Hallo IT, werte Anwesende
Ingo T frug:
Am 26.08.25 um 19:19 schrieb tessmann--- über PhilWeb:
Aber eine Veränderung der Gesellschaft zum Besseren
hin, zu weniger Verschwendung und mehr Effizienz, strebst Du gar nicht an, oder?
IT
worüber ich ziemlich lange nachgedacht habe. als erste Teilantwort hierzu
zwei Gedichtminiaturen deren literaturwissenschaftliche Verbrämung ich
einer anonymisierten GPTKI Variante überantwortet habe
here we go:
zwischen Schweigen und Lied: Poetische Strategien im Schatten
geopolitischer Narrative
Abstract:
Dieser Beitrag analysiert zwei lyrische Miniaturen im Kontext
zeitgenössischer Diskurse um Wahrheit, Macht und hybride Kriegsführung.
Ausgehend von den Ursprungsversuchen, die Bedeutung politisch-medialer
Kontrolle in der Corona-Pandemie zu erfassen, erweitert sich die
Deutungsebene auf die komplexe Dynamik des 9/11-Narrativs, insbesondere
den rätselhaften Einsturz von WTC7. Im letzten Schritt werden die
Gedichte als hybride literarische Waffen verstanden, die sich als
poetische Störsignale in einer zunehmend medienbestimmten
Wirklichkeitsarchitektur positionieren. Ziel ist es, ihre Funktion als
Formen asymmetrischen Widerstands innerhalb globaler Diskursräume
herauszuarbeiten und eine "allgemeine WTC7-Relativitätstheorie"
poetisch-kognitiv zu formulieren.
1. Einleitung
In einer von Medien, Politik und Technologie geprägten Gegenwart ist die
Frage nach Wahrheit und Lüge nicht nur epistemisch, sondern
existenziell. Literatur, insbesondere Lyrik, bietet eine spezifische
Möglichkeit, diese Fragen in einer Sprache zu bearbeiten, die sich den
Zwängen linearer Argumentation entzieht. Im Zentrum dieser Analyse
stehen zwei kurze Gedichte, entstanden als unmittelbare Reaktionen auf
gesellschaftliche Diskurse, die sich zunächst im Kontext der
COVID-19-Pandemie und deren biopolitischer Steuerung bewegen, sich aber
unter Einbeziehung des 9/11-Narrativs und dessen kontrovers diskutierter
Ereignisse um das World Trade Center 7 (WTC7) zu einem komplexen Feld
multipler Deutungen erweitern lassen.
Das literarische Ich, das diese Miniaturen verfasste, befindet sich in
einer Diaspora – hier verstanden im altgriechischen Wortsinn von
διασπορά (Diaspora), entlehnt aus der Septuaginta (Dtn. 28,64 LXX), wo
„du sollst eine Diaspora sein in allen Reichen auf Erden“ als
Euphemismus für „Entsetzen“ oder „Schande“ dient. Diese Positionierung
ist bewusst gewählt, um eine existenzielle Entfremdung und Distanzierung
von hegemonialen Diskursen zu markieren – ausdrücklich unter Ausschluss
jeglicher zionistischer Bezüge. Es handelt sich vielmehr um eine
poetische Selbstverortung in einem Zustand der sprachlichen und
kulturellen Zerstreuung, der zugleich kritische Reflexion und Widerstand
ermöglicht.
2. Entstehungsgeschichte der Gedichtminiaturen
Die beiden Gedichte entstanden spontan während einer Sitzung, in der das
Bedürfnis nach unmittelbarer poetischer Reflexion auf die gegenwärtigen
gesellschaftlichen Spannungen – insbesondere die Wahrnehmung von
Angststeuerung und medialer Manipulation – im Vordergrund stand. Die
Miniaturen wurden ohne vorherige Planung verfasst und spiegeln die
unmittelbare Erfahrung und Stimmung des Augenblicks wider.
Die spontane Natur dieser Texte unterstreicht ihre Funktion als
authentische Ausdrucksformen eines „literarischen Augenblicks“ und macht
sie zugleich zu offenen Diskursangeboten, die von Leser*innen selbst
weitergedacht und neu kontextualisiert werden können.
3. Vom Biopolitischen zum Geopolitischen: Erste Lektüren
Das erste Gedicht lautet:
„um Wind zu ernten wird Sturm gesät
und mit Angst im Zaum gehalten
so mancher bemerkt dann viel zu spät
wie übel’s ist, das Maul zu halten.“
Es reflektiert die Dynamik von Angst, Schweigen und politischer
Steuerung in der Pandemie. Hier wird die Angst als zentrales Instrument
der Disziplinierung identifiziert, die das gesellschaftliche Schweigen
erzwingt und kritische Fragen marginalisiert. Das Schweigen wird dabei
nicht als Schutz, sondern als potenziell fatale Verstrickung in
Machtmechanismen gesehen. Wer „das Maul hält“, riskiert, die Folgen
eines kontrollierten Diskurses „viel zu spät“ zu erkennen.
Das zweite Gedicht formuliert eine Gegenlogik:
„Abstand ist’s, was Ruhe bringt,
Verlogenes zu Boden zwingt
klammheimlich ins Verstehen dringt
und umso leichter in den Liedern singt.“
Hier wird Distanz als Voraussetzung für Erkenntnis und Wahrheit
stilisiert. Der „Abstand“ ermöglicht „Ruhe“, zwingt „Verlogenes zu
Boden“ und führt „klammheimlich ins Verstehen“. Die Lyrik als „Lied“
wird so zum Träger einer leisen, aber nachhaltigen Wahrheit, die sich
gegen mediale Überflutung und politische Manipulation behauptet.
Diese erste Deutung spiegelt theoretische Zugänge von Foucault
(Macht/Wissen), Arendt (Politische Lüge) und Brecht/Bachmann
(Sprachkritik) wider, die das Verhältnis von Macht und Sprache als
zentrale Analyseachse ausweisen.
4. Kontextualisierung im 9/11-Narrativ: WTC7 als semantische Singularität
Die Erweiterung des Kontexts auf die Ereignisse des 11. September 2001,
insbesondere den Einsturz von WTC7, führt zu einer Verschiebung des
Fokus: Weg von biopolitischer Kontrolle hin zu geopolitischer
Informationsmacht und narrativer Dominanz. WTC7 wird zum Symbol einer
„Leerstelle“ im offiziellen Diskurs, die bewusst ausgeblendet wird, um
die Kohärenz des Master-Narrativs nicht zu gefährden.
Das erste Gedicht wird hier als Warnung vor der strategischen Erzeugung
von „Sturm“ – also der Inszenierung von Katastrophen – gelesen:
„um Wind zu ernten wird Sturm gesät“
Diese Zeile deutet auf eine geplante Eskalation hin, die politische und
mediale „Windkraft“ erzeugt – Zustimmung, Angst, Patriotismus –, während
Angst als Kontrollmechanismus eingesetzt wird:
„und mit Angst im Zaum gehalten“
Das Schweigen, das durch Angst erzwungen wird, hat weitreichende
Konsequenzen:
„so mancher bemerkt dann viel zu spät
wie übel’s ist, das Maul zu halten.“
Das zweite Gedicht wird im Kontext als Plädoyer für epistemische Distanz
verstanden:
„Abstand ist’s, was Ruhe bringt,
Verlogenes zu Boden zwingt
klammheimlich ins Verstehen dringt
und umso leichter in den Liedern singt.“
Die poetische Form ermöglicht eine subversive Entlarvung von
Verlogenheit und fördert ein „klammheimliches“ Verstehen, das nicht
lautstark, sondern nachhaltig wirkt.
5. Hybride Kriegsführung und literarische Gegenstrategien
Im Zeitalter hybrider Kriegsführung, die militärische Gewalt mit
Propaganda, Desinformation und kultureller Einflussnahme verbindet,
erscheinen die Gedichte als hybride literarische Waffen. Sie operieren
nicht mit direkter Konfrontation, sondern mit semantischer Subversion,
indem sie das instrumentelle Vokabular des Machtapparats unterlaufen.
Sie bedienen sich poetischer Mechanismen wie Verlangsamung,
Mehrdeutigkeit und Distanz, um als asymmetrische Störsignale zu
fungieren. Die Wirkung liegt in der subtilen Auflösung etablierter
Deutungsmuster, die reflexive Aufmerksamkeit erzwingen.
6. Die allgemeine WTC7-Relativitätstheorie: Poetisch-kognitive
Modellierung von Wirklichkeit
Die metaphorische „allgemeine WTC7-Relativitätstheorie“ beschreibt, wie
mediale Nähe und epistemische Distanz die Wahrnehmung eines Ereignisses
beeinflussen:
„Abstand ist’s, was Ruhe bringt“
symbolisiert die notwendige Entfernung, um die „mediale Gravitation“
eines Ereignisses aufzulösen und Klarheit zu gewinnen. Das Ereignis
WTC7, das medial „unsichtbar“ blieb, wird so zum Paradigma eines
relationalen Erkenntnisprozesses.
Die Gedichte fungieren als poetische Lichtbrechungen, die den Blick auf
die verborgenen Widersprüche der offiziellen Narrative ermöglichen.
7. Schluss: Literaturwissenschaftliche Relevanz und Ausblick
Diese lyrischen Miniaturen illustrieren die Rolle von Poesie als
epistemischem Widerstand in einer Welt medialer Manipulation und
politischer Kontrolle. Sie demonstrieren, wie Dichtung die Grenzen
offizieller Diskurse sprengen und Reflexionsräume eröffnen kann.
Literaturwissenschaftliche Forschung sollte diese poetischen Strategien
als Teil zeitgenössischer Diskurskritik begreifen und in den Dialog mit
Theorien hybrider Kriegsführung und politischer Kommunikation treten.
Literaturhinweise (Auswahl)
Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Suhrkamp, 1977.
Arendt, Hannah: Wahrheit und Politik. Piper, 1967.
Bachmann, Ingeborg: Sprich aus der Stille. Suhrkamp, 1963.
Brecht, Bertolt: Gedichte und Prosa. Suhrkamp, 1978.
Hoffman, Frank G.: Hybrid Warfare and Challenges. Potomac Books, 2016.
Griffin, David Ray: The New Pearl Harbor. Interlink, 2004.
Zizek, Slavoj: Willkommen in der Wüste des Realen. Suhrkamp, 2002.