Am 27.12.2024 um 04:57 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Waldemar erinnert sich an seine Kindheit und damit sicher auch uns
alle an einen Lebensabschnitt, der ein gutes Stück Zeit zurückliegt
aber dennoch ganz spezifische Eindrücke aus den Kindheitstagen wach
werden lässt. Ob es - wie hier in Süddeutschland - das Christkind oder
anderswo der Weihnachtsmann war, es ging mit dieser Vorstellung eine
ganz besondere Gefühlslage einher, die man durchaus als Verzauberung
sehen kann.
hallo ins philweb,
ja, weihnachten oder christkind erinnert mich immer an meine kindheit
wegen der "gefühlslage", die damit verbunden war, deshalb auch kommt mir
weihnachten heute immer als eine art infantilismus erwachsener vor, als
mutwilliger
und verstolperter regressionsversuch erwachsener, unabhängig vom
religiösen soll-gehalt, der heute völlig im hintertreffen liegt, und mir
recht, finde ich, denn die geburt eines kindes, früher vielleicht als
wunder betrachtet, reisst heutzutage niemanden mehr vom hocker, und dass
man das kind dann aus politischen gründen mit ca 30 umbringt, macht die
geschichte insgesamt "unschmackhaft", wobei dringend immer mitzudenken,
dass die allermeisten leute bis vor ca 200 jahren noch als typische
primaten eh aus ganz natürlichen gründen mit 30-40-spätestens 50
abstarben. dass zb ich heute mit 72 noch lebe ist in wahrheit daher
abnorm, und nur den sozial- und medizinisch- verbesserten heutigen
lebensbedindungen zu verdanken, denn auch "wohlbehütete" zootiere haben
eine etwa doppelt so hohe (oder noch höhere) lebensspanne wie in freier
natur. meine als nestling übernommene schwarzamsel lebte damals zb in
gefangenschaft 19 jahre, in freier natur ist die mittlere
überlebensdauer schwarzamseln nur ca 1,7 jahre (die evolution hat also
einen ganz enormen "verbrauch" an lebensdauern ihrer lebewesen, was
natürlich evolutiv höchst förderlich ist, für das einzelne wesen aber fatal)
insbesondere aber hat ein weihnachten in den 60ger jahren des vorigen
jahrhunderts, das war damals gymnasiale unterstufe für mich, meinen
gesamten lebensverlauf geprägt. ich "lernte" damals hauptsächlich anhand
der dauerprügel meines vaters, diese wann immer möglich zu vermeiden,
war eigentlich meine kindliche + jugendliche "haupt-tätigkeit", denn ich
war in einer dauer"boxbude" gefangen. in einem dieser unterstufenjahre
beschloss meine mutter aus heute mir nicht mehr erinnerlichem grund mir
einen "kosmos.alchemist" experimentiertkasten zu schenken (eine replik
habe ich bis heute als "heiligen gral" aufbewahrt). dann machte meine
mutter den fehler vor weihnachten einkaufen zu gehen, und ich den
fehler, den gut in ihrem wäscheschrank bis weihnachten versteckten
chemiekasten hervorzuholen und schonmal ein wenig zu "experimentieren".
ich weiß es noch heute, was dann geschah, ich mixte kaliumpermanganat +
soda + weinsäure im glas zusammen, und kaum fertig mit meinem im leben
allerersten chemieexperiment, hörte ich den schlüssel meiner
zurückkehrenden mutter an der wohnungstüre, also versteckte ich den
chemiekasten samt meiner reagenzglasmischung mit korkstopfen drauf
eiligst wieder im wäscheschrank zwischen mutters weißer unterwäsche. das
war, gelinde gesagt, "ungünstig", denn meine mischung begann in mutters
wäscheschrank zu schäumen (weinsäure und soda bilden natriumtartrat und
massig freigesetzte kohlensäure), und die durch KMnO4 tiefrotbraun
gefärbte schäumende brühe befreite sich und lief in mutters weiße
unterwäsche hinein und färbte diese großfleckenförmig nachhaltig.
als mutter die vorzeitige bescherung dann am nächsten tag bei ihrem
"leibwäsche"-wechsel entdeckte, bekam ich von mutter die jemals einzige
und harmlose prügel in ihrem leben, und dieses kurz-vor-weihnachten
emotional negative highlight + der geheimnisvolle chemiekasten, der
offenbar völlig anders funktionierte, als ich wollte und dachte, haben
mich fürs leben zum tüftler, experimentierer, chemiker, physiker usw
geprägt, denn von jenen tagen an hatte ich mein "lebensthema" (sog
"naturwissenschaften") gefunden, da war ich 11-12 jahre alt
seither ist "weihnachten" für mich meines großvaters damals in den 50ger
jahren noch nachkriegs-ärmliche weihnachten "auf dem land", bei dem ich
die ersten 6 lebensjahre meines lebens aufgrund häuslicher bedingungen
"zwischengeparkt" war, aber in und mit natur-pur (nie wieder im leben
habe ich mich so rundum wohlgefühlt) + das event mit mutter in den 60ger
jahren kurz vor weihnachten, andere bedeutungen hat weihnachten für mich
eigentlich nie erlangt, und ich bin angesichts gerade heute sichtbarer
exzessiver regelrechter weihnachten-perversion froh darüber, mit alledem
nichts am hut zu haben (man überschlage einmal, wieviele bettelarme
leute weltweit weihnachten hungers und an vermeidbaren krankheiten
infolge letztlich dauerhungerzustandes sterben, es sind millionen, und
wieviele sich andererseits weltweit beim tanz um goldene kälber
totfressen und alkoholika-totsaufen = wie irrsinnig verkommen ist doch
"religion", die das jedes jahr aufs neue -erbarmungslos- zulässt, und
den krepierenden dann zynisch-verhöhnend ewiges leben im jenseits
verspricht, statt ihnen im diesseits auch nur eine scheibe trockenbrot
zu reichen, ja, weihnachten ist ein besonders grausames fest).
andererseits, und so sehe ich es, kann man weihnachten, ostern usw auch
als eine der jährlich ganz real stattfindenden inszenierungen des
"magischen realismus" sehen, künstlerisch wertvoll und daher kulturell
bedeutend, genau wie der literarische teil des mag.realismus
wh.
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