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Am 03.12.2020 um 12:11 schrieb Ingo Tessmann
<tessmann(a)tu-harburg.de>de>:
Am 02.12.2020 um 23:51 schrieb Karl Janssen
<janssen.kja(a)online.de>de>:
Ich kenne den Kontext des Satzes nicht und insoweit kann ich mich nicht auf eine
Interpretation fixieren.
Hi Karl,
dem kann natürlich rasch abgeholfen werden, es handelt sich um Abschnitt 36 in den PU.
Den zitierten Satz hatte ich während meiner Studienzeit rot unterstrichen. Darüber steht:
„Weil wir nicht e i n e körperliche Handlung angeben können, die wir das Zeigen auf die
Form (im Gegensatz z.B. auf die Farbe) nennen, so sagen wir es entspreche diesen Worten
eine g e i s t i g e Tätigkeit.
Wo unsere Sprache uns einen Körper vermuten lässt, und kein Körper ist, dort, so
möchten wir sagen, sei ein Geist.“
Im Kontext gelangt Wittgenstein von körperlichen Handlungen über eine geistige Tätigkeit
zum Geist. Damit könnte man so etwas wie „Geist“ wohlwollend als stufenweise methodisch
abstrahierbar aus einer Äquivalenzrelation zwischen körperlichen Handlungen auffassen und
mit dem Wort Geist fortan invariant bzgl. dieser Handlungen reden.
Wieder grade den Ärzten vom „Tisch“ gesprungen, sehe ich hier rege Aktivitäten. Der
Dezember fängt zumindest diesbezüglich gut an. Mal sehen, ob wir die Rekordzahl an
Beiträgen vom November übertreffen. Was ein paar „Burschen“ hier so zu „Papier“ bringen
können und sich obendrein noch wegen Gott und Geistern „prügeln“ :-))
Nun also erst mal Danke für Deinen Hinweis auf die Passage (36) der PU‘s.
So habe ich mir sie hergeholt und mal ab 30 reingelesen. Und wieder bestätigt sich mir,
wie wenig Talent ich habe, derart redundantes Erklären (hier u.a . das Zeigen) auf Anhieb
verstehen zu können. Vermutlich ist es auch ein Stück weit fehlende Geduld.
Jedenfalls bleibt mir die Verwunderung über Wittgensteins Vermögen, einmal weit ausholend,
manchmal sogar ausufernd Sachverhalt (auch eines seiner speziellen Definitionen) und dann
wieder extrem verdichtend z.B. den Unterschied von „Sagen“ und „Zeigen“ darzustellen
(Traktate); sinngemäß: ein Satz kann nicht die Form seiner Abbildung abbilden, ansonsten
müsste er sich außerhalb seiner „Form der Darstellung“ stellen.
In diesem Sinne hatte ich kürzlich hier von Selbstobjektivierung gesprochen, die auch nur
von außen auf sich selbst gesehen erfolgen kann.
Kurzum: erst nun an die Arbeit (tagsüber) , dann Familie (abends), dann Philosophie
(nachts).
Beste Grüße! - Karl
Gegen einen derart fingierten Geist hätte ich ebenso
wenig einzuwenden wie Ryle, der in seinem „Concept of Mind“ bzw. "Der Begriff des
Geistes“ ja einen semantischen Behaviourismus ausbuchstabiert. Bemerkenswerterweise waren
beide Philosophen mit ihren Schriften 1949 fertig geworden. Vergleichende Analysen dürften
sicher schon mehrfach vorgenommen worden sein, sind mir aber nicht bekannt. Wir hatten
damals beide Werke in Lektüreseminaren einzeln behandelt.
Es grüßt,
Ingo