Karl Janssen
janssen.kja(a)online.de
Am 26.08.2024 um 17:38 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Das was im letzten Absatz (der mit "So k.." anfängt) steht, scheint mir an den
Haaren herbeigezogen zu sein. Ich darf auch mal diese pauschale Antwort geben, und sagen,
ich könne nicht jede Kleinigkeit unter die Lupe nehmen. So ähnlich ging es mir schon mal
bei dir.
Dann habe ich Dir also nicht hinlänglich beschreiben können, wo der Unterschied zwischen
Beschreibungen von Naturabläufen und deren Bewirken liegt. Mit den Werkzeugen der
Mathematik lassen sich Naturabläufe beschreiben, keinesfalls jedoch bewirken. Dass sich
diese also solchermaßen beschreiben lassen, erkannte schon Galileo Galilei: „Das Buch der
Natur ist in der Sprache der Mathematik geschrieben“.
Denkt man an die magische Schönheit des „Goldenen Schnitts“, der in seiner Proportion die
Harmonie der Natur aufzeigt, wird verständlich, warum sich dieses ideal ausgewogene
Verhältnis auch in vielen von Menschen geschaffenen Kunstwerken ausdrückt. Damit zeigt
sich m.E. auch eine gewisse Gesetzmäßigkeit der Natur. Und wie nun Waldemar diese
bestreitet, könnte man bei ihm eine eingeschränkte Sicht eben auf diese Art von
Regelmäßigkeit vermuten, für mein Dafürhalten denke ich, wird es seiner reduktionistischen
Sicht auf die Dinge der Welt geschuldet sein. Diese Weltsicht geht bekanntlich in die
Richtung eines absoluten Physikalismus, der sich eben auch im Monismus ausdrückt. Insoweit
man damit ein naturalistisches, prozessual wirkendes Grundprinzip in Verbindung bringt,
aus dem heraus sich Natur durch Selbstorganisation entwickelt und betreibt, kann man
diesbezüglich selbstredend auf jede andere Erklärung (sic!) des Natur-/Weltgeschehens
verzichten.
Auf mich als Katholik bezogen, willst Du wohl gerne immer ein Bekenntnis zu Gott von mir
hören und siehst bei mir (immer noch) Konfliktpotential hinsichtlich Schöpfungslehre und
Naturwissenschaft. Um mich nicht immer auf's Neue wiederholen zu müssen, ein letztes
Mal Bonhoeffer: „Den Gott, den es gibt, den gibt es nicht!“
Heute war ich auf einer Beerdigung, die nach katholischem Ritual verlief: Requiem und am
Grab das berühmte: „Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück!“ Damit ist alles gesagt
– nicht mehr, nicht weniger. Und doch wird von der Auferstehung von den Toten und dem
ewigen Leben gesprochen. Wer heute als Katholik (oder eben als Christ) noch daran glaubt,
postmortem jemals in seiner vergangenen Leiblichkeit vor irgendwelchen Himmelstoren zu
stehen, dem kann man nicht mehr helfen. Und wer als Atheist in diesem Kontext auf Christen
schaut, hat auch nicht begriffen, um was es hier wirklich geht. Ebenso müssten viele
meiner „Mitchristen“ endlich begreifen, dass die Sprache der Kirche im höchsten Grade
obsolet geworden ist, hier ist eine „Kopernikanische Wende“ überfällig.
Noch kurz zu Deiner Aussage bzgl. eines Dualisten: Christen müssen keinesfalls Dualisten
sein, sofern sie begriffen haben, dass es eben keine von der materiellen Welt getrennte,
geistige Welt gibt (die man sich trivialerweise als eine Art geistige Lebenswelt – also
den Himmel vorstellt), sondern die Vorstellung von einer die irdische Welt
transzendierten, intelligiblen Ebene entwickeln. Postmortem verbindet sich der Geist des
ICH mit dem kollektiven Geist des WIR, dem Resonanzprinzip folgend genau am
korrespondierenden Ort; Christen sagen dazu Himmel oder Hölle.
Zum Abschluss noch eine kleine Geschichte: Da steht ein soeben tödlich verunglücktes
Männlein zitternd vor der Himmelspforte, Petrus öffnet und fragt das verschreckte
Kerlchen: Warum zitterst du? Habe Angst vor der Hölle, bekommt er zu Antwort. „Aber da
kommst du doch gerade her“ beruhigte ihn Petrus.
Nette Aussichten, oder etwa nicht?
KJ