ein anderes = ein neues "ding" vorliegen,
und eben nicht ein selbes "ding", das mit emergenzen oder imergenzen
beaufschlagt ist,
Ganz genau - ein Neues, ein Anderes! Und wenn man schon ohne Zahlen und
Werte nicht auskommen will: Das was Mensch als emergente
"Übersummativität" wahrnimmt, ist als diese Empfindung ja Teil seiner
Bewusstheit, die sich in seinem Gehirn/ZNS abbildet und dort prozessual
verarbeitet wird. Dort ist man mit großen Zahlen vertraut (ca 100
Milliarden Nervenzellen/Neurone), 100 Billionen Schaltstellen/Synapsen).
Ein Glück, dass ich mich nicht fortwährend und im Detail um "integrate
and fire" dieses neuronalen Geschehens kümmern muss. Daher meine
Überzeugung: Bewusstsein ist ein der physikalischen Struktur des
Gehirns/ZNS überlagertes (selbstorganisierendes) emergentes Geschehen
(State of Events, Consciousness plays an intrinsic role in the universe"
wie Penrose-Hameroff es beschreiben).
Da haben wir schon wieder den Sprung von Emergenz zu Bewusstsein und
Geist etc.
Was mich wirklich an Diskussionen stört ist eine aus dem "Brustton"
eigener Meinung bzw. Überzeugung vorgebrachte Argumentation, die andere
Sichtweisen grundsätzlich als "Quatsch, Unfug etc" abtut. So z.B. den
Emergenzbegriff (undiffenziert und aus isolierter Perspektive bewertet)
als nicht diskutierbaren Quatsch beiseite schieben zu wollen oder gar zu
diskreditieren:
wh: " "emergent" wird immer gerne hervorgeholt wenn
- wir etwas im prinzip wissbares noch nicht wissen
- als überflüssiger ausdruck für semantischen abstand
- von leuten, denen es an wissen mangelt, zur erklärung des ganzen welt,
alles möglichen
Nein, wirklich nicht! Du zitierst hier Wiki zum Thema - glaubst Du
wirklich, dass dort nur Leute beitragen, denen es an Wissen zur
Erklärung der Welt mangelt? Ganz schön überheblich, bei all der von Dir
in Anspruch genommenen "Demut".
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl