Am 1. Oktober 2017 um 14:45 schrieb waldemar h. <@.>:
(1)
moralen und ethiken sind schlichte setzungen, zu großen teilen historisch
fundiert,
und das heißt, es stecken hinter diesen regelwerken ganz praktische
zusammenlebens-erfahrungen,
(= aus der lebenspraxis abgeleitet)
die im zeitverlauf kodifiziert wurden.
Das mag vielleicht für die Moral des alten Testamentes gelten, für
andere "antike" Regelwerke oder meintwegen für einige Bereiche des
englischen Common Law.
Doch eigentlich ist das doch heute widerlegt. Die Gesetze werden durch
den Gesetzgeber gemacht und das mit einer bestimmten Absicht.
Okay, du redest von Moral und Ethiken, ich rede jetzt von Gesetzen,
vielleicht hat das "Kodifizieren" bei mir eine völlig falsche
assoziation geweckt.
Meinst du so etwas wie "deskriptive Ethik"? Also die bloße
Beschreibung der wirklich angenommenen Ethik?
Natürlich ist das nur eine "Kodifizierung" gewesen. Bei Ethiken ist
das praktisch etwas anderes.
moralen und ethiken sollten heute weitgehend
anarachisch
(sozialitäten-lokal) organisiert sein im sinne "netzwerk",
zb in form dynamischer untereinander wechselwirkender fuzzy-logiken, um
balancen zu ermöglichen.
Ich muss zugeben, dass ich mir unter "dynamischer untereinander
wechselwirkender fuzzy-logiken" wenig vorstellen kann.
Natürlich habe ich schon mal was von der Fuzzy-Logik gehört, wenn mir
auch das Wissen auf diesem Gebiet im Großen und Ganzen abgeht.
Mit der Formulierung davor, dass sich die Gesetze "anarchisch" ergeben
sollen, kann ich eher etwas anfangen. Es soll quasi keine höhere
Instanz, weder ein großer Philosoph, noch ein Herrscher, herkommen und
den Leuten ihr Verhalten vorschreiben, sondern die Regeln sollen sich
quasi im Austausch ergeben.
Aber ist es wirklich das, was die Leute wollen? Es wäre, zumindest
anfangs, ein Chaos, wobei derjenige Vorteile erlangen könnte, der es
am Besten überblickt. Stichwort "Big Data".
Die großen Informationskonzerne mit vielen Daten könnten vorhersagen,
wohin sich die Sache entwickelt und daraus Kapital schlagen, während
die einfachen Menschen das nicht könnten...
man unterscheidet ja, "medizinisch nicht
verantwortlich", oder "medizinisch
schuldfähig", und kommt damit in reality gut aus.
Das stimmt so ja auch nicht.
Wer die Presse der letzten jahre verfolgt hat, dem dürften einige
Beispiele vor Augen sein, in denen die Frage nach der
Schuldunfähigkeit strittig war.
Zudem gibt es die "mildernden Umstände". Falls man die Diskussion also
auf dieser praktischen Ebene führen will, dann sollte man die Frage
nicht als von vornherein abgehandelt betrachten.
die moderne esoteriken-folklore, dass die
"unbestimmtheit" der
quantenmechanik das vorhandensein eines freien willens beweise, ist völlig
unsinnig,
und zeugt lediglich davon, dass, wer sowas auch nur denkt, nicht den freien
willen hatte und/oder hat, sich mit QM vertraut zu machen.
Ich stimme dir hier völlig zu.
Kennst du eigentlich den "Deppen Syllogismus" *?
P1. Ich verstehe nichts vom menschlichen Geist.
P2. Ich verstehe nichts von Quantenmechanik.
SF= Also hängen Quantenphysik und der menschliche Geist zusammen.
Lässt sich übrigens beliebig verallgemeinern, dann begegnet man dieser
Schlussform öfter.
Das Problem sit vor allen Dingen, dass der Zufall nichts, aber auch
gar nichts, mit dem menschlichen Willen zu tun haben soll.
Ich würde das ganze so darstellen wollen:
Für den Deterministen gibt es nur eine Form der Beziehung in der Welt ².
Ursache führt zur Wirkung. Dafür hat er den starken Vorteil, wenn es
darum geht, zu sagen, was Erklärungen eigentlich seien. Erklärungen
zeigen für den Deterministen die Beziehungen zwischen Ursache und
Wirkung auf.
FÜr den Determinsten gibt es nur unechte Zufälle. Sprich: Die
Zufälligkeit des Ereignisses basiert im Grunde auf unseren mangelnden
Wissen über die Welt, nicht auf der Welt selbst. Zufall ist subjektiv.
Für den Nicht-Deterministen gibt es eben mehr Beziehungen:
1. Ursache und Wirkung.
2. Zufall und seine Wirkung. (Denn für den Zufall lässt sich eben
keine Wirkung zur Rate ziehen.)
3. Eventuell freier Wille. (Auch hier kann der Freie Wille
letztendlich nicht erklärt werden, das Individuum hat sich so
entschieden, eine Erklärung würde eine Vorhersage voraussetzen.)
4. Eventuell Fatum, Schicksal usw.
5. Eventuell Magie usw.
Das ist auch der Grund, warum so viele Menschen bewusst oder unbewusst
detmerinistisch argumentieren: Die Klarheit des Erklärungsbegriffs
verlangt es. Jetzt haben die Nicht-Deterministen aber ein super-gutes
Argument auf ihrer Seite. Selbst die moderne Physik kennt den echten
Zufall. Also eine Zufälligkeit die nicht nur auf unser mangelnden
Wissen über die Welt, sondern auf den fundamentalen Prinzipien der
Welt selbst basiert.
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http://scienceblogs.de/wissen-schafft-kommunikation/2008/04/29/deppensyllog…
FÜr einen Philosophen und Logiker ist übrigens interessant zu
überlegen, WIESO diese Schlussfolgerung falsch sein muss.
² Wie lassen die logischen Beziehungen hier außer Acht.