Wie könnte man sich Leben im Gegensatz zu Stilleben ohne die Möglichkeit eines
Nacheinanders vorstellen? Oder positiv und vielleicht etwas hochtrabend ausgedrückt: es
muss sich im Modus der Zeitlichkeit vollziehen. Wenn es ein Ende hat, wäre eine Sanduhr
das bessere Bild dafür als ein kreisender Zeiger bei aller Periodizität z.B. der
Jahreszeiten und Steuererklärungen.
Claus
Am 19. August 2024 07:53:18 MESZ schrieb "Landkammer, Joachim über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Könnte man nicht der (sicherlich normalerweise etwas
leichtfertigen) Rede vom „Verfließen der Zeit“ trotzdem einen Sinn abgewinnen, indem man
darauf verweist, daß sie eben nicht, wie für die Naturwissenschaftler, ein objektiver
Rahmen, eine Hintergrundkonstante oder so etwas, sondern (auch und zumeist) eine
subjektive Größe, „gelebte Zeit“, und insofern eine endliche Größe, die wenn sie nicht
„fließt“, dann aber doch „verfließt“, also: schrumpft, schmilzt, abnimmt, zu „Ende“ geht?
War das nicht Heideggers radikal-subjektiv-existentialistischer Rückbezug von Zeit auf
„Sein“? Zeit „fließt“ dann in dem gleichen herakliteischen Sinn wie ein Fluß eben
„fließt“: natürlich sind die Wasserpartikel nicht „verloren“, irgendwann kehren sie
vermutlich wieder, über verschiedene Aggregatszustände, und in diesem Sinne sind wir
irgendwie immer „vom gleichen Wasser umgeben“, aber doch nur, wenn wir uns ganz
abstrakt-holistisch-naturalistisch, mit einem God-eye´s view, betrachten. Warum sollte man
das tun? Die lebensweltliche Wahrheit ist, daß dieser aktuelle Fluß, vor dem ich jetzt
stehe und in den ich steigen kann, nie mehr so sein wird wie gerade jetzt. So ist es auch
mit der Menschenzeit: sie fließt eben (weg). Nicht das „alltägliche Zeiterleben ist eine
Art Ideologie“, sondern anders herum: alle auf diesem primären Zeitverständnis
abgeleiteten naturwissenschaftlichen und metaphysischen Zeitkonzepte sind Projektionen,
Extrapolationen, Verfremdungen von dann plötzlich nicht mehr fließender, sondern
stillstehender Zeit.
Hätte ich mal probehalber gesagt.
JL
Von: waldemar hammel über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>
Gesendet: Samstag, 17. August 2024 13:40
An: PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>
Cc: waldemar hammel <waha3103x(a)googlemail.com>
Betreff: [PhilWeb] Re: Gewalt ist (k)eine Lösung?
Am 15.08.2024 um 23:24 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Mir scheint jedoch, Du glaubst an Wiedergeburt (Deine Nähe zum Buddhismus?), denn warum
grämst Du Dich, was hier auf diesem Erdenkügelchen in Millionen Jahren ablaufen wird?
spektrum-artikelchen zum "rätselhafte fluss der zeit" - buddhismus ohne zeit -
"anfang, ende, und das zwischendurch der welt" aus "zeitlicher"
perspektive
("gestern habe ich mir ein kleid gekauft, und morgen muss ich rasen mähen, erzählt
frau schnippel ihrer buddhisten nachbarin, während sie beide im augenblick auf dem sofa
fläzen und kaffee trinken)
https://www.spektrum.de/magazin/der-raetselhafte-fluss-der-zeit/829474#:~:t…amp;typo=1>.
* anmerks dazu:
(1)
"ewigkeit" gibts (mindestens) zwei arten:
- als einen gedachten unendlichen vorrat an "zeit"
- als das gedachte nicht-existieren von "zeit" ("zeit-los")
(2)
auch ilya prigogine (im artikel erwähnt) ist in seinem "brüsselator"-modell dem
irrtum aufgesessen, "information" für DIE bestimmungsgröße (der entropie) zu
halten
(zuerst wissen leute nicht, von was/über was sie denken/reden, und daraus folgend wissen
sie nicht, was sie weiterdenken/weitertheoretisieren und tun)
(3)
aus sicht der planck-größen (planck-wechselwirkungen-welt) ist die quantenmechanik
ebenfalls (noch) genauso voll-deterministisch, wie unser alltag, obwohl sie sich
gegenteilig geriert
(4)
schuster, bleib bei deinen leisten: man soll/muss/müsste den "entropie-begriff"
ganz hart auf seine def-basics beschränken, und darf ihn keinesfalls überstrapazieren (wie
im beispiel mit dem fallenden ei),
sonst gerät die sache zur puren faselei ohne inhalt - zb lässt sich ein zerplatztes ei am
boden auch als wesentlich "höhere"/komplexere form von ordnung beschreiben (mit
viel mehr enthaltener "information"), als das vorher intakte ei, es kommt in
diesem fall nur darauf an, wie ich halt "ordnung" definieren will - ist klar,
eine sauber gemähte wiese kommt dem neurotiker in seiner wahrnehmung eindeutig
ordentlicher vor, als dieselbe wiese vorher mit kräutern und "unkräutern"
zusammen, was aber objektiv nicht stimmt, denn "neurotische ordnung"
unterscheidet sich von "natürlicher (und weit komplexerer) ordnung" halt
erheblich
(5)
im artikel grotesk-falsch ausgedrückt:
" Weil die meisten Vorgänge in der Natur solche irreversiblen physikalischen
Prozesse sind, SORGT der Zweite Hauptsatz für eine augenfällige Asymmetrie zwischen
Vergangenheit und Zukunft. Die Zeitachse erhält dadurch eine Richtung, den so genannten
Zeitpfeil, der von der Vergangenheit in die Zukunft weist. " - nicht der 2. hauptsatz
SORGT für irgendetwas (genau so werden irrigerweise natur"gesetze" konstruiert,
wo garkeine sind), sondern man hat versucht, beobachtungen an der natur als
rein-sprachliche konvention in form dieses "hauptsatzes" zusammenzufassen =>
beachte die regeln der sprache tunlichst, sonst rutschst du auf ihr aus wie auf glatteis
(6)
schön beschrieben im artikel:
"Auch manche Philosophen sind zu demselben Schluss gekommen, als sie untersuchten,
was wir normalerweise mit dem Verrinnen der Zeit meinen. Sie behaupten, die Vorstellung
sei in sich widersprüchlich. Der Begriff des Fließens habe schließlich mit Bewegung zu
tun. Es ist zwar sinnvoll, von der Bewegung eines physikalischen Objekts – etwa eines
Pfeils durch den Raum – zu reden, denn man kann beobachten, wie sein Ort mit der Zeit
variiert. Aber welche Bedeutung lässt sich der Bewegung der Zeit selbst zuweisen? Relativ
wozu bewegt sie sich? Während die übliche Art von Bewegung einen physikalischen Prozess
mit einem anderen in Beziehung setzt, bezieht der vermeintliche Zeitfluss die Zeit auf
sich selbst. Schon die einfache Frage »Wie schnell vergeht die Zeit?« offenbart die
Absurdität dieser Idee. Die triviale Antwort »Mit einer Sekunde pro Sekunde« besagt
überhaupt nichts." => unser zeitverständnis im alltag ist ein
"abgeschlossenes system", weil es als gedankenkonstrukt auf sich selbst
rückgekoppelt ist = sich selbst solcherart "endbegründet", daher unser
alltägliches zeiterleben eine art von ideologie (und daher zwar alltags-nützlich, aber
genauer-hingesehen schlicht unsinnig/falsch)/ und interessanter wird das noch, wenn man
bedenkt, und die folgen davon, dass eine sec "uhrzeit" aus ca 10^45
planck"sekunden" besteht, zu denen es vertrakter weise keine milli-sec usw gibt
wh.
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