Am 15.09.2021 um 14:32 schrieb Karl Janssen
<janssen.kja(a)online.de>de>:
Soeben habe ich wieder einmal Goethes „Dichtung und Wahrheit“ gelesen und es ist mir
dabei zum ebenfalls wiederholten Male deutlich vor Augen gekommen, dass uns das Leben
immer wieder und einmal mehr, geprägt durch die so typische Art und Weise des Menschseins
auf‘s Neue begegnet: als „neuer Wein in alten Schläuchen“.
Nietzsches „Die ewige Wiederkehr des Gleichen“ gibt immer noch und stets wieder zu
denken!
Doch was kehrt denn da wirklich immer wieder!? Selbstredend die technologischen
Prinzipien der „Organverlängerung“ und Grundwerkzeuge der Domestizierung als Hebebalken,
Zündstein, Pfeil und Bogen etc. selbstredend in nun bis zur Perfektion optimierten
Ausfertigungen.
In Summe also ein gigantischer technologischer Fortschritt, der womöglich auch nur durch
den globalen Austausch von Ideen, Wissen und Fertigkeiten möglich wurde; ein an sich
positiver Effekt, der sich gleichermaßen dadurch wieder neutralisiert, dass sich die
Menschheit als Ganzes nicht einem neuen Denken (Paradigmenwechsel) öffnen kann und sich
somit die (in vergangenen Epochen durchaus überlebenswichtigen) egoistisch angelegten
Wesensarten und vor allem auch befördert durch Religionen (im Sinne von
Jenseitsverheissungen sowie - erwartungen) aufrecht erhalten.
Hi Karl,
anlässlich der ständigen Wiederholungen in den Mails Waldemars, hatte ich kürzlich
angedacht, einen neuen Thread aufzumachen — und der passt gut zu Deinem Übergang oben,
wobei die Entropie dem allerdings gerade entgegenwirkt. Du gehst von den immer gleichen
Lebenserfahrungen aus und beziehst die Technik mit ein. Ich beginne bei meiner
Listenerfahrung und gehe zur Natur über.
Das Aushalten der vielen Wiederholungen hier in der Runde ist für mich womöglich leichter
zu ertragen, wenn es stets das eigentliche Thema ist. Die ewige Wiederkehr des Gleichen
ist ein wiederkehrendes Thema in allen Lebensbereichen. Atmung, Herzschlag, Durst, Hunger,
Sex; kurz: Stoffwechsel und Reproduktion unterliegen der Erdrotation, der Mondbahn, der
Erdbahn und der Sonnenbahn.
Kosmische Bahn- und Rotationsperiodizitäten überlagern sich mit unseren Lebensrhythmen,
die wir mehr oder weniger zu modulieren vermögen. Aber was treibt uns letztlich an dabei
neben den Trieben? Das universelle Belohnungssystem in unserem Hirn, das nach Anspannung
stets für Entspannung, wenn nicht Vergnügen sorgt? Liebe schafft Anspannung, Sex lindert
sie, witzelte einstmals Woody Allen.
Zwangsverhalten bestimmt in vielfältiger Weise naturbedingt unser Leben. Aber inwieweit
determiniert es darüber hinaus auch unser zweckgebundenes Handeln? Dem Lernen wie dem
Indoktrinieren sind Wiederholungen dienlich. Es gibt Menschen, die sich ständig die Hände
waschen, auf die Uhr schauen, Sport treiben, Gedanken, Sprüche oder Melodien wiederholen
müssen. Da Wiederholungen bereits naturbedingt die Selbsterhaltung befördern, werden auch
darüber hinausgehende Rituale der Selbstbehauptung entstammen. Hochstapler wiederholen
sich wahrscheinlich häufiger als Tiefstapler, Politiker häufiger als Wissenschaftler,
Werber und Propagandisten häufiger als Sorgfältige und Seriöse. Mit wiederholten Grüßen,
IT