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Am 19.06.2024 um 17:17 schrieb Ingo Tessmann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
ich hatte in meinen Mails an KJ nicht die Modellbidlung im Sinn, sondern das auf den
Alltag bezogene eherne Beweisschema der Mathematik: Definition, Satz, Beweis. Auch
alltäglich lässt sich angeben, worum es geht (Definition), wie es sich damit verhält
(Satz) und warum es sich so verhält (Beweis). Als Beispiel hatte ich die (mit Bezug auf
die Anstalt KJ gegenüber) Existenz einer Brandmauer in Europa in Abrede gestellt. KJ hatte
sich allerdings der Beweisführung verweigert. Was bleibt da zu tun? Gegen Ignoranz ist
kein Kraut gewachsen.
Wir sind hier doch nicht im Mathematik-Seminar! Und wenn wir nun schon über TV-Sendungen
diskutieren und gar noch Beweise hinsichtlich der Gültigkeit dort getroffener Aussagen
erbracht werden sollen, verliere ich jede Motivation, hier noch weiter mitzumachen.
Joseph versucht immer noch auf sehr behutsame und liebenswürdige Weise zwischen uns zu
vermitteln. Er spricht von zwei Kampfhähnen und liegt mit diesem Vergleich ja nicht
falsch. Wenn es denn nur um den Kampf für ein objektiv gültiges Argument ginge, auf das
man sich letztlich einigen könnte!
Doch das ist zwischen uns beiden ausgeschlossen, denn einem derartigen Konsens (etwa im
Sinne der hier schon erörterten Konsenstheorie) stehen sich unüberbrückbare Positionen in
der Sicht auf „Gott und die Welt“ entgegen.
Wer hier diese Diskussion verfolgt, wird unschwer erkennen, dass sich mittlerweile eine
regelrechte Aversion zwischen uns entwickelt hat. Warum sollte ich mich hier als Katholik
von einem Atheisten diffamieren (als einer, der sich in Andachten verblöden lässt) und mit
abwertenden Begriffen wie Populismus und Ignoranz belegen lassen?
Nebenbei hierzu bemerkt: da würde sich auch jede meditierende Person verblöden - schon
mal was von Kontemplation gehört ?
Was sollte denn der hier eingebrachte Thread „Der Tod der Wahrheit“ anderes als Frust über
den Ausgang der Europawahl bedeuten?
Den hehren Begriff von Wahrheit mit schnöder Politik verknüpfen? Wir sollten Waldemar
fragen, was er davon hält.
Ist Wahrheit nicht - ebenso wie Liebe - ein viel zu oft missbrauchter Begriff?
Wir hatten hier vor Zeiten über Konsenstheorie diskutiert und in deren Verbindung den
Wahrheitsbegriff erörtert (also Konsenstheorie der Wahrheit). Da ging es um den Stil von
Diskussionen (Diskursethik). Und hier liegt eines der Probleme der hier geführten
Diskurse: Selbstredend geht es dabei immer auch um Positivismus, also jene Grundhaltung,
die einzig auf die Naturwissenschaft als Maßstab und somit auf empirische, also
beobachtbare, resp. messbare Ereignisse setzt, die dann u.a. mit Methoden der Logik
bewertet werden.
Ich wäre (nicht nur als Katholik) und als Ingenieur dann wirklich blöde, wollte ich auch
nur ein Argument gegen diese Art von Positivismus anführen.
Wogegen ich mich jedoch vehement zur Wehr setze, ist die Ansicht, der Positivismus wäre
die einzige Möglichkeit, der einzige Weg, diese Welt zu deuten und zu verstehen.
Denn neben deren naturwissenschaftlichen Methoden, die sich eben auf Beobachten und Messen
beziehen, existieren unabweisbar überempirische Phänomene, die sich jeder Beobachtung oder
Messung entziehen. Damit verlieren sich die Möglichkeiten von Beweisführung per
mathematischer Sätze etc.
Wie dümmlich also, diese in diesem Zusammenhang von mir einzufordern!?
Mein Persönlichkeitsprofil erstreckt sich über beide Wissenschaftsbereiche, eben der
Natur- und Geisteswissenschaften.
Joseph hatte mich gefragt, wie ich als Katholik einerseits die Schöpfungsgeschichte und
andererseits die modernen Erkenntnissen der Naturwissenschaften miteinander in Einklang
bringen könnte. Meine Antwort darauf war und ist: Ich habe gelernt, zwischen Metaphorik
(die Sprache der Bibel) und Erkenntnissen der Naturwissenschaften zu unterscheiden, mehr
noch: Habe dadurch begriffen, welche Brücken zwischen diesen „Welten“ gebaut werden
können.
Und um das Brücken bauen sollte es uns auch hier im Forum gelegen sein.
Neben dem Vorbild Mathematik hast Du Kausalität, Klassifizierung und Didaktik ins Spiel
gebracht und auf die Kriminalistik verwiesen. Ich hatte mich auch auf das Rechtswesen und
die Medizin bezogen. In der Stochastik kommen alle genannten Bereiche zusammen, da ihre
Sätze zwar exakt bewiesen werden können, in der Anwendung aber lediglich
wahrscheinlichkeitsgewichtet vorkommen. Kausalitäten gelten also nur angenähert und sind
zudem von bloßen Korrelationen abzugrenzen.
Das Problem ggf. zu vieler Modelle sehe ich weniger kritisch, da jedes Modell ja seine
Voraussetzungen und Lösungsnäherungen aufweist, also verglichen und bewertet werden kann.
So wie jeder math. Satz nur insoweit gilt wie seine Voraussetzungen im Beweis zutreffen
gilt auch jedes Modell nur soweit wie seine Voraussetzungen reichen.
Na also! Du schreibst es doch hier selbst: Wie willst Du mathematische Beweise für die
Existenz überempirischer Phänomene führen, für die es keine erkennbaren
naturwissenschaftlichen Voraussetzungen gibt. Daran ist doch auch der Gödel gescheitert.
KJ