Am 15.12.2020 um 15:42 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Nicht jeder ist vielwissend. Hier würde ich mich freuen, zu diskutieren, was gerade dabei
ist, erfunden zu werden, welche Lösungsvorschläge es zu Sachen und Problemen gibt, und
diese zu ordnen.
Hi Joseph,
Probleme werden in den MINT-Bereichen gelöst, in der Philosophie werden zumeist Probleme
für Lösungen gesucht, könnte man spotten. Mir geht es in der Philosophie um eine
Gesamtschau oder zumindest um das Zusammendenken auseinanderliegender Bereiche, wie z.B.
Literatur und Mathematik. Beide gehören ja zu den symbolischen Formen und spielen mit
Buchstaben und Wörtern bzw. Zahlen und Figuren. Aber wie weit reicht z.B. die Analogie
zwischen Metaphern, Gedichten und Geschichten einerseits und Definitionen, Theoremen und
Beweisen andererseits?
In der Philosophie dominiert die Geschichte, aber die haben wir hinter uns. Leben werden
wir nur in der Zukunft. Was können wir darüber wissen? Wie wollen wir leben? Ich
durchlebte meine Pubertät in der Zeit gesellschaftlichen Aufbruchs in der westlichen Welt.
Unter Hippies und Revoluzzern wollten wir anders leben als unsere Eltern und das
Establishment. Aber was ist daraus geworden? Nach wie vor dominieren Kulturen,
Traditionen, Gewohnheiten und Rituale das Leben der Menschen. Dabei ist unsere Natur so
variabel, dass wir uns beispielsweise weltweit vegetarisch ernähren und ohne Autos
fortbewegen könnten. Was wäre uns alles erspart geblieben, wenn wir vor 50 Jahren
entschieden damit begonnen hätten, wie es Naturforscher schon damals angesichts der
Bervölkerungsentwicklung vorgeschlagen hatten?
Heute bekam ich von einem Bekannten, über 70 Jahre
alt, seinen Spruch des Tages, und er dachte, wie gut dieser Spruch ist: Wie schlimm es
ist, erst dann zu merken, dass man keine Freunde hat, wenn man Freunde braucht. Jetzt
antworte ich ihm: Setze an die Stelle des Worts Freunde Geld, dann wird er zumindest eine
Antwort, denn Geld hat der alte Bekannte zu Hauf.
Ich hätte ihm das Gedicht "Im Nebel“ von Hesse geschickt. Es wäre ihm vielleicht ein
kleiner Trost gewesen. Andererseits ist die Erinnerung daran, dass man mit Geld vielerlei
`Pflegedienste' kaufen und es sich gut gehen lassen kann, erbaulicher. Aber inwieweit
wären Freundschaftsdienste käuflich?
Es grüßt,
Ingo