Liebe Mitstreitende (hier v. a. - ohne Bewertung via Abfolge-Karl, Ingo M., Waldemar, Ingo
T.),
herzlichen Dank für Eure Unterstützung durch Mit-Denken und Eigen-Denken - das sind
wichtige Anregungen für mich, und es ist nicht selbstverständlich.
Hier eine erste Reaktion:
Unsere kleinste Einheit ist kohärentes, Ordnung-stiftendes Zusammenarbeiten. Die zu Grunde
liegenden Ermöglicher von Kohärenz verwirklichen in Form kohärenter Interaktionsdynamik.
Ihre gestaltende Wirkung beschränkt sich auf dieses Interagieren als das „Innen“ des von
ihnen verwirklichten Gestaltungsraums.
Ob die Interaktionspartner überhaupt zusammenkommen, liegt nicht mehr in der Macht derer,
die die bereits zustande gekommene Interaktion prägen: das liegt in deren Jenseits,
Außen.
Nun können sich weitere Ermöglicher von Kohärenz nicht nur einzelne Interaktionen, sondern
das Interagieren einzelner Interaktionen mit anderen einzelnen Interaktionen gestalten,
also nicht auf der Ebene der Elemente, sondern der aus Elementen gebildeten Menge von
Elementen tätig werden. Sie „umgreifen“ dann ein Innen, dem die ungeregelte Zufälligkeit
durch erweiterte, mengenbezogene Gestaltung ausgetrieben wurde. Je ausgedehnter die Menge
wird, desto mehr wird die Gestaltungsenergie die Ermöglicher von Kohärenz „verdünnt“, und
desto mehr dringt das nicht gestaltete Außen in das gestaltete Innen. Die „Reinheit“ des
Innen geht verloren, sie löst sich am Rand schließlich ganz in ein ungestaltetes
Einzelagieren namens Zufall auf.
Insofern lässt die gestaltende Kraft von umgreifenden Ermöglichern von Kohärenz nach, je
globaler der Griff des Umgreifens gerät. Das äußerste Umgreifende, wenn es überhaupt in
Betracht gezogen und benannt wird ist dann nur vorstellbar als eines, das zugleich das
Innen wie jeweils dessen Außen umgreift, also das Kohärierende und das Nicht-Kohärierende
in sein Begreifen einschließt. Das gedanklich in Opposition zum Kohärierende imaginierte
Nicht-Kohärierende ist ohne gerichtete Spezifisierung im Sinn einer Perspektive, ohne
distinkte Ansatzstellen im Sinn ansprechbarer Aspekte, es hat selbst keinerlei Gliederung
etwa im Sinn vn Innen alias Etwas versus Außen alias Nicht-Etwas, es ist schlicht
unbegreiflich.
Symmetrien und Erhaltungssätze gelten nur für das jeweilige Innen, und Mathematik leistet
dessen Auffassung in absoluter Reinheit. Deshalb bezeichnet sie sich selber auch nicht als
empirische Wissenschaft, und sie wird nicht zu den Naturwissenschaften gezählt - ihre
Gegenstände sind vom „Schmutz“ des Unwägbaren befreit, sie charakterisieren Kohärieren in
Reinform.
"Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben" ist dagegen der empirische Ansatz,
der das Außen, das Fremde, das Unvorhersehbare in jedem Innen, das einen höheren Grad von
Zusammengesetztheit aufweist bzw. eine größere Menge von Interaktionen umfasst sieht und
anerkennt.
Abgesehen von der logischen Notwendigkeit, etwas nur formulieren zu können, indem man es
von gedachtem oder erwiesenen Nicht-Etwas abhebt (also Kohärenz von Inkohärenz), ist es
auch ein empirischer Befund, der die Gegenwart und Wirksamkeit des Nicht-Kohärierens in
betrachteten Mengen ergibt.
Nach Notker I., genannt der Stammler, aus St. Gallen, wohl bereits früher entstanden:
Mitten im Leben
sind wir im Tod.
Welchen Helfer suchen wir
als dich, Herr,
der du wegen unserer Sünden
mit Recht zürnst.
Hier wird eine Eigenverantwortung für das interaktionelle Nicht-Kohärieren als „Sünde“
angesprochen und eingestanden, und diese „Verunreinigung“ als Außen im Leben, als Tod qua
Inkohärenz im Leben alias Kohärieren wird durch ein weitestdenkbar Umgreifendes
suspendiert, auf eine „höhere“ (himmlische) Ebene gehoben, die dann das Inkohärierende
(menschlich: die Sünde) und das Kohärierende heilend umschließt. Das heißt, das
Inkohärente wird nicht verleugnet, sondern anerkannt und in einen höherstufigen Einklang
mit dem harmonischen Klang gebracht. Symmetrie und vorhersehbar Angeordnet.Sein sind nun
typische Merkmale der arabisch-christlichen Bebilderung, wobei das Bebilderungsverbot im
jüdischen Glauben, für den
"G´tt“ kein Teil des (als kohärierendes Innen gedachten) Universums, sondern von
diesem abstahiert ist alle Formen der Kunst verhindert hat.
Und noch ein Letztes: Aristoteles war ja gerade der Empiriker, die Herleitung aus
Empirischen zu unterstellten Potenzialen ist ja ein empirisches Aufstellen von Theorien.
Das Zusammenwirken von Potenzialen als deren stimmige, einvernehmliche Konvergenz ist
dabei dem Ungeordneten, dem Zufall, dem Außen ausgesetzt, und diesem Außen kann man
innerhalb gesetzter Rahmen (Rahmenbedingungen, conditional probability) mit Hilfe von
Extrapolationen in Form von Auftretenswahrscheinlichkeiten sich nähern, aber dessen
kategoriale, das heißt existenzielle Fremdheit aus Sicht des Kohärierenden wird damit
nicht ausgelöscht oder aufgehoben.
Die Wechselwirkungen, von denen Waldemar schreibt bezeichnen eine interne Koordination in
Reinheit, und diese Reinheit wird umso absoluter, je geringer die betrachtete
Zusammengesetztheit wird, bis sie für Kleinstes mit Konstanten versehen werden kann.
Und, Dich, Karl, direkt zitierend, klarstellend, dass das obige auch eine Resonanz auf
Dein „mitten im Leben“ ist: Die Menschen ermuntern, sich ihrer Würde, ihres Potentials (im
Sinne des soeben von Thomas angeführten „Actus/Potentia“) bewusst zu machen, ist immer
eine lohnende Aufgabe.
Diese Energie aufzubringen, um Menschen immer wieder zu ermuntern, aufzustehen, sich ihres
Potentials bewusst zu werden, sich aus den Niederungen des Alltag mit all den zu
erlebenden Rück- und Nackenschlägen aufs Neue zu erheben, ist praktische Philosophie im
Sinne des energeia/dynamis. Philosophie muss nicht katheterhaft weltfremd, sondern kann
solchermaßen mitten im Leben sein.
Nun, um Karl zu zitieren:
more to come concerning time…
Viele Grüße,
Thomas
> Am 09.11.2024 um 18:26 schrieb Karl Janssen über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
>
>
> transmitted from iPad-Client
>
>> Am 09.11.2024 um 07:11 schrieb waldemar hammel über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
>>
>>
>>
>>
>> Am 09.11.2024 um 03:36 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
>>> Nun gute Nacht (im wahrsten Wortsinne) und schöne Träume, denn grade platzte
ein schöner Traum vom grünen Baum mit roten Früchten, die Blätter färben sich goldgelb.
Winter ante portas.
>>>
>>>
>>
>> ach winter ...
>> alles, das zuletzt "opus majus" werden will, muss zuvor durchs stadium
des "nigredo" (fäulnis, dunkelheit, "wintern")
>>
>> und was heißt schon "winter"? wird ja immer wärmer, die letzten jahre
hier im hunsrück kein oder nur minimal flugschnee für 2/3 tage gehabt,
>> hier also "winter" = rasputiza = nur schlamm+matsch periode,
>>
>> "nur die harten kommen in den garten", nein, stimmt nicht, sondern die
jeweils best-angepassten egal an was haben die optimalen chancen,
>> schamloser opportunismus das gebot der stunde,
>> daher passe ich mich jetzt schon auf/an den kommenden rechtsruck DE an ... (was
scheren mich meine sprüche von gestern),
>> denn ich möchte mit spätestens 79-94 jahren auch mal präsident oder kanzler von
wenigstens DE-cancelbunny-country sein,
>> so wie habeck jetzt in seinem küchenzeilen-video clip sich ebenfalls bewirbt
(kanzler? och das kann ich auch ...),
>> und dich, karl, ernenne ich dann zum vize, ganz einfach:
>>
> Du kennst mich doch, Waldemar: mit „Vize“ gebe ich mich nicht zufrieden; Wenn schon
Leiten, dann als Leiter. Vize ist ein undankbarer Job - man sitzt immer in der Klemme
zwischen dem, was ein Leiter verlangt und dem, was die Belegschaft erwartet, bzw. fordert
und vor allem nicht will.
>
> Ach fällt mir grad ein, dass ich im hiesig regionalen Chorverband Vize bin - nun ja,
die muss es auch geben, die Person für‘s Grobe oder als Lückenbüsser zur Übermittlung
unschöner Nachrichten. Doch ich selber kann und darf nicht klagen, allenfalls
beklagenswert ist, dass in dieser Gesellschaft immer weniger Menschen bereit sind,
Verantwortung für ein Gemeinwohl (insbes. im Ehrenamt) zu übernehmen. Und so zolle ich
allen politisch Verantwortlichen Anerkennung für ihr Engagement, vorausgesetzt, es findet
im Rahmen eindeutig demokratischer Gesinnung statt.
>
>
>
>
>> du machst die arbeit, regieren, korrumpieren, das volk drangsalieren, die
menschheit von mir aus höher steigen lassen, usw,
>
> s.o. Arbeiten, Regieren ja, Korrumpieren keinesfalls, fast nichts funktioniert ohne
Drang, doch Drangsal sollte nicht sein.
> Die Menschen ermuntern, sich ihrer Würde, ihres Potentials (im Sinne des soeben von
Thomas angeführten „Actus/Potentia“) bewusst zu machen, ist immer eine lohnende Aufgabe.
> Diese Energie aufzubringen, um Menschen immer wieder zu ermuntern, aufzustehen, sich
ihres Potentials bewusst zu werden, sich aus den Niederungen des Alltag mit all den zu
erlebenden Rück- und Nackenschlägen aufs Neue zu erheben, ist praktische Philosophie im
Sinne des energeia/dynamis. Philosophie muss nicht katheterhaft weltfremd, sondern kann
solchermaßen mitten im Leben sein.
> Habek ist Philosoph und nicht nur Kinderbuchautor. Was heisst hier „nur“? Kindern
einen Weg aufzeigen, wie sie ihr Leben aktiv und selbstbewusst gestalten, welche Berufe
sie mit hinreichender Lernbereitschaft ergreifen können, das ist ein konkreter Gegenpol zu
seichter Information und wirklichkeitsscheuer „Wokeness Culture“
>
>
>> und ich sitze samt den hunden in einer möglichst einsamen waldhütte und pflege
meine hobbies als einzelgängerischer wechselwirkungs-fetischist,
>> unter kaffee und tabak,
>
> alles gut - solange Du nicht zu kiffen beginnst :-)
>
>> denn wer nichts macht, der macht an sich auch nichts verkehrt,
>
>
> Scheue Dich nicht vor Fehlern, wir hatten hier doch das Thema „Trial and Error“.
>
>> und man muss ja garnicht regieren, man muss nur die anderen glauben machen, dass
sie regiert würden, das genügt,
>> sieht man an göttern, die die welt regieren, niemand da, aber der glaube-dass
versetzt bereits berge, ohne dass dies real unterfüttert werden müsste
>>
>
> Auch Du kannst nur glauben, dass kein Gott in der Welt (resp. in den Welten ist).
Doch über Gott wollten wir beide ja nicht mehr diskutieren, bleibt Deine großartige
Interpretation des „god is a feeling“: das Gefühl der Allgeborgnheit. Dieses Gefühl gibt
die Energie (dynamis), buchstäblich Berge versetzen zu können. Auch das diesbezügliche
Bibelzitat ist buchstäblich zu verstehen.
>
> KJ
>
more to come concerning time…
>
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