Am 28.11.2024 um 09:06 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Eine Sache war noch zu denken. Es gibt eine Analogie, die einen Störfaktor zu Tage
bringt. Bekanntlich wurde die Trennung von Geist und Seele kritisiert, es ging der
Vorschlag des Holismus um, der beide nicht einmal vereinigt, sondern der immer auf das
Ganze hinweisen will, die Psychosomatik also auch kritisiert oder gar verwerfen will. Sind
Mathematik und Physik analog getrennt zu kritisieren, soll holistisch gedacht werden, und
die Einzelteile verworfen werden? Dass die Einzelteile wenigstens als Vaihingerfiktionen
weiter zu nutzen sind, ist ein vermutlich guter Vorschlag. Ein Beharren auf der
Unterscheidung führt jedoch dazu, dass gerade mit Mathematik das Geistige gleich gesetzt
werden muss, und dann entsteht bei Mathematik die Frage: Wo kommt sie denn zur Person, mit
einer Antenne, einem Empfangsapparat, oder mit was? In dem Sinne wäre dann sogar IT als
Geistiger oder gar Geistlicher überführt. Vom Spaß an diesen Sätzen will ich abstrahieren,
denn die überwiegende Auffassung sieht Mathematik und Physik getrennt, obwohl das in den
Anfängen des Lernens von Mathematik nicht sicher ist. Wie könnte ein Kind ohne hin- und
herlegbare Gegenstände zu Mathematik gelangen? Sobald der Anfang gemacht wurde, trennen
sich die zwei Sachen im Denken, Mathematik verselbständigt sich oder geschieht das nur
vermeintlich? Wenn dem so sein sollte, könnte es sein, dass auch die Geistigkeit des KJ
sich verselbständigte? In Bezug auf Mathematik lässt Paul Lorenzen grüßen, der dem IT
besser bekannt ist als m.W.
Hi JH,
Du siehst eine Analogie zwischen Geist und Seele sowie Mathe und Physik. Dabei stören
Unterscheidungen den Holismus. Lassen wir das Vorurteil Holismus einmal weg, dann ist die
Physik als quantitative Experimentalwissenschaft die Synthese aus Mathe und Technik. Ein
Mensch ist ja nicht nur die Synthese aus Geist und Seele, von mir auch verstanden als
Denken und Fühlen, die zusammen kommen in Erleben und Regen (bzw. Regung), die zudem Leib
um Körper erwachsen. Insofern Denken und Fühlen versprachlicht werden, sind sie
geistreich. Sprachloses Fühlen ist unmittelbar, aber nur indirekt mitteilbar. Und
natürlich folge ich Lorenzen hinsichtlich des Alltagsbezugs, nach dem Mathematik und
Umgangssprache gleichermaßen sozialen Praxen des Zählens und Sprechens erwachsen. Zunächst
durch Nachahmung, später dann abwandelnd, reflektierend und selbst hervorbringend. Die
sozialen Praxen sind es auch, auf die Barad und Jaeggi sich beziehen mit ihrem Agentiellen
Realismus bzw. ihrer Theorie der Lebensformen.
Und wie gelangen wir aus immer schon gemachten sprachlichen wie sinnlichen
Unterscheidungen im Erleben zum Holismus? Im Ganzheitsgefühl von sich selbst ausgehend?
Mittels statistischer Gesamtheiten aus kosmischer Perspektive?
IT