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Am 07.10.2025 um 15:29 schrieb waldemar hammel über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 07.10.2025 um 01:33 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Das lässt an Einsteins Frage an Niels Bohr denken, ob er glauben würde, der Mond wäre
nicht existent, wenn niemand zu ihm schaut. Oder vielleicht das Postulat radikalee
Konstruktivisten, wonach die Wahrnehmung des Mondes lediglich ein Konstrukt des Gehirns
sei.
Weit davon sind Verschwörungstheoretiker nicht entfernt, wenn sie z. B. die Mondlandung
als von den Amerikanern inszenierten Fake behaupten, etwa in Bill Kaysings Buch „We Never
Went to the Moon: America’s Thirty Billion Dollar Swindle“. Ähnlich die
Verschwörungstheorien zum WTC-9/11.
hihi, zwei eigentore:
(1) wenn ihn niemand betrachtet, oder ein detektor oder andere wechselwirkungen ihn sonst
"anmessen", ist es in der tat richtig auszusagen "der mond ist nicht
existent", denn dann wäre mond ein abgeschlossenes = nichtexistentes system
(2) das postulat des konstruktivismus zum mond: der clou steckt nicht im mond, sondern im
wort "wahrnehmung", denn diese sind unbestreitbar hirnfunktionen, womit
"wahrnehmung des mondes" eindeutig eine sammel-hirnfunktion ist = ohne
wahrnehmendes hirn gäbe es keinen mond - deshalb heisst es auch zu recht
"wahr-nehmen", "für-wahr/als-gegeben-nehmen" (als konstatierung), und
man nimmt zudem den mond nie für-wahr wie er aktuell IST, sondern wie er vor ca 1 sekunde
(eigenraumzeitlich) WAR (also zeitlicher offset von bedeutung, der zwei monde macht: den
(eigenraumzeitlich) aktuellen mond-1, und den mit 1 sekunde offset
"wahrgenommenen" bereits vergangenen mond-2, die beide einfach gleichgesetzt
werden = ein referenzfehler von weittragender bedeutung weil ubiquitär verbreitet,
beispiel: man sagt, dass ein apfel "emergente eigenschaften" hat, weil der
frische und der scheinbarselbe dann alte apfel sich eigenschaften-unterscheiden, kommt
aber nicht auf die idee, apfel-1 und apfel-2 als zwei völlig unterschiedliche
"dinge" in in diesem fall räumlicher aber nicht zeitlicher
(wahrnehmungs)konstanz anzusehen, wie es richtig wäre)
der verschwörungsunsinn in allen möglichen bereichen und zu allen möglichen historischen
und heutigen zeiten ist etwas völlig anderes/andere kategorie ...
Glücklicherweise war Einstein hinreichend realitätsnah, um nicht den Mond als
„nichtexistentes System“ zu postulieren. Hypothetisch also seine Aussage insoweit der Mond
als ein Teil dieses Universums bis zu dessen entropischen Ende seit seiner Entstehung
(vermutlich trifft die „Giant Impakt Theorie“ zu) schlichtweg existiert und sich somit als
Erdmond eben mit unserer Erde und Sonne in Wechselwirkung (sic!) befindet. Diese
Interaktion bewegt Partikel (Hammelkörnchen) zwischen benannten Himmelskörpern.
Einstein ging es um das Paradoxon des sog. Messproblems. In diesem Kontext macht die
Schrödingergleichung mit entsprechender Wellenfunktion deutlich, dass Phänomene nicht der
Realität entsprechen, wie sie von Menschen wahrgenommen wird: Erstere zeigt die
Wahrscheinlichkeitsverteilung, gemessen werden jedoch immer Einzelereignisse, die es
zutreffend zu interpretieren gilt. Das ist der Spannungsbogen zwischen mathematischem
Formalismus und empirischer Erfahrung. Abstrakt ist es das Verhältnis von Kohärenz und
Dekohärenz. Letztere lässt Realität entstehen, die uns als unsere Natur entgegenkommt,
resp. erscheint.
Dekohärenz als „Baumeister“ nach dem Gesetz des sog. Quanten-Darwinismus. Wir hatten das
Thema vor Zeiten hier erörtert. Philosophisch entspricht das dem von Aristoteles
gebrauchten Termini „energeia“, gesetzt als Wirkung und dem hierzu erforderlichen
Vermögen. In Leibniz’ entsprechender Auslegung des Aristotelischen Entelechiebegriffs:
Admirabilis transitus a potentia ad actum.
Alles schon zigmal erörtert hier! Was mir zuletzt nun die ehrenhafte Bezeichnung eines
„Metaphysikers“ einbrachte. Nicht verwunderlich eben von jenen, die über das Messbare,
Abzählbare dieser Lebenswelt nicht hinaus zu denken vermögen.
Ob nun Teilchen oder daraus konstituierte Felder als sog. Buildingblocks allen Seins zu
sehen sind, es bedarf dem Akt und der Form (causa formalis) zum Werden der Welt und allen
Lebens.
Was über die Physis dieser Welt hinausreicht, ist ursprünglich eben als „ta metà ta
physiká“ und in nachfolgend lateinischer Tradition „Metaphysik“ benannt worden.
Hier nun abschätzig als Metaphysiker bezeichnet zu werden, zeugt mir von eklatanter
Deprivation bezüglich einer ganzheitlichen Weltsicht.
Die physische Welt auf „Hammelkörnchen“ herunterzubrechen mag ein ernüchterndes,
desillusionierendes Spiel nach dem Schema reduktionistischer Thesen sein. Ontologisch
werden somit Entitäten eines Systems auf jene eines anderen reduziert, hier in diesem
Forum üblicherweise mentale Prozesse auf pur physikalische Prozesshaftigkeit. Da ist
schlichtweg kein Raum, kein Denken für Emergenz oder gar das Transzendentale.
Jeder nach seiner Faćon! Ein Glück, dass Menschen unterschiedlich veranlagt sind, die
einen pur positivistisch orientiert, die andern metaphysisch. Letztere kommen ohne das
erstere nicht aus; Erstere glauben ohne letzteres auskommen zu können.
So ist nicht nur der Spannungsbogen zwischen mathematischem Formalismus und empirischer
Erfahrung für ein gelingendes Leben bedeutsam, sondern auch der Bogen zwischen Materie und
Geist.
KJ