transmitted from iPad-Client
Am 27.12.2024 um 12:58 schrieb waldemar hammel über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 27.12.2024 um 04:57 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Waldemar erinnert sich an seine Kindheit und damit sicher auch uns alle an einen
Lebensabschnitt, der ein gutes Stück Zeit zurückliegt aber dennoch ganz spezifische
Eindrücke aus den Kindheitstagen wach werden lässt. Ob es - wie hier in Süddeutschland -
das Christkind oder anderswo der Weihnachtsmann war, es ging mit dieser Vorstellung eine
ganz besondere Gefühlslage einher, die man durchaus als Verzauberung sehen kann.
hallo ins philweb,
ja, weihnachten oder christkind erinnert mich immer an meine kindheit wegen der
"gefühlslage", die damit verbunden war, deshalb auch kommt mir weihnachten heute
immer als eine art infantilismus erwachsener vor, als mutwilliger
und verstolperter regressionsversuch erwachsener, unabhängig vom religiösen soll-gehalt,
der heute völlig im hintertreffen liegt, und mir recht, finde ich, denn die geburt eines
kindes, früher vielleicht als wunder betrachtet, reisst heutzutage niemanden mehr vom
hocker, und dass man das kind dann aus politischen gründen mit ca 30 umbringt, macht die
geschichte insgesamt "unschmackhaft",
…
ungerzustandes sterben, es sind millionen, und
wieviele sich andererseits weltweit beim tanz um goldene kälber totfressen und
alkoholika-totsaufen = wie irrsinnig verkommen ist doch "religion", die das
jedes jahr aufs neue -erbarmungslos- zulässt, und den krepierenden dann zynisch-verhöhnend
ewiges leben im jenseits verspricht, statt ihnen im diesseits auch nur eine scheibe
trockenbrot zu reichen, ja, weihnachten ist ein besonders grausames fest). andererseits,
und so sehe ich es, kann man weihnachten, ostern usw auch als eine der jährlich ganz real
stattfindenden inszenierungen des "magischen realismus" sehen, künstlerisch
wertvoll und daher kulturell bedeutend, genau wie der literarische teil des mag.realismus
Deine Familiengeschichte als beklemmendes Narrativ und Ausdruck psychisch nicht
verarbeiteter Kindheits-/Jugenderlebnisse in den Kontext unverstandener Bedeutung von
Religiosität und deren Rituale zu bringen, ist Dein unverkennbar schicksalhaftes
Alleinstellungsmerkmal.
Dieses Dira Narrantem könnte man durchaus als Weihnachtsgeschichte interpretieren, in
Anlehnung an eben jene christliche, wo sich zwei bettelarme Menschen auf einem mühsamen
Gang zu einer Volkszählung befinden und auf der Suche nach einem billigen
Übernachtungsquartier überall abgewiesen werden; Wahrscheinlich wegen der zu erwartenden
Schwierigkeiten, die eine unübersehbar anstehende Geburt mit sich bringen kann, aber wohl
auch deshalb, weil keine Bezahlung für eine Unterkunft zu erwarten war.
Zurückgewiesen, abgewiesen zu werden, das wird sicher zu den schlimmsten Erfahrungen im
Leben von Menschen zählen und was anderes als brutale Abweisung, Zurechtweisung sind denn
Prügel, die Du ständig zuhause bezogen hast? Welch fürchterliche Familiendramen, die sich
da abgespielt haben müssen und die sich auf vergleichbare Weise bis heute in unzähligen
Familien ereignen.
Schlimmer noch als körperliche, können verbal verabreichte Prügel nachwirken und sich als
traumatische Kindheitserlebnisse ein Leben lang psychisch manifestieren, somit niemals
durch Vergessen oder Verdrängen, sondern nur durch Verzeihen verarbeitet werden können.
Du mokierst Dich über Religion, insbes. das christliche Narrativ, eben auch über das in
diese Welt geborene Christuskind; Ein Ereignis, das von Christen im jährlich
wiederkehrenden Weihnachtsfest gefeiert wird und von Pseudo-Christen wie selbstredend von
Atheisten als willkommene Auszeit vereinnahmt wird, um geradewegs das zu zelebrieren, was
Du in Deinem jüngsten Post hier kritisiert hast.
Es ist dieser zermürbende Tanz um goldene Kälber; Ein Tanz, der natürlich nur von einem
kleinen - insbesondere Ressourcen raubenden - Teil der Weltbevölkerung zulasten der
Gesamtheit von Mensch und Natur betrieben wird.
Man sollte sich aber nicht täuschen, dieser Tanz beraubt nicht nur Menschen, Natur und
Lebensumfelder, sondern auch die Seelen jener, die ihn vollführen und diese Lebensführung
ist gnadenlos unverzeihlich, was sich das in der Gott- und damit Haltlosigkeit der
heutigen Gesellschaft widerspiegelt.
Die von Stress und dem Zuviel an materiellem Ballast gezeichneten Gesichter vieler
Menschen dieser Zeit zeugen von diesem unverzeihlich wahnwitzigen, seelenraubenden Tanz um
goldene Kälber.
Und da war es (der biblischen Überlieferung folgend) geradewegs dieser Christus Jesus, der
für die Menschen um Verzeihung bittet, für Menschen, die ganz offenbar nicht wissen, was
sie tun, was sie mit dieser Art Götzendienst ihrer Seele, somit ihrer innersten Wesenheit
antun.
Dieses Nichtwissen ist pure Unfreiheit. Und wieder ist es dieser Christus, der als
Wissender um diese Unfreiheit der Menschen weiß, wie es in den apokryphen Evangelien zu
lesen ist: Er trifft auf einen am Sabbat arbeitenden Menschen und trotz des
unverzeihlichen (sic!) Gesetzesbruchs sagt er dem solchermaßen Ertappten, er sei frei von
Schuld, wenn er genau wisse, was er tut, nicht jedoch, wenn er sich nicht seines Tuns
bewusst ist. Freiheit hat man demnach, wenn man sich genau über sein Tun, resp. dessen
Folgen im Klaren ist.
Wie kommst Du dazu, Waldemar, diesen Christus zu kritisieren, der zu besagten Zeiten über
diese göttliche Weisheit verfügte und davon Zeugnis ablegte? Er war somit ein Sohn Gottes,
ebenso, wie Du einer bist, gleichermaßen, ob Dir das bewusst ist oder nicht.
Eines Gottes Sohn? Über Gott, resp. Gottesvorstellungen haben wir beide hier all die
vergangenen Jahre heftige Dispute geführt und uns auf die Vorstellung geeinigt, „God is a
Feeling“ und letztlich Deine viel treffendere Definition von einem Gott als das „Gefühl
von Allgeborgenheit“ als Konsens stehen lassen.
Dieser Christus hat sich als Kind dieses Gottes gesehen und sich damit in dessen
Allgeborgenheit begeben und das bis zum bitteren Ende seines Lebens: „Vater, in deine
Hände lege ich Anfang und Ende meines Lebens und verzeihe diesen Menschen, denn sie wissen
nicht, was sie tun“.
Und wenn diese Menschen nun die Geburt des Christus als eben dieses Gotteskind feiern und
zu anderer Zeit dessen Auferstehung von den Toten, die nichts anderes als die Rückkehr
einer Seele in die Allgeborgenheit einer allumfassenden, omnipräsenten Wesenheit
darstellt, dann erscheint die Kritik an diesen Ritualen schlichtweg als Ausdruck
dümmlicher Unwissenheit.
KJ