Nachtrag: Gerade bei Medikamenten würde man bei der Komplexität unsreres Körpers immer
sich überkreuzende Wirkungen in Rechnung stellen und nicht gleich von Unwirksamkeit
ausgehen, wenn es in einem Fall oder wenigen Fällen nicht wirkt.
Am 30. Mai 2021, 23:04, um 23:04, Claus Zimmermann via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at> schrieb:
[Philweb]
Soweit es sich um die Verwendung von Worten handelt - hier die des
Worts "weil" zur Bezeichnung eines Zusammenhangs zwischen Ereignissen -
können wir schlecht so tun, als ob es sich um ein Geheimnis oder Rätsel
handelt, denn wir haben uns zwar weder die Welt noch uns selbst
ausgedacht, die Worte aber schon.
Wann sagen wir "Das Medikament wirkt" oder "A wird durch B verursacht,
B ist nicht nur zufällig auf A gefolgt"? Wenn wir den entsprechenden
Zusammenhang nicht nur einmal oder ein paar mal, sondern sehr oft und
ausnahmslos beobachten. Wobei wir es nicht als Falsifizierung
betrachten würden, wenn der Wirkung eine andere Wirkung zuvorkommt, der
Patient also trotz der Einnahme des Medikaments nicht gesundet, weil er
überfahren wird. Sobald aber die sogenannte Wirkung nicht eintritt,
ohne daß eine andere ihr zuvorgekommen ist und wir nach gründlicher
Prüfung einen Beobachtungsfehler ausschliessen können, betrachten wir A
nicht mehr als Ursache.
Man könnte allerdings von einem Medikament nur dann reden, wenn es zur
Gesundung führt. Dann wüsste man zwar mit unwiderlegbarer Sicherheit,
daß das Medikament das leistet, das Wissen bezöge sich aber nur auf das
- s.o. - selbst ausgedachte Wort und es bliebe bei der Ungewissheit
darüber, ob die Substanz ein Medikament ist.
Andere Tiere machen das ohne Worte auch so und ziehen wie wir aus
Erfahrungen der Vergangenheit, die darin bestehen können, ein paar mal
auf die Nase zu fallen, Konsequenzen für ihr zukünftiges Verhalten. So
finden sie sich und wir uns in der Lebenswelt zurecht.
Dieses "weil" bezieht sich auf lebensweltliche Zusammenhänge, mit denen
man nichts zu tun hat, also nicht etwa auf Zusammenhänge zwischen
Umständen und Handlungen, auch wenn diese mit dem gleichen Wort
bezeichnet werden und es muss auch nicht unbedingt zu
Laborbeobachtungen ausserhalb der Lebenswelt passen.
Claus
Am 30. Mai 2021, 21:16, um 21:16, Rat Frag via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at> schrieb:
[Philweb]
Hallo Liste,
Am Di., 27. Apr. 2021 um 13:45 Uhr schrieb waldemar_hammel:
"kausalität" wäre auch ein sehr gutes
thema, über das sich hier
philweb
trefflich streit-disputieren ließe ..., denn, was
ist das ?
Ich denke mir: Wieso eigentlich nicht.
Ich muss Waldemar irgendwie halbrecht geben.
Zunächst einmal ist für mich der Sachverhalt klar, so wie für jeden
anderen Menschen. Auf die Ursache folgt die Wirkung. Kausalität
funktioniert und unser Leben basiert darauf.
Denkt man aber genauer über das Konzept nach, ergeben sich einige
Probleme.
Empirisch beobachten lassen sich immer nur die Folge A liegt vor und B
tritt auf.
Grade in der Psychologie und Medizin werden häufig Korrelationen
berechnet, also der Zusammenhang zwischen A und B. Jetzt gibt es den
bekannten und berechtigten Einwand: Korrelation ist keine Kausalität.
Das Beispiel mit der Geburtenrate und den Störchen ist bekannt.
Die Frage ist nur, was tritt eigentlich bei der "Kausalität" noch
hinzu, das über die Korrelation hinausgeht?
Oder ist Kausalität einfach ein anderes Wort für eine
100%-Korrelation?
Her ergibt sich wieder das gute, alte Hume-Problem, auch wenn viele
Forscher leider die Gedanken Humes dazu nicht kennen.
Wir beobachten das gemeinsame Auftreten von zwei Ereignissen so
häufig, dass wir von einer zwingenden Kraft ausgehen. Diese Ansicht
ist aber naiv, weil wir diese zwingende Kraft weder logisch begründen,
noch selbst empirisch messen können.
Die Behauptung einer apriorischen Gewissheit klingt zwar plausibel,
aber führt uns in ein weiteres Problem. Der menschliche Verstand ist
nach gegenwärtigen Erkenntnissen durch eine Evolution über Millionen
Jahre hinweg entwickelt worden. Diese Evolution fand ausschließlich
unter irdischen Verhältnissen statt.
Wenn es stimmt, was die Physiker sagen, dann gibt es im All allerdings
viel krassere Verhältnisse. Für ein Photon zum Beispiel wäre
Kausalität ein nichtiges Konzept, da es schon keine Zeit für das
Photon gibt. Jedenfalls keine Messbare.
Es gibt noch andere für den menschlichen Verstand absurde Situationen,
in die so ein Photon kommen kann.
Was bleibt unter diesen Bedingungen vom Kausalnexus noch übrig?
Gruß
der Ratlose.
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