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Am 11.11.2024 um 15:15 schrieb Ingo Tessmann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
> Die Begriffsanalyse geht systematisch, die KI
probabilistisch vor, insofern ergänzen sie sich; wobei die KI alltagstauglicher ist, da es
im Alltag ja selten systematisch zugeht. Und Politikern kommt es zumeist gar nicht auf
Klarheit an, geschweige denn auf Systematik. Als Beispiel für perfide Propaganda hatte ich
ja Söder zitiert mit: „Es ist doch absurd, Fleisch und Wurst in Kitas sowie Werbung für
Süßigkeiten zu verbieten. Aber gleichzeitig Cannabis erlauben zu wollen.“ Über die
Vielfalt der umgangssprachlichen Konnotationen könnten Studienarbeiten geschrieben werden.
Perfide daran finde ich die Verbindung von Rauschmittel und Kita. Das soll natürlich
empören und suggerieren, dass die Kleinen statt Fleisch und Wurst und Süßigkeiten besser
Cannabis bekommen sollten.
Söder geht es natürlich um die Interessen der Fleisch- und Süßwaren-Industrie. Da diese
aber berechtigt als verschwenderisch und gesundheitsschädlich in die Kritik geraten sind,
lenkt der Interessenvertreter Söder lieber davon ab und stellt einen Zusammenhang mit
Cannabis her. Solange mit Propaganda Wahlen gewonnen werden, wird sich an der Politik
nichts ändern. Der Konservativismus ist nahezu weltweit im Aufwind. Anders wäre es in
einer Gelehrtenrepublik …
Du warst es doch, der hier für das Zeigen von Pornografie an Schulen plädiert hat und wie
nun von LG das Kiffen von Cannabis für bestimmte Bereiche legitimiert wurde, wird man doch
nicht glauben wollen, dass diese Einstiegsdroge von Jugendlichen oder gar Kindern
fernzuhalten ist.
Deinem Hyper-Liberalismus steht hier in dieser Region eine durchaus auf bewährt
konservativen Wertvorstellungen basierende Politik entgegen.
Perfide Propaganda und Söder in Verbindung zu bringen, grenzt selbst an Perfidität oder
milder ausgedrückt an Gehässigkeit. Sollten wir hier nicht endlich auf die umfruchtbaren
Diskussionen um Gott und Götter, sowie die ideologisch gefärbten Verunglimpfungen von
Politikern verzichten?
Insbesondere für jene politisch Agierende, die sich an den unerträglichen Rändern des
politischen Spektrums finden, lohnt sich kein einziger Gedanke, kein einziges Wort, ausser
dem Ausdruck absoluter Ablehnung und dementsprechendem Handeln.
Söder in die Nähe ausserdemokratischer Gesinnung zu rücken, ist perfide und dem
Erfordernis für eine breite, stabile demokratische Mitte höchst abträglich und befördert
exakt die Spaltung der Gesellschaften, wie derzeit allerorts zu erkennen.
Und eine Gelehrtenrepublik als Ideal denken? Wie war das noch mit dem Philosophen als
König? Platons Idee der Philosophenherrschaft mit dem Aufbau eines idealen Staates ist
kläglich gescheitert und das würde auch in unserer Zeit nicht anders sein. Alleine schon
ein Philosoph als „Einflüsterer“ des Königs kann fatale Folgen zeitigen, wie aufmerksame
Beobachter der Kriegsereignisse im Osten des Kontinents dieses Zusammenspiel beobachten
können.
Sehr wohl gerüstet ist der König als ein der Philosophie zugewandter Herrscher wie
seinerzeit Marc Aurel das war. Er wusste um die Macht, die Einfluss- und
Gestaltungsmöglichkeiten eines derartigen Amtes, aber auch um die irrationale Vorstellung
eines Utopia, also einer fiktiven anstatt kulturhistorischen Staatsform.
Eine Gelehrtenrepublik zu wünschen ist nichts als die irrationale Hoffnung auf den
„platonischen Staat“, wie eben Marc Aurel das schon erkannte.
So Du das anders siehst, musst Du warten, bis Dein Landsmann und Gesinnungsgenosse die von
ihm angestrebte „Königswürde“ erhalten hat und wir werden sehen, wie er sich als „König“
und Philosoph bewährt.
KJ