Die große Hitzewelle ist vorbei – zumindest in unserem Landstrich. Sie scheint nicht nur ganze Regionen in Wüsten verwandelt zu haben, sondern auch die Gehirne. „Geist als Anordnung von Neuronen“ heißt es im laufenden Thread und wen sollte es dann wundern, wenn rundum derzeit nur eher spärliche Geistesleistungen im gesellschaftlichen wie politischen Alltag zu erkennen sind.
Können Neuronen vertrocknen? Im weiteren Sinne offenbar sehr wohl, nämlich bei extensiver Nichtnutzung.
Geist und Neuronen, wie geht das überhaupt zusammen? Geist als Ansammlung sensorischer, motorischer oder sonstiger Interneuronen? Wenn dieses zuträfe, müssten augenblicklich die Fakultäten der Philosophie des Geistes schließen, da Neurowissenschaften das „Geheimnis“ des Geistes und mit ihm sogleich jenes des Bewusstseins und den damit in Verbindung stehenden Psychologismen bereits gelüftet hätten.
So könnte es allenfalls nur heißen: Gehirn als Ansammlung von Neuronen, was gleichwohl nach heutigem Wissensstand der Neurologie einer „Binsenweisheit“ gleichkommt, über die nicht mehr diskutiert werden muss. „Muss nicht – aber kann“, heißt es so oft und man könnte nun die Frage stellen:
Was stellt das Gehirn als Ansammlung von Neuronen an, damit es als Ort mentaler Prozesse eben diese zu verarbeiten vermag. Etwa hinreichende Aufmerksamkeit zu erzeugen, um das alltägliche Leben zu meistern.
„Wer ist aufmerksam“, fragte kürzlich Joseph hier in die Runde und gab zugleich die in eine Frage gekleidete Antwort: „Das Gehirn“.
Für mein Teil spreche ich diesbezüglich eher von Gehirn und ZNS (zentrales Nervensystem).
Es ist aber nicht das Gehirn/ZNS (als Ansammlung von Neuronen) an sich aufmerksam. Aufmerksamkeit eines Lebewesens kann immer nur durch mentale Interaktion mit der Außenwelt gegeben sein. Es ist also Waldemars perrenierendes Credo von der Wechselwirkung schlechthin. Umso mehr verwundert es, wenn er im gleichen Atemzug von der Welt und der diese bewohnenden Lebewesen als selbstreferentielle, quasi hermetisch von jeglichen Außeneinflüssen abgeschlossene Gebilde spricht, die sich aus Grundelementen gemäß einer Planck-Größe konstituieren. Alles Entwicklungsgeschehen wird als rein mechanistische Angelegenheit definiert - zufällig, sinnfreie Wechselwirkung zwischen materiellen Substanzen, allenfalls den (wo oder wie auch immer herrührenden) Gesetzen der Evolution (als dem „göttlichen Gesetz“ der Atheisten und Mechanisten) folgend. Das klingt zwar in einer Art plausibel, direkt so, als wäre das Phänomen Leben endgültig verstanden; doch im Ergebnis ist man weit davon entfernt.
Es ist schlichtweg die enorme Komplexität biologischer Systeme, die hier immer noch einem abgeschlossenen und vor allem ganzheitlichen Verständnis der Körperlichkeit und der damit verbundenen mental prozessualen Vorgänge in ihrer Ganzheit entgegen steht.
Nichtsdestoweniger sollte die Menschheit die Erforschung ihrer Lebenswelt und vor allem auch des Phänomens von Leben schlechthin weiter betreiben und sich nicht auf ideologisch festgezurrte Denkmodelle resp. Dogmen festlegen, was auch für kümmerliche Weltbilder des Reduktionismus und Konstruktivismus gilt; denn es bleibt dabei: reduziert man das Phänomen Leben auf seine molekularen Bestandteile, entschwinden alle wesentlichen Eigenschaften, die seine Eigentlichkeit, seine Vitalität und seine essentiell erforderliche Aufmerksamkeit für sein Umfeld ausmachen.
Bester Gruß in die Runde! - Karl