Am 21.05.2025 um 18:11 schrieb Claus Zimmermann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Die inhaltliche Richtigkeit eines Erfahrungssatzes wird durch die Erfahrung bestätigt.
Die formale Richtigkeit einer Gleichung durch die Übereinstimmung mit den Regeln, also
deduktive Zurückführung auf die Voraussetzungen.
Moin Claus,
in beiden Fällen handelt es sich um Satzwahrheit, egal ob es sich um einen Erfahrungs-
oder einen formalen Satz handelt. Ein Satz ist wahr, wenn er bewiesen wurde. Das kann
durch Erfahrung oder Ableitung erfolgen.
Nicht ein Satz oder die Zustimmung dazu oder
Zuschreibung eines Wahrheitswerts ist der Beweis der Richtigkeit, sondern die Erfahrung
ist es. Man könnte sagen:...wenn ihm mit Recht zugestimmt wird, wobei hier das
Beweismittel nicht eine Rechnung oder Ableitung, sondern Erfahrung ist.
Die Existenzbehauptung "es gibt etwas, das Regen genannt werden kann" bezieht
sich in üblicher Ausdrucksweise nicht auf eine konkrete Situation, die damit beschrieben
wird, sondern auf den Ausdruck "Regen" und sagt aus, dass ihm etwas entspricht,
im Gegensatz zu "Einhorn" z.B. Man kann sie natürlich auch gleichbedeutend mit
"es regnet" verwenden, wenn man damit nicht irgendwelche Implikationen üblicher
Existenzbehauptungen verbindet.
Der Ausdruck „Regen“ ist ein invarianter Abstraktor, der bezüglich äquivalenter
Situationen, in denen es regnet, abstrahiert wird. Dir sche „Erfahrung“ ein Zauberwort zu
sein. Dagegen steht die These von der Theoriebeladenheit der Erfahrung — oder wie Goethe
sich ausdrückte: „Das Höchste wäre, zu begreifen, daß alles Faktische schon Theorie ist.“
Aus den „Grundlagen einer pragmatistischen Wissenschaftsphilosophie“ hat Tina Massing „Die
Logik der Erfahrung“ herauszuarbeiten versucht:
https://opus4.kobv.de/opus4-uni-koblenz/frontdoor/deliver/index/docId/2289/…
<https://opus4.kobv.de/opus4-uni-koblenz/frontdoor/deliver/index/docId/2289/file/Dissertation+Massing+neu.pdf>
Da Erfahrung nicht nur theorie-, sondern auch subjektbeladen ist, halte ich für empirisch
ja nur die Quantitäten. Je nach Wasserdichte und Zeitmaß reicht die Spanne von Nebel über
Nieselregen, Dauerregen, Regenschauer und Starkregen bis zum Extremregen oder Wolkenbruch.
Die Zahl 3 kann regelgerecht durch Zählen erzeugt
werden. Dabei würde ich es belassen. Natürlich könnte man auch seinen Hund so nennen und
den dann auch vorzeigen.
Ich wünsche guten Erfolg beim Nachhilfeunterricht, falls sich der Regen mal verrechnet.
Aber du redest ja von Wolkenimpfung, materieller Beeinflussung und nicht der Erklärung
einer Regel.
Ohne Befolgung technischer Regeln, ist keine „Wolkenimpfung“ sinnvoll. Und die
technischen Regeln folgen sowohl Erfahrungen als auch formalen Regeln.
Du scheinst mit "Satzwahrheit" formale
Richtigkeit zu meinen.
Es geht mir sowohl um Verständlichkeit, also formale Korrektheit als auch inhaltliche
Richtigkeit.
Ich meine mit Satzwahrheit Satzbeweisbarkeit. In der Mathematik sind Beweise nur formal,
in den Realwissenschaften zudem experimentell zu führen.
Ich weiss nicht, was Mathematiker unter
Aktualunendlichem verstehen. In üblicher Ausdrucksweise vertragen sich "Raum"
und "unbegrenzt" nicht. Obwohl...man redet ja auch Von Möglichkeitsräumen, fällt
mir gerade auf. In diesem Sinn ist es nicht selbstwidersprüchlich. Das wäre aber dann doch
wieder die potentielle Unendlichkeit.
Was Formalisten mit dem Aktualunendlichen meinen, geht implizit aus dem
Formalismus hervor. Konstruktivsten begnügen sich mit dem potentiell Unendlichen, das ohne
Axiome konstruierbar ist.
… Zahlen sind doch so spitz und bedrohlich wie ein
Nagelbrett. Und ich habe ganz intuitiv erschaut, dass die Vertauschung auch bei der
Subtraktion möglich ist, wenn es sich um negative Zahlen handelt.
Du hattest doch neulich noch gesagt, dass es bei der Theoriebildung - nicht beim Rechnen
- immerhin auf Intuition ankommt.
Ich hatte Einstein folgend, von Intuition und Deduktion geschrieben. Und dem
entspricht es auch, wenn ich von nicht nur durch Intuition schreibe, sondern auch von
Deduktion. Beides ist relevant.
IT