Am 18.04.2023 um 17:16 schrieb Ingo Tessmann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
If there's something strange
in your neighborhood
Who ya gonna call?
GHOSTBUSTERS
Warum gibst Du Dich mit dem Hokuspokus Sheldrakes ab und studierst nicht die synergetics
science Hakens? Der geht wenigstens mathematisch-experimentell vor und phantasiert nicht
bloß. Sheldrake bekennt demgegenüber immerhin ehrlich: „Bislang ist es mir noch nicht
gelungen, mir potentiell entscheidende Experimente auszudenken, um die Existenz von
morphischen Feldern innerhalb von Molekülen, Kristallen, Mikroorganismen, Pflanzen und
Tieren zu überprüfen.“ Also was soll’s?
Sheldrakes Hokuspokus, wird ihm angedichtet, zumeist von jenen, die einem pur
mechanistischen Weltbild anhängen. Meine Beschäftigung mit Sheldrake, d.h. die Lektüre
seiner Bücher liegt lange zurück, geblieben ist meine Übereinstimmung mit seiner Theorie
von den Morpho-Feldern. Diese wiederum naturwissenschaftlich nachzuweisen, scheitert
daran, dass derartige Experimente eher in den Bereich der (Para-)Psychologie, als in den
der Naturwissenschaft fallen würden, da letztere sich immer noch und sinnvollerweise mit
konkret nachweisbaren Gegebenheiten beschäftigt.
So liegt auch auf der Hand, dass die Theorien Hakens zur Synergetik besondere Bedeutung
hinsichtlich der Erforschung komplex selbstorganisierender Systeme (ebenso) im Bereich der
Psychologie haben, der wissenschaftlich intendierte Ansatz ist jedoch gänzlich
unterschieden von dem Sheldrakes, umfasst er doch den gesamten Komplex psychischer
Grundfunktionen (wie die zuletzt hier thematisierte Emotion, darüber hinausgehend alle
Aspekte des individuellen wie kollektiven psychischen Prozessgeschehens.)
Alles andere, in klarer Abgrenzung zu Natur- und Geisteswissenschaften ist
Grenzwissenschaft und es liegt im Interesse einzelner, sich dieser zuzuwenden, um eben
über die Begrenzung der naturwissenschaftlich beschriebenen Lebenswelt hinauszudenken. Je
mehr dieses auch im Sinne interdisziplinärer Forschung geschieht, wird man eines Tages den
Begriff von Hokuspokus auf seine eigentliche Bedeutung reduzieren können.
Bester Gruß! - Karl
PS: ach so, noch zu den Gurus. Ein wahrer Guru wird definitiv „Wissen“ über die
beschriebenen Zusammenhänge haben und dieses dennoch nur in Metaphorik ausdrücken können.
Die von Dir stets abqualifizierte Umgangssprache wird ebensowenig wie die der angewandten
Mathematik geeignet sein, nicht-stoffliche Phänomene zu beschreiben, geschweige denn diese
zu diskutieren. Damit ist es unerheblich, ob man diese einer potentiell verfeinerten
Materie zuordnet oder sie (dann eben quasi) als immaterielles Phänomen betrachtet. Die
Flucht vieler in den 70er Jahren zu den fernöstlichen Gurus hat - neben den erheiternden
Erfahrungen des New Age - offenbar zu keiner nennenswerten Vertiefung von Erkenntnis
dieser „Suchenden“ geführt. So empfiehlt es sich tatsächlich, sich den hiesigen Methoden
zur Erkenntnisgewinnung zuzuwenden und diese liegen nicht nur im Bereich blanker
Naturwissenschaft. Sheldrakes Morphische Felder haben jedenfalls nichts mit den
fragwürdigen Lehren des New Age und schon gar nichts mit Hokuspokus zu tun.
Wer außer Gurus soll denn Dein „Verständnis vom Zusammenspiel zwischen nicht-stofflichem
Geschehen und Körperlichkeit“ nachvollziehen können? Mir reicht es für den Anfang, das
„nicht-stoffliche Geschehen“ lediglich als potentiell unendlich verfeinerte grobe
Körperlichkeit aufzufassen.