Am 28.07.23 um 01:56 schrieb Karl Janssen über PhilWeb
gut geantwortet, danke. Es konnte zudem provokativ empfunden werden, was
ich schrieb.
Dem Thread und Ratfrags darauf bezogene Nachfrage
folgend, ob denn KI
ein ICH und ein Selbstbewusstsein hat, habe ich zunächst den
Begriff von
Intelligenz an sich betrachtet, denn bei KI geht es schließlich um
Intelligenz, wenngleich programmtechnisch nachgebildet. Das bedeutet,
dass ein KI-Programm möglichst nahe an die Kriterien menschlicher
Intelligenz heranreichen, bzw. diese erfüllen sollte.
Das Spezifische an KI, das hattest du schon bemerkt, ist den meisten
unbekannt. Mit dem Wort Intelligenz anzufangen ist waghalsig, ebenso mit
dem Wort "künstlich". Das führt sofort zu sich ausweitenden Fragen, dort
liegt meine Kritik, nämlich dass es viel zu schreiben gibt, und wie du
schreibst: „Wer lang fragt, geht lang irr“. Zudem gehen Intelligenz und
Denken treten normalerweise als Tandem auf, gemeinsam gedacht ergeben
sie eine Redundanz. Nur einzeln gedacht besteht diese implizit auch, mit
den daraus resultierenden Komplikationen.
Auch wenn wir hier philosophisch orientiert
argumentieren, sollte das
nicht bedeuten, dass man jegliche Argumentation an
Denkmustern namhafter
Philosophen – wie etwa Kant - ausrichten muss.
Ja. Nur sind diese oft im Hintergrund und wirken so wie ein Freudsches
Unbewusstes im gemeinsamen Gespräch.
Die Begrifflichkeit von Inferenz ist ziemlich
unstrittig, nämlich
schlichtweg die Schlussfolgerung aus gedanklicher Verarbeitung
beliebiger Thematik anbelangend.
Das ist zu einfach gedacht. Ich kann z.B. von der üblichen Sprache
ausgehen. Wenn ich auf der Straße jemanden fragen würde, was Inferenz
ist, würde ich wahrscheinlich keine Antwort bekommen. Wenn ich zu
Wikipedia gehe, werde ich weitergeleitet zu "Schlussfolgerung". Als ich
zu
https://corpora.uni-leipzig.de/de/res?corpusId=deu_news_2020&word=Infer…
ging, fand ich komplizierte und durch und durch unterschiedliche Sätze
dazu. Dort: Sachgebiet: Allgemeines Experimentelle Psychologie,
Computer, Erkenntnistheorie Logik , Informatik Datenverarbeitung
Das dürfte den Satz, den du schriebst, jedenfalls anders zu verstehen geben.
Ich denke, dass nahezu jede gedankliche Verarbeitung
von
Sachverhalten etc. zu einer Schlussfolgerung führt, wobei nichts über
deren (objektive) Richtigkeit ausgesagt ist. Inferenz tritt also erst
dann zum Vorschein, wenn diese mitgeteilt wird, bzw. das Verhalten von
Menschen aufgrund einer getroffenen Schlussfolgerung offensichtlich
darauf zurückzuführen ist. Wo tägliches Erleben sich stets wiederholt
(Routineaufgaben usf.) bedarf es allenfalls einer kategorisierenden
Schlussfolgerung, wobei diese mit zunehmender Lebenserfahrung durch
Vorurteilsbildung oder fixierte Denkmuster falsch sein kann.Schließlich
kann man alles im Sinne der Kontrafaktizität hinterfragen: Was wäre wenn
… Was wäre, wenn ich nicht auf dieser Welt sein würde. Kontrafaktische
Fragen sind eigentlich sinnlos.
Wie vor, du bringst viele weitere fragwürdige Wörter hinzu, damit wird
Inferenz nicht klarer und schon gar nicht definiert. Die Wörter Routine
bzw. Routineaufgaben mitsamt Gewohnheit sind jedoch auf jeden Fall
weiter zu verfolgen, oder eher das, was damit gedacht wird oder werden
soll. Knüpft nicht alles an anderes an?
Ernst Mach wird sich vermutlich, eher doch sicher des
Morgens
gewaschen, gekämmt, Bartpflege betrieben und sich dabei im Spiegel
betrachtet haben. Es würde mich wundern, wenn er sich dabei in der
dritten Person und nicht als sein ureigenstes ICH wahrgenommen hat.
So einfach ist das nicht. Eine Person kann sozusagen immanent leben, und
ständig sozusagen rechts und links und in alle Richtungen kämpfen, ohne
sich selbst von oben herab zu sehen, mit einem Ich. Nimmt ein Hahn beim
Hahnenkampf sein ureigenstes Ich beim Kampf wahr? Egal mit welchem Wort
du die Trennung vornimmst, sie ist mitteilbar unter uns. Anders
definiert: So ist das eine ein Denken, das andere ein Nachdenken. In
etwa: Erst beim Nachdenken kommt mehr zum Vorschein als beim Denken. Es
gibt weitere Hinweise, die den Unterschied darstellen können.
Sofern also der Mensch nicht psychisch krankhaft
depersonalisiert ist
und sich etwa durch Dissoziation nicht mehr als sein
individuelles ICH
erkennen kann, sollte ein eineindeutiger ICH-Bezug gegeben sein.
Das mag ein Extremfall sein, einverstanden.
Naturlich kann man das ICH eines Menschen auf ein
Nichts reduzieren,
Das ist nicht korrekt gedacht. Der "man" kann nichts reduzieren, also
zusammenpressen, das er nicht materiell-räumlich vor sich hat. Es bleibt
nur die dazu analoge Denkweise, die du korrekt ansprichst. Zumindest ist
das Ich, die Vernunft, der Verstand, das Denken usw., also jede innere
Instanz oder auch äußere Instanz auch schwerlich analog zu
materiell-räumlichen Sachen denkbar, und dazu sozusagen noch im Quadrat
reduzierbar. Wie ist es mit dem Bösen als innere Instanz, oder extern im
Geschehen? Könnte ich nicht wie du sagen: Man kann das Böse eines
Menschen auf ein Nichts reduzieren.
Also Ernst Mach wird sich genauso im Spiegel sehen können, aber das eine
Denken geht nicht gleichzeitig mit dem anderen, dazu würde ein
Vexierbild passen. Entweder eine Person denkt, oder sie denkt nach.
für mich ist das abstraktes, realitätsfernes
Theoretisieren, wie das
vornehmlich im radikalen Konstruktivismus geschieht.
So ähnlich wie mit diesem Satz könntest du als "andere" Person schreiben:
"für mich ist das abstraktes, realitätsfernes Theoretisieren, wie das
vornehmlich bei Religionen geschieht." Eine andere Person würde das Wort
"Ideologien" benutzen, und damit bräuchte sie nicht weiter zu denken,
und könnte sich gelangweilt auf ihrem Sessel zurücklehnen.
Gleiches gilt für die Dekonstruktion von stehenden
Begriffen, wie
eben die Schlussfolgerung als solche zu sehen ist. Was ein Stück
Papier
mit dieser zu tun hat, ist mir ein Rätsel, sofern ich mir nicht einzelne
Kriterien, Annahmen, Prämissen etc. eines zu durchdenkenden Sachverhalts
darauf notieren will, um diese zunächst einzeln gedanklich zu
verarbeiten und schließlich als Elemente für eine gesamtheitlich
angelegte Konklusion dienen.
wie vor.
Selbstredend sind Vorgeschichte, Gegenwart und ggf.
Zukunftsaspekte
eines gedanklich zu verarbeitenden Sachverhalts entscheidend für
eine zu
treffende Schlussfolgerung. Einerlei, ob man einzelne Aspekte auf Papier
notiert. Es geht dabei um Sachverhalte, also um Sachen. Und natürlich
ist Instanz, nämlich der Entscheider zur Inferenzbildung erforderlich.
Nichts ist mit dem Wort "selbstredend" abgetan.
Nun gut, Joseph, wenn ich das von Dir lese, glaube ich
nicht, dass Du
jemals nur eine einzige Zeile Programmcode entworfen hast. Damit ist
eigentlich alles zu Deinem Statement gesagt.
Und wenn das Gegenteil der Fall wäre?
Dieser „Schlussfolgerung“ fehlt schlichtweg die
fachliche Erfahrung
eines Programmierers.
wie vor.
Wie sollen jemals echte Gefühle in einen Programmcode
implementiert
werden können. Lediglich das angenommene Ergebnis einer Gefühlsregung
kann z.B. durch ChatGPT zum Ausdruck gebracht werden. Du sagst ihm, dass
Du traurig bist, das Programm wird Dir antworten, dass es ihm leid tut,
von Dir zu hören, dass Du traurig bist und Dir Hilfe in Form eines
Zwiegesprächs anbieten. Tatsächlich könnte es eine Hilfe sein, daraus
abgeleitete Gründe für Deine Traurigkeit genannt zu bekommen. Auf die
tröstende Umarmung, verglichen mit der eines Dich liebenden Menschen,
wirst Du dabei auf alle Zeit warten müssen.
So wie Condillac es tat, hatte ich die Frage gestellt, wie es ist, wenn
der Statue z.B. eine Art Schmerzvermeidungstrieb mit eingepflanzt werden
würde. Diese Frage wurde übergangen. Dass dies schwierig zu verstehen
ist, ist mir bekannt. Nur ist dieser Schmerzvermeidungstrieb nicht auch
bei Tier und Mensch mit eingepflanzt? Physisch, nicht nur psychisch!
Obwohl nichts Genaues zu diesem Wort gedacht werden muss bzw. braucht.
Dem gegenüber ist es einfach, Fragen der Art zu stellen: Hast du denn
keine Gefühle?
Von „Herabschauen“ auf andere Lebewesen habe ich
nichts geschrieben,
zumal mir derartiges Verhalten zuwider ist. Dennoch muss man
sich
einordnen dürfen und sich nicht jedem Hanswursten anbiedern müssen.
Bisweilen schauen andere Lebewesen „von unten“ recht unfreundlich in
Richtung oben.
Der letzte der Sätze ist gut gesagt.
Warum stellst Du Dir solche Fragen, wo Du doch weisst,
dass Du Geist,
Intelligenz, Vernunft, ein Unbewusstes, ggf. Religion, ein gewisses
Alter (vermöge hinreichender Resilienz), eine Seele hast und - wie wir
alle - vielen Irrtümern des Lebens ausgesetzt warst und künftig noch
sein wirst.
Nietzsche sagte anderen in etwa: Ich gehe umher, aber nicht zusätzlich
mit dem Warum.
Opfer von Hypostasierung werden nur jene sein, die den
Sinn von
Metaphorik nicht verinnerlicht haben. „Ein Bild sagt mehr als tausend
Worte“, wer sie lesen und verstehen kann, ist im klaren Vorteil. So geht
es doch auch mit "Zarathustras Affe" als Nietzsches metaphorisch
literarische Figur, die sinnbildlich für diesen Übermenschen steht, der
den aus überzogener Selbsttranszendenz resultierenden Anforderungen
letztlich nicht gewachsen ist. Hier in Bayern heißt es: „Wer lang fragt,
geht lang irr“. Das soll nicht das Fragen an sich infrage stellen, denn
schließlich gilt: Man nimmt nichts ungefragt! Nur manche Menschen fragen
sich zu Tode.
Das ist alles ungenau gedacht in Ordnung so, es führt aber zu weit,
daran anzusetzen.
JH