Wer hätte das gedacht? Parteilichkeit trübt Urteilsfähigkeit: „Susceptibility to online
misinformation: A systematic meta-analysis of demographic and psychological factors"
https://www.pnas.org/doi/epub/10.1073/pnas.2409329121
<https://www.pnas.org/doi/epub/10.1073/pnas.2409329121>
Aus der Pressemitteilung "in Kürze:
— Die Metaanalyse untersucht 31 US-Studien, um zu bestimmen, wie zentrale demografische
und psychologische Faktoren die Anfälligkeit für Fehlinformationen beeinflussen.
— Ältere Erwachsene, Demokraten und Personen mit höheren analytischen Denkfähigkeiten
können wahre und falsche Nachrichten besser unterscheiden.
— Vertrautheit und parteiische Verzerrung erhöhen die Tendenz, Nachrichten als wahr
einzustufen.
— Personen mit höheren analytischen Denkfähigkeiten zeigen eine stärkere parteiische
Verzerrung (motivierte Reflexion).
— Die Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse für die Theoriebildung und die Entwicklung
von Interventionsstrategien.“
IT
Am 24.01.2025 um 15:15 schrieb Ingo Tessmann
<tessmann(a)tu-harburg.de>de>:
Moin Karl,
Du schreibst: Thematisierung für die SPD bei 33%, die Grünen bei 29%, Union bei 19% und
FDP mit 12%, AfD und Linke 10 %. Ein interessantes Ergebnis, dass aber nichts mit der
idologischen Orientierung des ÖRN zu tun hat, sondern damit, dass häufiger über die
Regierung als über die Opposition berichtet wurde. Ich vermute, weil Regierungshandeln für
die Wählenden interessanter, weil folgenreichter ist als die Kritik dagegen und es einen
Kanzlerbonus gibt, zumal es die Covid-19-Pandemie gab und Russland den Krieg gegen die
Ukraine begann.
Zur Budestagswahl stimmten: 24,1 % Union, 25,7 % SPD, 14,8 % Grüne, 11,5 % FDP, 4,9 %
Linke, 10,3 % AfD. D.h. Regierung ca. 52 %, Opposition rund 40 %. Nach der nächsten
Bundestagswahl wird regierungsorientiert entsprechend häufiger über die Groko und Kanzler
Merz berichtet werden.
Zudem schrieb ich: Entscheidend ist doch nicht, ob Maßnahmen von links oder rechts
vorgeschlagen werden, sondern ob sie sinnvoll sind und in welchem Kontext sie erhoben
werden. D.h. werden die Quellen überprüft, Faktenchecks durchgeführt, Kommentare
von Nachrichten, Meinungen von Wissen getrennt und Themen nach ihrer Wichtigkeit bewertet.
Die von Dir auch bemängelte "queer-woke Dunstwolke" und andere
Nebenschauplätze werden nach meinem Eindruck eher von den Rechten übermäßig skandalisiert.
Womit wir wieder bei PLURV wären und der Rosinenpickerei. Gemäß Studie liegt der Anteil
der Gleichstellungspolitik beim ÖRR lediglich bei 1 %. Wer erzeugt Dir denn die queer-woke
Dunstwolke, vielleicht Du selbst -- oder befindest Du Dich in der des Bayern-Markus?
Zum Medienvertrauen nach Pandemie und "Zeitenwende" wird in der Studie auch
mitgeteilt, dass der Öffentlich-rechtliche Rundfunk informiere und einen Beitrag zur
Demokratie leiste: "Grundsätzlich befürwortet eine Mehrheit der Bevölkerung den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk: 72 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die
Informationsangebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wichtig sind. 62 Prozent stimmen
der Aussage zu, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen wichtigen Beitrag zur
Demokratie leistet und 54 Prozent sind mit seinen Informationsangeboten zufrieden. 40
Prozent äußern, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Vielfalt der Meinungen in der
Gesellschaft angemessen darstelle. Weitere 31 Prozent meinen, dies sei „teils, teils“ der
Fall.
Aus den Ergebnissen der Studie lässt sich schlussfolgern, dass derzeit eine Mehrheit den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Institution im Prinzip gutheißt und bewahren will,
seine konkreten Strukturen und Profile allerdings – sowohl allgemein als auch besonders in
bestimmten sozialen Gruppen – auf mehr oder weniger starke Kritik stoßen."
Am 24.01.25 um 00:42 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
> Da existieren mehrere Studien, wobei die an der
Uni Mainz verfasste m.E. die eingängigste Darlegung bietet. Darin wird die ideologische
Grundpositionierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks allgemein thematisiert und die
jeweilig politische Ausrichtung liberal-progressiv vs. konservativ-autoritär in Betracht
gezogen. Demnach liegt die Verteilung der jeweiligen Formate hinsichtlich ihrer spezifisch
anteiligen Thematisierung für die SPD bei 33%, die Grünen bei 29%, somit für „Linksgrün“
gesamt 62%. Demgegenüber steht der Anteil von Union bei 19% und FDP mit 12% zusammen dann
31%. Wer wollte hier noch leugnen, dass bei einem Verhältnis von ca. 60:30 bei 10% für den
Rest (AFD und genuin Linke) unabweisbar eine Linkslastigkeit bei der Berichterstattung
über und zu Parteien dieses Spektrums besteht.
>
> Das mag auch nicht verwundern, da der Löwenanteil des journalistischen Personals, vom
Voluntär bis zum Chefredakteur, einer linksgrün-orientierten Weltanschauung nahesteht.
Auch hierzu gibt es entsprechende Erhebungen.
>
> Im Zweifel „Linksgrün“ steht somit für die benannte Grundhaltung und ist maßgebend
für die tendenziös ausgerichtete Berichterstattung, die sich jedoch vornehmlich auf deren
moderierteren Anteil und allenfalls sublim auf faktenbasierte Nachrichten bezieht.
>
> Diese offensichtliche Unausgewogenheit ist selbstredend auch dem Umstand geschuldet,
dass Linksgrün als Koalitionspartner bisher die Regierungsverantwortung hat und als solche
notwendigerweise im Fokus der Berichterstattung steht.
>
> Eigentlich müssig, diese Zusammenhänge hier zu erörtern, da sie diesem Forum klar vor
Augen stehen. Und wer von uns hier politisch, weltanschaulich deutlich links steht, ist
notwendigerweise blind für diese „Farbe“, resp. hat keine objektive Perspektive darauf.
>
> Doch was sollte eigentlich gegen eine linksgerichtete Geisteshaltung und
dementsprechend ausgerichtete Gesellschaftspolitik stehen, solange diese nicht als
verqueere, woke Ideologie verstanden und durchgesetzt wird.
>
> Soweit ich mich als Befürworter einer breit angelegten politischen Mitte sehe,
verstehe ich darunter in erster Linie den Verzicht auf reaktionäre Denkmodelle, wie sie
gleichermaßen bei den politischen Rändern angelegt sind. Waldemar -lese ich gerade - hat
diesbezüglich natürlich seine für ihn typische Abwertung dieser Position vorgenommen. Hier
geht es aber nicht um die Wertung, sondern um faktenbezogene Attributierung des
thematisierten Sachverhalts.
>
> Kein Bürger wird von sich ehrlicherweise sagen können, sich nicht gelegentlich in
grenzwertiges Denken zu verlieren, wenn es um gesellschaftliche Probleme geht, wie z.B.
Kriminalität (insbes. wie aktuell wiederholt von Migranten verübt). Unter diesem
Gesichtspunkt sachlich, menschlich und gerecht zu urteilen, fällt schwer, da in erster
Linie unterschiedliches Kulturempfinden eine Rolle spielt.
>
> Was dabei die Migration anbelangt, kann es selbstredend nicht nur um wirtschaftliche,
sondern es muss vor allem um kulturelle Integration gehen und da liegt das Hauptproblem
zumeist in der ursprünglich familiären wie insbes, auch religiösen Sozialisation, die in
den Herkunftsländern allermeist auf patriarchal basierten „Wertesystemen“ aufsetzt.
>
> Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Diskrepanz zwischen dem von aussen
wahrnehmbaren Wohlstand, der hinreichend ordnungspolitischen Situation, der persönlichen
Freiheit der Bürger und dem real existierenden Anspruch des Staates auf Beteiligung am
Sozialsystem (Steuern samt sonstigen Abgaben etc.).
>
> Der Wohlstand dieses Landes fusst (bislang immer noch) auf der Arbeitsleistung des
Löwenanteils der Bevölkerung und entspringt nicht einem gottgegebenen „Schlaraffenland“.
Das eine ist also nicht ohne das andere zu haben und genau dieser Aspekt wird
augenscheinlich vom weit grössten Teil der Menschen, die unbedingt nach Deutschland
migrieren wollen, nicht gesehen, bzw. kann vermutlich aus einem prekären Umfeld der
Herkunftsländer heraus gar nicht gesehen werden. Eher steht der
> oberflächliche, von Medien (Smartphones all over the World) und Schleusern
vermittelte Blick im Fokus all der Menschen, die sich in der Hoffnung auf ein besseres
Leben auf den lebensgefährlichen Weg machen. Hier bricht für die meisten eine Illusion in
sich zusammen, ähnlich einer Fata Morgana und dies ist einer der Gründe, warum psychische
Probleme oftmals die drastische Folge dieser Desillusionierung ist.
>
> Und nun nochmal zur Politik. Eben benannte und weitere Gründe für politische Spaltung
liegen u.a. darin, dass die hier angeführten Aspekte von einer extrem konservativ
geprägten Gesellschaftsschicht nicht wahrgenommen werden, einerseits , weil man es nicht
will, andererseits, weil man es oftmals intellektuell nicht vermag.
>
> So wären hiesig politisch Verantwortliche gut beraten, sich dieses Hauptproblems
gemeinsam anzunehmen, um es nach bestem Gewissen und Vermögen soweit zu mindern, dass
Bürger dieses Bemühen erkennen und daher nicht auf von Randparteien postulierte Parolen
(auf)setzen.
>
> Eigentlich wollte ich kein Kurzreferat über Migration halten, doch genau dieses
Themenfeld ist „Stein des Anstosses“ schlechthin, wenn es um die Bewertung vergangenen
Regierungshandelns und jener der dafür verantwortlichen Parteien, nicht zuletzt aber um
deren programmatische, resp. ideologische Ausrichtung geht.
>
> Fest steht jedoch für mich, dass - ebenso wie in USA - derzeit das Problem
ungeregelter Migration tief in das persönliche Bedürfnis der Menschen nach Ordnung und
Gerechtigkeit einwirkt und da sind es vornehmlich jene, die Angst haben vor
konkurrierenden, resp. ungeklärten Situationen im persönlichen und kommunalen Umfeld,
sowie dem am Arbeitsplatz.
>
> Gut situierte, zumeist akademisch gebildete Zeitgenossen empfinden diesbezüglich weit
weniger Konkurrenz und wählen entsprechend die politische Sparte, aus der sie die meisten
Vorteile für ein liberal „wokes“, selbstbezogenes Leben erwarten können.
>
> Selbst Akademiker, der ich bin, spreche ich hinsichtlich derartiger Attitüde jedoch
ausdrücklich nicht für die eigene Kaste. Und was (gelungene) Migration anbelangt, werde
ich schon morgen wieder ein sehr freundliches Gespräch „über den Zaun“ mit einem Nachbarn
führen, der „noch nicht so lange in diesem Land lebt“. So könnte ich geradewegs auch
„Linksgrün“ wählen, wäre da eben nicht diese queer-woke Dunstwolke, die mir Sicht und Luft
raubt. So wähle ich nicht, sondern lebe „grün“, obendrein auch tatsächlich und
glücklicherweise im Grünen.