Am Mi., 15. März 2023 um 02:56 Uhr schrieb Karl Janssen über PhilWeb <
philweb(a)lists.philo.at>gt;:
würde ich Abgrenzung nicht einordnen, nicht einmal,
wenn Aussagen mit dem
Anspruch an absolute Gültigkeit verbunden sind, denn wer könnte letztgültig
Grenzen unter dem Diktum des „ceteris paribus“ mit der Gewissheit setzen,
alle damit verbundenen Unabwägbarkeiten berücksichtigt zu haben?
Letztlich bedeutet das Wort "Terminus" tatsächlich, dass man etwas aus der
Welt abgrenzt.
Was die C-P-Bedinung angeht, so erinnere ich mich, dass darüber ganze
Abhandlungen verfasst wurden.
Und – zum Leidwesen einiger hier - auch wieder der
Bezug auf einen Gott;
diesem nämlich hat Leibniz die Erschaffung einer Ur-Monade zugeschrieben,
aus der sich alle weiteren (dieses Universums) entwickelt haben, jede
einzelne in sich selbst kreisend, nichts kommt aus ihnen heraus und nichts
in sie hinein.
In der Monadologie heißt es:
"§. 37. Dahero muß die allerletzte Raison derer Dinge in einer
schlechterdings notwendigen Substanz verborgen sein / in welcher der
Inbegriff so vieler unendlicher Veränderungen nur in gradu eminenti, als in
seiner Quelle liegen muß. Diese Substanz nennen wir Gott."
Spinoza soweit nicht unähnlich.
"§. 47. Also ist alleine Gott die allererste oder urständliche Monade / von
welcher alle erschaffene Monaden sind hervorgebracht worden; und diese
werden / so zu reden / durch die ununterbrochenen Strahlen oder
fulgurationes der Gottheit / nach Proportion der eigentümlichen Fähigkeit
einer Kreatur / welche ihrem Wesen nach umschränket ist / von einem
Augenblick zum andern geboren."
Zitiert nach Guteberg-Projekt
<https://www.projekt-gutenberg.org/leibniz/monaden/monaden.html> in
Übersetzung v. H. Köhler.
Das hier klingt in meiner Interpretation so, dass Gott bei Leibniz die
*Urmonade* ist.
Es gibt allerdings genug Spekulationen über eine "geheime" oder nicht
veröffentlichte Lehre des Leibniz. Wie überhaupt das Gerücht umgeht, dass
einige Autoren der Aufklärung insgeheim eigentlich Atheisten waren und sich
nur dem gesellschaftlichen Wohlgefallen wegen einer christlichen Rhetorik
bedienten. Darüber will ich mich nicht auslassen.
Ein Mann, der die Bewunderung solcher Menschen wie Russell, Gödel und
Einstein wecken konnte, kann jedenfalls nicht völlig bedeutungslos sein.
Womöglich war aber nicht - wie Leibniz annahm - ein
Gott am Werk, sondern
eher „göttliche Gesetze“ als universal gültige Naturgesetze, die in ihrer
„maßgeschneiderten“ Architektur für dieses unfassbar fein abgestimmte
kosmische Szenario federführend sind. Die Frage jedoch bleibt im Raum,
wer der Urheber dieser höchst elegant, in der Sprache der Mathematik
abgefassten, immer und überall gültigen Naturgesetze sein sollte und ich
denke, Du Bois-Reymond könnte diesbezüglich recht behalten: „wir wissen
es nicht und werden es nie wissen“. Die Betonung liegt auf Wissen!
Diese Redeweise impliziert, dass es einmal die Natur gibt, also zum
Beispiel eine Substanz oder Kräfte, und einmal die Naturgesetze, die dieser
Substanz vorschreiben wie sie sich zu verhalten hat.
Was wir heute "Naturgesetze" nennen ist nichts anderes als eine menschliche
Beschreibung darüber, wie sich die Natur unter bestimmten Bedingungen
verhält. Etwa das Licht.
Werfen wir also die Frage auf, wieso sich die Natur genauso verhält, dann
müssten wir richtigerweise präzisieren. Für die Mathematik kann man
annehmen, dass der Menschen eben nur jene Teile der Mathematik erforscht,
die unsere Realität halbwegs beschreiben. Andere mathematische Strukturen,
sofern es sie gibt, bekommen dann weniger Aufmerksamkeit.
Was das Wieso der Naturgesetze angeht, so denke ich, dass es darum geht,
dass wir Menschen nicht mehr intuitiv verstehen, wieso sich die Natur auf
bestimmte Weise verhält. Unsere Intuition leitet uns zu falschen Annahmen.
Und diese Vorstellung möglicher (prozessualer)
Zustände führt m.E.
geradewegs in die kürzlich von mit erwähnte Causal Set Theorie von
Sorkin/Dawker.
Interessant. Kannst du das näher ausführen?