Hallo,
ich entschuldige mich im Vornherein bei den Listenkollegen, falls ich
mich wiederhole und das Thema langweilig ist.
Am Fr., 5. Nov. 2021 um 09:43 Uhr schrieb waldemar_hammel
<wwr.hammel(a)gmail.com>om>:
der hatte einen richtigen lehrstuhl an der uni dort,
bis man ihn samt cathedra loswerden musste, weil ihm ua fälschungen von
versuchsergebnissen nachgewiesen wurden,
einige zeit schriftverkehr gehabt, weil ich ihn in meinem jugendlichen
wahn davon überzeugen wollte, dass sein wahn
"parapsychologie" blödsinn ist, natürlich erfolglos, weil selbst an
sowas hängen karrieren und einkommen und ansehen dran
Selbst wenn die Parapsychologie Blödsinn sein sollte, kann es doch
eine wissenschaftliche Erforschung dieses Themas geben.
Die Nützlichkeitsfrage - hätte man die Forschungsgelder nicht besser
ausgeben können? - stellt sich ja auch bei anderen Fächern. Demnach
hätte ja sogar die reine Mathematik sehr schlechte Karten und es
würden nur noch Ingenieursfächer übrig bleiben.
Es gibt wohl in der Universitätslandschaft jede Menge Unfug.
mich interessiert das schon, zb die abstammungslinie
der "gryllen" von den nebenteufeln, oder wie genau die evolution von
normalen engeln zu erzengeln gelangte.
Ich meine, dass ein Poet sich sogar daran gemacht hat, so etwas zu
verfassen. Vielleicht sogar Borges?
Fabelwesen zu klassifizieren ist schon ein lustiger Zeitvertreib.
den AUSGANG von experimenten durch den willen zu
verändern, geht
allerdings entweder garnicht, oder es müssten experimente sein, die zb
libets methoden
enthalten (freier wille usw), also hirn-experimente, bei denen das ziel
ist, dass die ausgänge zb unterschiedliche hirnzustände repräsentieren
sollen
Zumindest mir ging es aber um etwas anderes.
Wenn eine Theorie aussagt, dass sie nicht bestätigt werden kann, wenn
ein Skeptiker in der Nähe ist, kann man sie dann schlüssig widerlegen?
Wie?
Meines Wissens war das genau die Denkfalle,die die Alchemie ihren
Adepten gestellt hat: Du musst reinen Herzens sein, um aus Blei Gold
kochen zu können. Wenn das Experiment also nicht klappt und du das
nach dem Stand der heutigen Chemie erwartbare Ergebnis bekommst, dann
lag es an dir. Entweder hast du was falsch gemacht oder dein Herz ist
unrein.
Dann hörst du Berichte von Leuten, die angeblich aus Blei Gold gemacht
haben, entweder Betrüger oder Leute, die nicht zugeben wollten wie
unrein ihr Herz schon ist. Oder davon, dass man in Dresden Porzellan
hergestellt hat.
Schon bist du im Zweifel: Liegt es nicht doch an mir? Ist mein Herz
nicht rein, mein Wunsch nicht selbstlos genug? Oder habe ich nach 20
Jahren des Studiums das hermetische Geheimnis noch nicht verstanden?
Anhand des Beispiels der Alchemie ist da für uns heutige natürlich
lächerlich, denn wir alle wissen ja, dass Alchemie falsch und schon
damals eine "Pseudowissenschaft" war. (Kurioserweise schon, bevor es
Wissenschaften gab.)
Heute postulieren wir, dass das Ergebnis eines wissenschaftlichen
Experimentes unabhängig von den Intentionen und den Denken des
Experimentators ist. Es scheint mir plausibel, das für eine weite
Klasse von Beobachtungen im naturwissenschaftlichen Umfeld anzunehmen.
Aber selbst hier sehen wir doch eine Ausnahme. Professor Sapolsky
erwähnt in einer seiner Vorlesungen über Verhaltensbiologie den
unterschiedlichen Ansatz zwischen Evolutionsbiologe und Ethologie.
Der Evolutionsbiologe sucht die Erklärung für ein bestimmtes Verhalten
dadurch zu erklären, dass es für die Selektion irgendwie nützlich ist.
Der Ethologie dagegen guck sich in der Praxis an, welchen Sinn dieses
Verhalten in der realen Umgebung hat. Beispielsweise darum ein Tier
seine gelegten Eier umdreht (offenbar finden Räuber sie so schlechter)
oder dergleichen.
Ein Behaviorist kann dies mittels Laborexperimenten
höchstwahrscheinlich nicht nachvollziehen. Er kann nur die Verbindung
zwischen Reiz und Reaktion nachweisen und über lernverhalten
schlussfolgern. Der Ethologist dagegen geht raus in die Natur und
stellt fest, in welchen Zusammenhang das Verhaltensmuster "sinn
macht".
Wo liegt der Unterscheid?
Heruntergebrochen doch darin, dass der Behaviorist im Experiment seine
Intentionen dem Verhalten des Tieres unterlegt (er schirm alle für das
Experiment unnützen Umgebungsreize von dem Tier ab!), während der
Ethologist nur beobachtet und damit den größeren Zusammenhang erkennt.
Verlassen wir aber den naturwissenschaftlichen Sektor und wagen einen
Ausblick in die Sozial- oder gar Geisteswissenschaften wird die Sache
viel haariger.
Glauben alle Marktteilnehmer an die Theorie des Ökonomen, dass eine
Erhöhung des Zinses auf 3% sehr schlimm ist, dann reagieren sie
entsprechend und erzeugen vielleicht dadurch die Krise, die
vorhergesagt wurde.
Für die Geisteswissenschaften ist es quasi typisch. Sie prägen die
Rezeption eines bestimmten Werkes und machen damit ihre eigene
Vorhersage darüber wahr.
Es ergibt sich ein Problem, wenn man von einer in der Natur liegenden
Zweckhaftigkeit ausgeht und Experimente macht. Die Experimente folgen
nämlich nicht dem "natürlichen Zweck", sondern den Wünschen des
Experimentators. Grob vereinfachend: "Wir erforschen das 'Wie' auf
Kosten des 'Warums?'".