Am Mi., 1. Nov. 2023 um 02:01 Uhr schrieb Karl Janssen über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Das Sein entspricht lebenspraktisch dem Existent sein,
etwa in Anlehnung an Descartes „Cogito ergo sum“. Denken ist eine immaterielle, somit
geistige Angelegenheit, Körperlichkeit eine chemisch-biologische. So einfach könnte also
die Vorstellung von Sein sein, wären da nicht immer wiederkehrende Gedanken, wie Geist und
Körper in und mit hiesig kosmischen Gefilden zusammenspielen.
„Vom Werden zum Sein“, „Vom Haben zum Sein“, „Sein zum Tode“. Ob Jiddu Krishnamurti,
Erich Fromm oder Heidegger; Sie, wie nahezu alle
Menschen (je nach Veranlagung, Bildungsstand, Verursachung etc.) dachten und denken über
dieses „in der Welt sein“ nach.
Das ist eine seltsame Replik, denn Heidegger (und Husserl) scheinen
sich mir grade an Descartes abzuarbeiten.
Das gesamte Konzept des Daseins wurde offensichtlich entwickelt, um
ein cartesianisches Subjekt zu vermeiden, auf das Sinnesdaten
einprasseln und das nie sicher sein kann, ob es nicht bloße
Sinnestäuschung ist.
Husserl scheint seine Epoche ebenfalls grade entwickelt zu haben, den
Cartestianischen Dilemma zu entkommen. Falls gewünscht, kann ich dies
weiter ausführen.
Am Di., 31. Okt. 2023 um 12:11 Uhr schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
ob Normen oder Setzungen oder dass es so sein soll, ja
das drückt aus, dass Menschen etwas so haben wollen. Bspw. sollen Aussagen entweder wahr
oder falsch sein! Mich deprimiert, dass wir seit Jahrzehnten noch nicht einmal ein
annäherndes Verständnis über das normative Fundament der Wissenschaften erzielt haben!?
Und ja ein Axiom soll ein bloßer Anfang sein, dessen Sinn sich erst im Zusammenhang des
folgenden Beweises ergibt. Axiome können auch Prinzipien sein, wie bspw. in den Eich- und
Relativitätstheorien, die den Eich- bzw. Relativitätsprinzipien genügen sollen!
Darf ich hier nachfragen?
Ich verstehe deine Konzeption des Axiomenbegriffes nicht.
Einerseits siehst du die Axiome als etwas normatives (für mich ein
durchaus überraschender Gedanke!), andererseits bringst du das
Beispiel der Relativitätstheorie und dabei fällt es mir wieder auf:
Ich habe "Axiome" im modernen Gebrach der Mathematik so verstanden,
dass sozusagen eine "Theorie" betrachtet wird und alles redundante
entfernt. Man kann sich das durchaus so vorstellen, dass man eine
Menge von Aussagen hat und diese dann soweit reduziert, dass folgende
zwei Kriterien erfüllt sind:
1.) Alle Aussagen der Menge der Aussagen lassen sich logisch herleiten
aus der verbliebenen Reduktion, also den verbliebenen Aussagen.
2.) Die Reduktion ist die kleinste Menge, die Kriterium (1) erfüllt,
sie enthält also nach Möglichkeit keine Redundanz.
Dies ist natürlich maßgeschneidert auf die Interessen der Mathematik.
Sie umgeht aber solche Probleme wie die des Parallelaxioms Euklids,
die Jahrhunderte zu Kontroversen führte.
Davor fasste man Axiome als selbst-evidente, a priori Gewissheiten auf.
Das Scheitern dieser Auffassung, sei es real oder scheinbar, führte
meines Erachtens mit zu der Entwicklung von dem, was wir heute
NeoPositivismus, "Kritischer Rationalismus", Phänomenologie und
dergleichen nennen.
Eine kaum wahrgenommene, aber massive Erschütterung aller
vorhergehenden Philosophien.
Mir wurde die Tragweite erst klar als ich erkannte, wie viele
Neupositivisten des Wiener Kreises vorher Neukantianer waren.
Am Di., 31. Okt. 2023 um 16:22 Uhr schrieb Karl Janssen über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
PS: Ratfrag, ich hoffe mit diesem Beitrag auch einige
Deiner Fragen beantwortet zu haben. Immer aber sollte hier gelten, dass Antworten so
gut wie nie Anspruch auf absolute Gültigkeit haben können. Welcher Mensch könnte denn im
Besitz der wirklichen Wirklichkeit sein, da
doch immer nur des Eisbergs Spitze, quasi als erkennbare Realität von Welt und Kosmos
sichtbar ist, um dieses Bild von Ruth Kastner
zu bemühen.
Penrose Theorie kenne ich, ich gestehe freimütig, lediglich aus
Zusammenfassungen auf Youtube.
Er hat mehrere kurze Vorträge gehalten, die dort publiziert wurden.
Anscheinend scheint diese Theorie nicht zufällig seinen Mathematischen
Interessen zu entsprechen, welche nicht die meinen sind, wie ich
zugestehe.
Soweit ich es verstanden habe ist sein Ausgangspunkt der, dass man
ohne Berücksichtigung der Zeit, einen extrem großen Kosmos
mathematisch umformen kann in einen winzigen.
Der Urknall wiederholt sich sozusagen.
Was aber einen wesentlichen Punkt ausmacht, conditio sine qua non
sozusagen, ist, dass es einen Zeitpunkt in der Zukunft geben muss, in
der alles zu Photonen Zerfallen sein wird.
Für Photonen lässt sich durch Lorenztransformation zeigen, dass keine
Zeit vergeht. Wenn es aber noch Prozesse gibt, die eine Art
Zeitmessung zulassen, gilt seine Theorie nicht.
Bezüglich Platonismus vs. Materialismus fände ich es wirklich sehr
schade, wenn es eine Glaubenssache werden sollte.
Am Di., 31. Okt. 2023 um 20:28 Uhr schrieb Claus Zimmermann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Sagte Hegel nicht ungefähr, dass zwischen Sein und Nichts in irgendeinem Sinn nicht
unterschieden werden könne, so dass eine Schöpfung, so gesehen gar nicht stattgefunden
hätte, sondern das ewige Sein/Nichts nur immer wieder neu durchgeschüttelt würde?
Klingt interessant.
Mit Hegel kam ich, ich gestehs, nie zurecht. Ich habe mich nur an die
Rechtsphilosophie getraut. Aus offensichtlichen Gründen...
Bei Hegel war das Werden ein Übergang zwischen Sein und Nichts oder Nichtsein.
Wobei der Unterschied zwischen Nichts und Nichtsein ebenfalls wieder
sehr "metaphysisch" ist.
Nichtsein wäre ein "relatives Nichts" (im Sinne Schopenhauers), das
also ein etwas fehlt. Wie zum Beispiel Albert Einstein oder
Aristoteles nicht an dieser Liste teilnehmen.
Ein absolutes Nichts wäre jedoch so zu denken, dass nicht einmal ein
etwas da ist, von dem ausgesagt werden soll, dass es nicht sei.
Soweit ich weiß ist das der große Unterschied zur klassischen
Metaphysik der Klassiker. Dort wurde das Werden durch Aktualisierung
(Realisierung) von Potenz definiert. Was auf die Lehre des Aristoteles
von Akt und Potenz ausgeht.