Am 5. November 2023 11:00:09 MEZ schrieb "Rat Frag über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am Sa., 4. Nov. 2023 um 02:43 Uhr schrieb Claus
Zimmermann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Natürlich könnte man die Verneinung wie jedes
Zeichen so oder anders definieren. Wittgenstein bringt ja das Beispiel der doppelten
Verneinung. Sie könnte eine besonders entschiedene Verneinung sein wie ein wiederholtes
Kopfschütteln oder eine verneinte, zurückgenommene Verneinung.
Soweit ich es verstanden habe, bespricht er hier die übliche Regel der
Doppelnegation: ¬¬a <-> a.
Er kommt dabei natürlich auf reale Sprachen zurück.
Ich habe es so verstanden, dass zwei Formen der Verneinung verglichen werden, die sich in
einem Detail unterscheiden.
Wollen wir
auf die Möglichkeit verzichten, Abwesenden ein Bild
der Lage vermitteln zu können?
Wenn wir die Frage stellen: Stimme Bild A mit Bild B überein, dann
könnten wir z. B. die Anzahl der abweichenden Pixel als
Abweichungsgrad nehmen. Oder die Verteilung von Farben und Helligkeit
oder dergleichen.
Das entfällt aber, wenn wir ein Bild mit der Wirklichkeit selbst vergleichen.
Das verstehe ich nicht ganz. Das Bild muss mit der Wirklichkeit in Form und Farbe
(ersatzweise Graustufen) übereinstimmen. Wenn der dargestellte Gegenstand lang und dünn
ist, darf die Darstellung nicht kurz und dick sein.
Das gilt auch für das Sprachbild. "Der Himmel ist blau" ist wahr, wenn er blau
ist und falsch, wenn er grau ist.
Bin ich problemblind?
Zeugenaussagen sind bekanntermaßen nicht statisch.
Sind Erinnerungsbilder nicht ein Spezialfall?
Dazu kommt auch bei gegenwärtigem Erleben die Perspektive, die z.B. kulturell gefärbt zu
verschiedenen Interpretationen einer Geste führen könnte. Vielleicht auch bei
verschiedenen Lichtverhältnissen zu verschiedenen Aussagen über Form und Farbe. Das ist
natürlich zu berücksichtigen.
Bedeutet es, dass wir anderen kein Bild einer Situation vermitteln können? Dass wir ihnen
nicht sagen können, wie das Spiel ausgegangen ist, welche Farbe der Himmel hat etc.?
In der Quantenphysik scheint man diese Sprachform
also noch zu brauchen.
Richtigerweise müsste man unterscheiden zwischen a = "Ereignis x hat
eine Wahrscheinlichkeit von 25% (etwa, dass die Münzen zweimal auf
Kopf landet)" und Aussage b = "die Aussage a ist wahr, d.h. sie gibt
uns die korrekte Zahl der Wahrscheinlichkeit".
Ein pseudo-Quine würde das vielleicht so auffassen: Es gibt ein
3-tupel <x,w ∈ [0;1], a>, das erfüllt wird. Wobei a dann eine Art
Funktion ist, welche w auf x irgendwie abbildet. Das jetzt zu
verstehen als kleiner Scherz.
Es scheint also nicht irgendeine Sprachform zu
sein, sondern eine ganz elementare.
Ich denke wirklich, dass dieses "Wahr oder Falsch" eigentlich bei
Aussagen über Aussagen ins Spiel kommt.
Nicht das Wetter ist wahr oder falsch, sondern nur, was man darüber sagt.
Aber das wahr oder falsch kommt nicht erst beim Vergleich von Aussagen mit Aussagen ins
Spiel, sondern zuerst und entscheidend beim Vergleich der Aussage mit dem Sachverhalt.
Eigentlich überhaupt nicht beim Vergleich von Aussagen mit Aussagen. Regnet es, wenn
übereinstimmend behauptet wird, dass die Sonne scheint?
Man achtet im
Alltag schon auf die Unterscheidung zwischen Wahrheit,
Irrtum und Lüge. Aber wir reden sicher auch in anderem Sinn von
Wahrheit. (Z.B. PU 544: "Man könnte hier aber auch sagen: das
Gefühl gebe den Worten Wahrheit.")
Wenn Wahrheit ein Gefühl wäre, welches die Worte begleitet, dann
könnte ein geschickter Hypnotiseur oder ein böser Wissenschaftler
diese Wahrheit durchaus beeinflussen.
Bitte das Wort "hier" im Zitat beachten. Im Beispiel geht es um eine Aussage
über ein Gefühl.
Claus