Am Do., 28. Juli 2022 um 02:06 Uhr schrieb Karl Janssen <janssen.kja(a)online.de>de>:
Am 26.07.2022 um 19:00 schrieb Rat Frag
<rat96frag(a)gmail.com>om>:
Naja, man kann das ganze auch völlig anders betrachten:
Denken wir uns den menschlichen Geist als eine
Anordnung von Neuronen
und ignorieren weitere Zusammenhänge wie Hormone, Spurenelemente usw.,
dann könnte man sich eine Art Gesamtsumme aller denkbaren Anordnungen
vorstellen. Wenn man jetzt glaubt, dass abstrakt jede dieser
Kombinationen schon vorliegt…
!Dieses Gedankenexperiment habe ich nicht begriffen,
was
womöglich damit zusammenhängt, dass ich mir Geist
schlichtweg nicht als „Anordnung von Neuronen“ denken kann.
Haben Sie hierzu eine Frage?
Das berechtigt m.E. jedoch nicht die Aussage von
Neurowissenschaftlern, das menschliche Bewusstsein sei
durchgängig erforscht. Was definitiv nicht geklärt ist, sind
Methoden der Informationsverarbeitung im Gehirn, wenngleich
mit der kürzlich hier angesprochenen FEP (Free Energy Principle)
oder IIT (Integrated Information Theory), nicht zuletzt
auch mit Hameroff/Penrose's Theory „In-cell computational
mechanism via microtubule subunits“ beachtenswerte
Forschungsarbeiten vorliegen.
Wir haben es hier mit einem Gebiet zu tun, welches seiner Natur nach
Gegenstand von z. T. auch völlig unnötigen ideologischen Kampf ist.
Ich denke aber, hier sind wir alle doch zumindest soweit an der
Wahrheit interessiert, dass wir z. B. nicht absichtlich die Aussagen
der anderen Teilnehmer nicht verstehen wollen.
Wir haben es hier mit dem Kampf zwischen Materialisten und
Non-Materialisten zu tun.
Egal welche Worte man zur Beschreibung dieser Standpunkte auch immer einnimmt.
Dies vorausgeschickt: FEP kenne ich gar nicht.
Was Penrose Hypothese angeht, so haben wir hier bereits eine Reihe von
Problemen. Der "orchestrierte Kollaps der Wellenfunktion", welche er
postuliert, braucht zu seiner Aufrechterhaltung eine
Quanten-Superposition. Es ist in der Fachwelt umstritten, ob das
menschliche Gehirn so eine überhaupt aufrecht erhalten kann.
Penrose hat sich daraufhin mit den Narkose-Spezialisten Hameroff
zusammengetan und hat eine Theorie entwickelt, derzufolge dieser
orchestrierte Kollaps der Wellenfunktion innerhalb von Mikrotumbuli
stattfindet.
Die kann man sich als kleine Röhren von Proteinen vorstellen, die bei
der Zellteilung bei normalen Zellen eine Rolle spielen und auch
Aufgaben innerhalb von Nerven erfüllen. Offenbar hat Narkose (etwa bei
einer Operation) irgendwas mit diesen kleinen Tuben zu tun. Man weiß
es aber nicht.
Die Protine halten sich selbst in einen Gitter zusammen, was wohl
aufgrund von magnetischer Polarisation gelingt. Laut Penrose besteht
hier eine Quantensuperposition, die dann gezielt kollabiert. Störungen
dieses Systems führen dann eben zur Bewusstlosigkeit.
Das Problem: Nur Penrose selbst geht davon aus, dass das möglich ist.
Die reguläre Quantenphysik soll dies nicht ermöglichen (Tegmark hat
sich u. a. dazu geäußert).
Penrose hat sich dazu seine Gedanken gemacht und sagt u. a. aus, dass
Dekohärenz durch Schwerkraft entsteht. Dekohärenz ist ein Phänomen der
Quantenphysik. Das Wort beschreibt einfach die Tatsache, dass wir in
unserem Alltag keine Effekte wie "Schrödingers Katze" beobachten
können. Gravition ist Relativitätstheorie!
Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn man die Hameroff-Penrose-Hypothese über
das Bewusstsein akzeptiert, dann akzeptiert man quasi auch gleich
einen Kandidaten für die Weltformel, was selbstverständlich hoch
umstritten ist.
Natürlich wäre es hypothetisch denkbar, dass die Hypothese stimmt und
die Weltformel dennoch falsch ist, weil in den Mikrotumbuli oder mit
der Quantenphysik irgendwas sehr seltsames abgeht. Denkbar. Jedoch
stehen wir dann vor einem größeren Rätsel.
Muss die These deshalb falsch sein? Nein.
Es ist nur eine sehr gewagte Festlegung, wenn man z. B. eine
Lebensphilosophie oder ein Forschungsprogramm darauf aufbaut. Menschen
tun dies.
Weitaus mehr interessieren mich mich die
Informationsverarbeitung und dementsprechende Signalwege im Gehirn bezüglich ihrer
„technischen“ Struktur sowie insbesondere deren „Interface“ zum Austausch übersinnlich
erfolgender Kommunikation (wie zuletzt als
Intra-Aktion angeführt). Übersinnlich heißt quasi immateriell und damit (nach heutigem
Wissensstand) nur mittels masseloser Teilchen
(wie Photonen) möglich. Photonen sind prädestinierte Träger von Quanteninformationen
(Polarisationszustand des Photons).
Der Schlussfolgerung bezüglich der Photonen kann ich nicht folgen.
Photonen scheinen mir das Sinnlichste überhaupt. Jede Farbe, selbst
die Wärme der Sonne auf der Haut ist durch diese kleinen Quanten
übertragen.
Abgesehen davon: Verstehe ich dich korrekt, du siehst die Offenbarung
als eine Art Signalrauschen in den Kabel des Gehirns, welches durch
kosmische Strahlung hervorgerufen wird?
Gott oder ein höheres Wesen hat demnach alles so genau
vorausberechnet, dass genau dann eine signifikante Signalstörung
vorliegt, so dass ein "Prophet" z. B. Halluzinationen bekommt?
Das scheint mir einen harten Determinismus zu implizieren.
Für mich jedenfalls steht fest, dass es neben
chemisch-elektrisch wechselwirkenden Neuronen auch „optische“ Signalwege im Gehirn gibt.
In
der Neurowissenschaft geht man inzwischen sicher davon aus, dass sich im Hirngewebe sog.
Biophotonen bilden, ohne jedoch über
deren Sinn und Zweck Aussagen treffen zu können. Meine Annahme hierzu ist die
naheliegendste, nämlich, dass viele
Organismen Licht als Kommunikationsmedium nutzen.
Davon habe ich gehört.
Ich halte das für weniger überraschend, wenn man sich vergegenwärtigt,
dass durch die Nerven ja auch Elektrizität fließt.
Eventuell sind diese Biophotonen ja nur eine Art "Abwärme", die durch
die bioelektrische Aktivität erzeugt wird, die aber eigentlich keine
wirkliche Wirkung für die organische Funktionsweise hat?
Ich weiß es natürlich auch nicht besser.
P.S.:Dein Hinweis auf die Welt der Quanten ist berechtigt.
Die Vorstellung der Welt als eine Kombination von Atomen wie ein
Schachbrett (oder Conways Spiel des Lebens) bricht mit der
Superposition, Wellenfunktionen usw. ja doch irgendwo zusammen. Wir
haben jetzt komplexe Zahlen und sowas dabei.
Nur wäre das bei Platon durchaus denkbar. Leibniz scheint ähnliche
Gedanken entwickelt zu haben, wie ich kürzlich erfahren habe.
P.P.S: ich gestehe, dass ich mich bisher weniger auf das Gehirn als
auf seine Funktion befasst habe. Sprich, mich interessierte mehr das
Verhalten und die Reaktion von Lebewesen.