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Am 12.06.2024 um 16:18 schrieb ingo mack über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
hallo in die Runde,
hallo Waldemar.
eine kurze zusammenfassung statt vieler Versuche:)
allein, der schatten unserer tage
Ja, die Schatten dieser Tage und ich frage mich, wo denn das Licht zu finden sei, das
diese Schatten wirft. Nun könnte man nahtlos an unsere Diskussion hier bezüglich
Ursache-Wirkung anknüpfen.
finden wir uns im spiegel?
sehen wir, wer uns in den reflektierenden oberflaechen all der
blankgeputzten,
verkaufsoffensiven ladengrenzen zwischen haben und sein als schatten
entgegensieht?
Wer sieht schon gerne in den Spiegel, es sei denn, Narzissten. Und darin liegt ein
Problem, würde der Blick in den Spiegel doch die Chance zur kritischen Selbstreflektion
bieten und das, wo sich Spiegel allerorts finden.
wir wandern durch unsere zeit, und unsere innere zeit
wandert mit uns.
allein: es ist, was war und was wir wurden. wir verbinden die spiegelbilder
unserer gegenueber mit begriffen, die selbstaendig freiraeume ausserhalb
unserer wahrnehmung fuellen.
Bleibt die Frage, ob diese Spiegelbilder lediglich seitenverkehrte oder doch auch
verzerrte Bilder liefern, bzw. ob sie nicht durch derartige Wahrnehmung konstruktivistisch
„verzerrt“ werden.
Um sich nun nicht in diesen Metaphern zu verlieren, könnte man die soeben hinter uns
liegende „Europawahl“ reflektieren und deren Ergebnisse geradewegs als jeweilige
Spiegelbilder der politischen Entwicklungen deuten: Ursache - Wirkung eben!
Erfreulich für mich, dass dieses Prinzip Wirkung gezeigt hat trotz aller Störmanöver
politischer Gruppierungen weit abseits der demokratischen Mitte. Ein klares Bekenntnis zu
Europa als einzige „Überlebenschance“ dieses zersplitterten Kontinents, sich geopolitisch
- vor allem gegenüber USA, Russland und Asien - zu behaupten. Afrika als der künftige
Global-Player ist geopolitisch noch nicht positioniert - da wird sein „Zeipfeil“ noch um
einiges anwachsen. Und bei 3,5% Wachstumsrate seiner Bevölkerung ist geopolitische Unruhe
angesagt.
Ja, die Zeit eben und was sie so mit sich bringt. So sagt man landläufig, aber sie bringt,
resp, trägt nichts mit sich. Was ist eigentlich Zeit?
Wir hatten ausführlich darüber diskutiert und wir könnten uns mit Joseph auf Einsteins
Genie beziehen: Einfach (sic!) genial - „Zeit ist das, was wir auf der Uhr ablesen“. Nicht
mehr, nicht weniger. Nix mit Entropie, nix mit Quantensprüngen, nix mit Zeitreisen vor und
zurück.
Apropos zurück. Manches Geschehene würde man - im Spiegel der Zeit betrachtet - doch
nochmal gerne zurückdrehen, oder nicht?
Nix da, tönt es aus jenseitigen Gefilden. Maxwell lässt sich vernehmen: „Das obliegt
einzig meinem Demon!“ Könnten wir ihn doch auch austreiben, wie einst bei der armen
Annelies Michel vergeblich versucht, bleibt die bange Frage, wessen Zeitpfeil dann ein
jäher Abbruch drohen würde.
wir sind, was wir sind. wir scheinen durch die
wirklichkeiten der anderen
in einem flickwerk aus moeglichkeiten und taten und meinungen, immer auf
der suche nach unverfaelschten spiegelbildern unserer (sehn-) suechte und
nichtverwirklichten versprechungen der alten.
unser antrieb, selbst die scheinbar belanglosesten aufgaben unserer
alltagswirklichkeiten pflichtgemaess zu erfuellen resultiert - auch -
aus dem ersten morgendlichen blick in den spiegel im intimen badezimmer,
wenn die traeume und grenzueberschreitenden wahrnehmungen unserer naechte
mit ritualisierten handlungen dem neuen tag angepasst werden.
unsere energie, den brennstoff unserer koerper, frischen wir an den
zapfstellen
ausser Waldemar, der nimmt Traubenzucker- diesen Einwurf konnte ich mir nicht verkneifen -
trotz aller Ernsthaftigkeit dieser Passage…
unserer spiegelwelten auf und bezahlen mit
plastikgeld. wir erhitzen unsere
waehrungseinheiten ultrakurz und vernaschen sie wie unsere abziehbilder
unserer freunde. freunde aus dem grund, dass sie fern und unerreichbare
spiegelbilder auf stumpfen mattscheiben vorspiegeln, verschwunden hinter
undurchschaubarem glas, sobald der strom nicht mehr fliesst.
die schokolade unserer tage schmilzt im fernsehsessel
zu einem
truegerischen
ernergielieferanten, dessen Auftragsbuecher allein von virtuellen
traumgebilden gefuellt werden. auch daran haben wir uns gewoehnt und freuen
uns auf die naechste seelenmassage unserer geistigen gehwerkzeuge der
kommenden nacht.
Und nochmal ist es die Zeit, doch diesmal der sog. Zeitgeist. Nun, auf diese Art
„Seelenmassage“ freue ich mich definitiv nicht, vielmehr widersetzen sich meine „geistigen
Gehwerkzeuge“ diesem „Framing“ und da bin ich offensichtlich nicht alleine, wie eben die
o.a. Europawahl das auch „widerspiegelt“.
„Spieglein, Spieglein an der Wand - wer bin ich, wer sind wir?“ Viele wollten nicht
hinnehmen, was man uns mancherseits vorgespiegelt hat. Das spricht für die Vernunft der
Menschen und vor allem für die Demokratie, aus einzig dieser heraus die Schattenwürfe des
Lebens auf ein erträgliches Maß gebracht werden können.
der schalkschatten unserer wirklichkeiten daemmert
ueber den irrlichtern
unseres
alltags und verbindet weit ueber zoll- und landesgrenzen hinweg den rahmen
unserer moeglichkeiten. im lotussitz unserer tagtraeume warten fremde
voelker
und noetigen uns ihre aufmerksamkeit durch ihr bewusstes nichttun auf.
Da bin ich mir nicht so sicher, ob man uns, resp. Europa Aufmerksamkeit aufnötigt,
vielmehr nötigen wir uns selbst, teils aus Verantwortungsbewusstsein für die ganze Welt,
was bei der (insbes. als wirtschaftliche Export-/Importnation unumgänglich) erfolgten
Globalisierung überlebenswichtig ist, teils aus einem übersteigerten Moralanspruch
heraus.
Hier das richtige Maß zu finden ist äußerst anspruchsvoll und kann nur eben mit
hinreichendem Realitätsbezug, vor allem aber auch nur europaweit, letztlich sogar nur
weltweit gelingen -wenn überhaupt - und da schließt sich der Kreis: Wie will man künftig
mehr als 8 Mrd. Menschen eben einen menschenwürdigen Lebensraum geben, den es für diese
Anzahl nicht geben kann, schon gar nicht in Europa.
Da braucht es einen Spiegel, der dieses Faktum unverzerrt zeigt und nicht die derzeit
allbekannten Spiegelfechtereien, einen Spiegel also, der in diese nicht tragbare Zukunft
projiziert!
Die Zeit für Sozialromantik ist heute schon abgelaufen, auch wenn das vielen Träumern von
einer besseren Welt noch nicht bewusst zu sein scheint.
Ein nüchterner „Faktencheck“, (das Lieblingswort der Seelenmasseur:innen) würde dieses
Szenario gnadenlos zutage bringen, doch so genau wollen die Genannten nicht in den
Spiegel dieser Realität sehen.
wir, spiegelbildner unserer abziehbilder bedingen
deren sein und umgekehrt.
allein, es ist die zeit, die wir uns opfern. es ist unsere wartezeit in der
grossen bahnhofshalle dieser welt. es sind und waren und werden sein unsere
fahrplaene. selbst die zuege und -zeuge, die wir besteigen sind nichts ohne
uns. und wieder spiegeln wir unsere wirklichkeiten in unsere umwelt hinein.
Das erhebt die Frage, ob man nur warten soll (auf Godot oder auf Gedeih und
Verderb) oder „Hand anlegt“ und das zu tun beginnt, was mit Verstand und Wissen dieser
Zeit möglich ist, um diesen wunderbaren Lebensraum noch möglichst lange für Mensch, Tier
und gesamte Natur zu erhalten. Das kann nur global gelingen - ein Deutschland - ein
Europa, eine Welt!
der donner der blitze erreicht uns und betaeubt fuer
einen kurzen moment
unsere reflektion auf unser sein. wir waehlen den schatten und den traum,
wir wuenschen uns in den todesaehnlichen nichtzustand beziehungsloser
beliebigkeit und vergessen die bedeutungen unserer begriffe. wie voegel
schwaermen die freigewordenen beziehungsgeflechte weit hinaus ueber den
ozean unserer seltsamkeiten, singen ihr lied von werden und vergehen
hinaus in die welt aus schein und sein und wir haben sie vergessen,
ehe wir wieder erwachen.
allein, es ist ein traum.
So manches Mal wacht man aus einem Traum auf und ist froh zu realisieren, dass das darin
„Erlebte“ eben nur ein Traum war. Ein anderes Mal herrscht Bedauern, dass ein
wunderschöner Traum doch nur ein solcher war.
Von Träumern hatte ich oben geschrieben, was ist, wenn diese aus ihren Träumen erwachen
oder gar gerissen werden?
KJ
PS: und wieder mal mit Goethe: Entschuldige die Länge (dieses Beitrags) - zur Kürze
fehlte mir die Zeit(sic!)