Hi JH,
ich hatte mich als verhalten begeistert von der Universalpragmatik UP geoutet. Du hältst
sie für überflüssig, mir machte sie damals die vier Weltbezüge bewusst, die immer da sind,
aber zumeist unbewusst bleiben. Also nicht Habermas schätze ich besonders, sondern die UP.
Seine Wendung zur Religion geht mir genauso auf den Senkel wie Dir. Aber wird die UP
dadurch falsch, wohl kaum. Dabei hattest Du die Subjektivität Deines Vorgehens selbst ins
Spiel gebracht und überhaupt zuerst auf Luhmann und Habermas Bezug genommen. Zudem scheint
Dir entgangen zu sein, dass ich mit dem Verweis auf den (antireligiösen) Freidenker Paul
Lorenzen bereits einen möglichen Ausblick auf eine Neoklassik gegeben hatte. Und geben wir
hier nicht gerade ein schönes Beispiel für die UP in unserer Kommunikation?
Es grüßt,
IT
Am 27.01.2021 um 14:30 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
[Philweb]
Zum Schreiben von Ingo Tessmann und seinem Vorschlag eines Programms einer neoklassischen
Philosophie:
Ein Zitat des Habermas aus seiner Wikipedia-Seite
(
https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Habermas) gibt schon die Richtung der
neoklassischen Philosophie vor:
<---Es müsse die Aufgabe einer „nachmetaphysischen“ Philosophie sein, die kognitiven
Gehalte der religiösen Überlieferung „im Schmelztiegel begründender Diskurse aus ihrer
ursprünglich dogmatischen Verkapselung freizusetzen“, um so „eine inspirierende Kraft für
die ganze Gesellschaft entfalten zu können“.^[86]
<https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Habermas#cite_note-86> --->
^
^So spricht also ein Meister der Kommunikation.
^
^Und ein bekannter Kritiker dort:
<---nun dazu bereitgefunden, der Aufklärung buchstäblich in den Rücken zu
fallen.“^[87] <https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_Habermas#cite_note-87>
Albert kritisierte Habermas Haltung als eine „korrupte Hermeneutik, also eine Konzeption,
die die Suche nach Wahrheit dem Streben nach Konsens opfert“.--->
War diese schroffe Kritik des Hans Albert subjektiv?
Ich finde es korrekt, dass Habermas Libet kritisierte, aber ein Satz wie
<---"Denn für Habermas sind „Handlungen das Ergebnis einer komplexen Verkettung
von Intentionen und Überlegungen, die Ziele und alternative Mittel im Lichte von
Gelegenheiten, Ressourcen und Hindernissen abwägen.“ --->
ist keine Kritik, ob der Satz subjektiv gesagt ist, weiß ich nicht, weil ich dieses
Wortes nicht bedarf. Kritik der Kritik: Wo wird abgewogen, ist die Waage ein neues
Vermögen im Gehirn? Und so haben die meisten Wörter dieses Satzes kein Gegenstück in der
Realität. Nur Bilder werden von den Wörtern erzeugt: Licht, Gelegenheit, Ressourcen,
andere sagen: Das sind alles Metaphern, damit kann alles und nichts gesagt werden.
Die Verquickung von (allen?) Religionen, Politiken, und Journalistik, das Bekanntwerden,
all das ist auf jeden Fall eine Leistung, so dass es wohl für einen aller dieser Elemente
Befähigten gewesen wäre, zur Obrigkeit zu gehören, oder mindestens ein Berater der
Obrigkeit zu werden. Ich denke eher, eine Versammlung von Politikern hätte ihn beklatscht,
und dann hätten alle gesagt: Gut und schön, fahren wir weiter mit dem Tagesgeschäft.
JH
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