Am 02.09.2025 um 00:56 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Sofern Wahrheit lediglich behauptet wird, muss im
Zweifel diese
Behauptung mit Anspruch eben auf ihre Faktizität bewiesen werden und
nur für den Fall eines hinreichend gültigen Beweises entspricht das
Behauptete der Wirklichkeit, ist somit ein Wahrmacher der Aussage.
die sog. "wirklichkeit" ist kein gültiges kriterium für
wahrheit/unwahrheit
warum denn nicht? Wirklichkeit ist ein reales Element von Wahrheit.
Ein wirklicher Tatbestand als Grundlage einer entsprechenden Aussage
muss einen allgemeingültigen Sachverhalt und somit dessen Wahrsein,
resp. Wahrheit voraussetzen.
Philosophisch gesehen, sehe ich Ruth E. Kastners Darlegung des
Wahrheitsbegriff als eingängiges Beispiel, wonach Wahrheit
vergleichbar als einen im Ozean schwimmenden Eisberg gesehen werden
kann: Man sieht nur dessen Spitze, nicht jedoch das ganze Ausmaß,
erstere entspricht wahrer sichtbarer und somit erkennbarer Realität,
hingegen der nicht sichtbare Teil als solcher nicht unmittelbar
erkennbar aber dennoch realer Teil der „ganzen“ Wahrheit ist.
Als weiteres Beispiel beschreibt Platons Höhlengleichnis die
Deprivation der Wahrnehmung von Ganzheit, resp. Wahrheit, sofern diese
perspektivisch verdeckt ist, so eben auch mit Bezug auf
höherdimensionale mathematische Formalismen, die - obgleich empirisch
nicht erfassbar - dennoch auf absolut konkrete Existenzebenen hindeuten.
Töricht und dennoch unausweichlich, wenn Bewohner einer fiktiven,
zweidimensionalen, somit flachen Welt die Existenz einer für sie nicht
erkennbaren, höheren Dimensionen ausschließen.
Welche höhere Entität wird oder wollte es unternehmen, uns geistig
deprivierte „Flachländer“ in höhere Dimensionen zu führen?
lieber karl,
aus konstruktivistischer sicht dazu folgendes (der "alte sermon"): es
wird immer vergessen, auch von dir hierbei, und es wird mir ewig ein
rätsel bleiben, warum das stets vergessen wird, dass ALLES, dass wir
denken, überlegen, fühlen, mutmassen usw in unserem hirn (einem arg
begrenzten neuronalen netzwerk) hergestellt wird, so auch die
"wirklichkeit", welche wir erleben, als jeweiliges etwa bild
einfache physik: und dabei stimmt nicht einmal "die zeit" dieser
wirklichkeit, da das etwa licht als physikalisches signal zeit benötigt,
um über unsere sensoren als information zuerst übersetzt ins hirn zu
gelangen und dann dort verarbeitet und zu einem bild aufinterpretiert zu
werden (und nerven-leitungen sind nicht die schnellsten), sodass unsere
zb "gerade jetzt vor augen gesehene wirklichkeit" immer und stets "die
fast-wörtlich" erlebte wirklichkeit "des bereits vergangenen
augenblicks" ist = wir sehen stets vergangenheit als gegenwart, und
insofern (schon deshalb) ist alles zb "sehen" eine art der illusionären
verkennung, ein erleben wie eine "wirklichkeit" einen augenblick vorher
war, und nicht wie sie aktuell tatsächlich ist
und das betrifft alles: auch unsere schärfste und exakteste logik über
wirklichkeit etwa ist ausgeburt unseres hirnes, und enthält daher
keineswegs"objektiv gültige" jetzt-gültig-argumente, sondern logifiziert
stets vergangenheit, genau analog, wie wir aus bereits abgelaufenen,
vergangenen experimenten logische schlussfolgerungen ziehen, und das ist
in einer wechselwirkungen-welt, in der ww's im 10 hoch minus 44 sekunden
rhythmus ablaufen, ein riesenproblem
vergangenes ding A wird als aktuell-seiend erlebt, in wechselwirkender
wahrheit ist "ding A" aber bereits zu "ding A''''"
oder sogar zu einem
ding-B weitergelaufen/ durch ww's weiterentwickelt worden (was wir dann
verblüfft und gross-spurig als etwa "emergenz/imergenz" bezeichnen)
dazu kommt noch, dass in unserem wirklichkeits-erleben der "dinge" die
eigen-raumzeiten der erlebten dinge völlig aussen-vor bleiben, weil
unser hirn dafür kein sensorium hat
Philosophisch könnte die Idee der Stoa hilfreiche Stütze gegenüber
aller überbordenden Geschwätzigkeit, Fake-News, KI-generierten
Narrativen usf. bieten, da sie tief in menschliche Psyche eindringt
und geradewegs dem unstillbarem menschlichen Bedürfnis nach
Neuigkeit, nach Klatsch und Tratsch die besonnene, nüchterne,
faktenbezogene und somit wahrheitsgemäße Wirklichkeit entgegen stellt.
mit dem entscheidenden nachteil jeder "wahrheitsgemässen
wirklichkeit", dass diese als illusion/illusionäre verkennung,
jeweils in unserem hirn erzeugt/zusammengebastelt wird, und wir dann
als hilfskonstrukt noch als weitere (unmotivierte und in der sache
falsche) wahrheitsbehauptung benötigen, die "wirkliche wirklichkeit"
würde mit unserem darüber erzeugten hirnkonstrukt übereinstimmen
Das sind die selbst gelegten Fallstricke der radikalen
Konstruktivisten, die mit ihrem Zweifel an der mentalen Performance
des menschlichen Gehirns am realen Leben scheitern müssen.
das ist nach oben gesagtem gerade NICHT der fall, sondern es sind
TATSACHEN ...
Diese Ganzheit ist aus irdischer Perspektive nicht als
Wahrheit
erkennbar und somit von Menschen nicht beweisbar. Wer nun (einen)
Gott als diese Ganzheit, als die Wahrheit annimmt, wird diesen nicht
beweisen können. Es bleibt nur das Gefühl von Allheit, oder eben von
Allgeborgenheit. Wer sich ihr anvertraut, kann auf diesbezüglich
unzählige Meinungen, Deutungen verzichten, eben im Vertrauen auf
göttliche Allgeborgenheit. „Solo Dios basta“ (Teresa v. Avila).
du, karl, wirst von deinen geglaubten mythen und legenden, deinen
memo-zettelchen an der leeren natur-wand, wohl nicht mehr loskommen,
obwohl das alles, weil in hirn und psyche festgeklopft, da somit
weit mehr als illusionäre verkennungen, wahn-analoge vorstellungen
und ideen sind
Was soll denn diese blödsinnige Zuschreibung bei mir bewirken? Ich
glaube an keine Mythen und Legenden, an keinen Gott (in herkömmlicher
Weise). Darüber haben wir uns doch bereits verständigt, oder nicht? Du
warst es doch, der von Gott als das Gefühl von Allgeborgenheit sprach,
einer Vorstellung, die mir sehr sympathisch ist.
aber was ich in diesem zusammenhang noch sagte, wird von dir ausblendet:
dass nämlich dieses allgeborgenheits-feeling (das ich jedem lebewesen
zuschreibe, nicht nur dem menschen, weil es im uralten hirnstamm erzeugt
wird, den zumindest alle "höheren lebewesen" haben), teil der
notwendigen immunologischen somato-psychischen selbst-referenz jedes
einzelnen lebewesens ist, und sich daher keineswegs auf götter,
"kosmische intelligenzen", und andere esoteriken bezieht
* theresia von avila ist mein lieblings-nönnchen,
weil sie
(k.h.deschner/kriminalgeschichte d. christentums) aus
gott-ergebenheit ua. das erbrochene von aussätzigen getrunken haben
soll, analog dazu habe ich keine staubsauger mehr, sondern lecke die
fussböden und den hühnerstall mit der zunge sauber (DEUS VULT!), um
in den himmel zu kommen
Dein Hang zur Nekrophilie (im Sinne von E. Fromm) steht meinem Hang
zur Philosophie diametral entgegen. Mehr fällt mir augenblicklich dazu
nichts ein.
du hast recht, ich habs nochmal nachgelesen: es steht nicht in deschners
"kriminalgeschichte des christentums", sondern in deschners bändchen
"das kreuz mit der kirche", und die heilige theresia hat nicht das
erbrochene aussätziger getrunken, sondern NUR das waschwasser
aussätziger, was -deus vult- wohl heilig genug war? und ob sie das
waschwasser nach oder vor desinfizierendem einfachem abkochen trank, ist
("geheimnis des glaubens") nicht überliefert, jedenfalls soll sie selbst
davon nicht erkrankt sein, was ja auch gerade die heiligkeit dieses
gottgefälligen aktes ausmachte - vielleicht willst DU es auch einmal
versuchen?, denn immerhin enthalten auch solche nur-waschwässer kranker
immer noch wichtige mineralien und mit glück auch reichlich
ernährungsphysiologisch günstige eiweisse, am besten ist, du fragst mal
in einem krankenhaus nach, man solle diese waschwässer doch nicht
einfach wegschütten ...
wh.
--
Diese E-Mail wurde von Avast-Antivirussoftware auf Viren geprüft.
www.avast.com