Am 30.07.22 um 22:37 schrieb waldemar_hammel:
Joseph Hipp über PhilWeb schrieb:
Am 30.07.22 um 19:21 schrieb waldemar_hammel:
einiges, bei dem er das Wort Aufmerksamkeit brauchte. Was ist das?
Wer ist aufmerksam? Der Ghost in the machine? Das Gehirn? Die Zellen?
Im immateriellen Geist? Wo ist die Aufmerksamkeit? Ist es gar ein
Vermögen, neben, oder als Ersatz für das ebenso fragwürdige
Bewusstsein? Und wo ist das Ich? Wie kann es aufmerksam sein?
Waldemar hat noch weitere Wörter verwendet, die mir ebenso fragwürdig
sind. Übrigens erwarte ich auf die Fragen keine Antwort.
hallo joseph,
mit "aufmerksamkeit(steuerung) " im rahmen der Libet-geschichte meine
ich ganz einfach:
wenn ich mein wachbewusstsein mit meinen sinnesorganen kopple, und
dann beides auf die außenwelt konzentriere,
zb auch, um vom hirn geplante handlungsabläufe feinzutunen und/oder zu
kontrollieren, damit nichts anbrennt, und ich zb eine treppe
hinuntergehen kann,
und nicht stattdessen hinunterfalle
aufmerksamkeit = wachbewusstein + sinnesorgane auf die außenwelt (oder
bereiche derselben) konzentriert (und verengt, was ein zusatzproblem ist)
* wo ist das ich währenddessen? das wissen wir doch, es sitzt derweil
als kleines männlein in der epiphyse, bemüht, irgendwie richtung
großhirn zu krabbeln,
weil das bewusstsein ungefähr so geheimnisvoll ist, wie dass in
pfirsichen pfirsichkerne sind (was uns ja immer maßlos überrascht)
wh.
Hallo Waldemar,
ich zweifle nicht daran, dass du bei jeder Sache, die du so erlebst,
etwas meinst bzw. zu meinen vermeinst. Und ich zweifle auch nicht dass
du die Sache dann einfach meinst. Problem sind ja die Wörter. Wie könnte
ich mit den Wörtern, die du so schön benutzt, dieselben Sache denken
können. Zudem habe ich noch meine eigene Wortwahl und
Beschreibungssprache und müsste deine Gespräche in ein mir nützliches
Gespräch übersetzen. Allein die Übersetzungsarbeit wäre umfangreich. Und
am Ende wäre es jeweils nicht sicher, dass ich dann dieselbe Sache
denke. Du siehst, dass ich mich bei Kleinigkeiten nicht an sprachliche
Konvention halte, ein Beispiel ist das "ich denke die Sache", statt
konform: "ich denke an die Sache". In meiner Sprache habe ich die
Möglichkeiten nicht, die du alle hast, und die Möglichkeiten, welche die
Literaten haben, Ingo hätte weitere Namen für andere Personen. Ein
Beispiel: Ich kann nicht sagen: "ich konzentriere mich auf die
Außenwelt." Das geht gar nicht bei mir. Denke einmal kurz an die Statue
des Condillac. Er hat die einfachen Sätze am Anfang geschrieben, gemäß
denen ich wie die Statue denke. Kurz auf seine ersten Sätze fällt er auf
die Vergleichsmöglichkeit, die er beim Betrachter, also bei sich selbst
vorhanden denkt. Sogar diese scheinbar einfache Instanz ist mir fremd.
Gemeinsam haben wir, du Waldemar und ich, und auch andere, dass wir der
Zirbeldrüse nicht allzu viel zumuten. Ich habe jedoch viel mehr
Probleme: Meine Organe sehe ich nicht, mein Bewusstsein erfahre ich
nicht, usw. Ach ja, ich weiß noch was zur Aufmerksamkeit zu sagen. Hier
ist mein Gedankengang, den ich vor langer Zeit hatte, ich versuche ihn
hier hervorzukramen:
Sache1
Wenn eine Person vor einem Bild steht, es betrachtet, ist es sprachlich
korrekt zu sagen, dass sie aufmerksam auf die Teile des Bildes schaut.
Und die Aufmerksamkeit wird mit Fundstücken auf dem Bild sozusagen
belohnt. Es geschieht etwas, was als Spiel, mit interner Finalität bei
ihr gedacht werden kann. Scheinbar bestimmt sie, wohin sie schaut. Jede
Sache, welche die Person findet, ist scheinbar eine Belohnung für die
Aufmerksamkeit.
Sache2
Nun könnte gefolgert werden: Immer wenn etwas Neues auf dem Bild erkannt
wird, war vorher eine Aufmerksamkeit vorhanden bzw. aktiv. Es könnte
auch sein, dass es gewissermaßen einen Spannungsabfall gibt, wenn etwas
Neues gefunden wurde. Sozusagen ein kleines Aha-Erlebnis. Auch das würde
auf eine Aktivität hin deuten.
Sache3
Dasselbe Geschehen liegt beim Musik-Zuhören vor. Die Person verfolgt die
Musik, hier wählt sie selbst nicht, sondern sie wartet auf die nächsten
Noten, die sie enttäuschen können oder ihr Freude oder sonstwas bei ihr
zur Folge haben können. Scheinbar wird das was außen kommt mit dem was
innen erwartet wird, verglichen.
Sache4
Dasselbe Geschehen liegt auch noch bei vielen anderen Sachen vor. Und
hier ist ein Zusammenhang mit der Glückstheorie. Aber frage mich bitte
niemand, was das sein könnte.
Sache5
Nun kann gedacht werden, dass immer wenn etwas gemerkt wird, vorher eine
Aufmerksamkeit war.
Sache6
Wie ist es aber, wenn beim Zuhören von Musik eine Tür zuknallt? War die
Aufmerksamkeit auch auf das Türknallen gerichtet? Wenn ja, müsste für
alles Mögliche eine Aufmerksamkeit vorhanden sein. Wenn nein, müssten
zwei Arten der Zuwendung benannt werden. Die eine wäre vermutlich mit
dem Wort Aufmerksamkeit zu denken, die andere vielleicht mit dem Wort
Störung. Oder es müsste dann eine zweite Art Aufmerksamkeit für alle
möglichen Störungen vorhanden sein.
Sache7
Husserl teilte bekanntlich die einfachen Sachen, die für eine Person
geschehen, in gerichtete und einfach geschehende auf. Diejenigen der
Aufmerksamkeit hätten ein Ziel, die anderen nicht. Ziemlich sicher
dachte Husserl nicht an "Störung" vs. Aufmerksamkeit, sondern an
"einfaches Geschehen" vs. Aufmerksamkeit. Dadurch wird die Sache
insgesamt nicht einfacher. Wenn diese sieben Sachen gedacht werden, kann
es sein, dass jedes Gespräch mit dem Wort Aufmerksamkeit sozusagen auf
das Glatteis führt.
Sache8
Nicht nur die Mensch-Tierart, sondern auch andere Tierarten sind der
Aufmerksamkeit fähig. Kann auch eine Maschine aufmerksam sein? Eine
erste Störung, das Wittern einer Gefahr kann bei einem Tier bewirken,
dass es aufmerksam sucht, wo die Gefahr ist.
Aus diesen Gründen kann ich den Satz "Ich bin aufmerksam auf etwas."
nicht sagen. Ich freue mich für denjenigen, der das kann, ich kann es
leider nicht. Also freue ich auf das, was du geschrieben hast, obwohl in
deinen Sätzen weitere Probleme für mich vorliegen, ich freue mich, dass
das alles für dich nicht problematisch ist:
------Zitatanfang
mit "aufmerksamkeit(steuerung) " im rahmen der Libet-geschichte meine
ich ganz einfach:
wenn ich mein wachbewusstsein mit meinen sinnesorganen kopple, und dann
beides auf die außenwelt konzentriere,
zb auch, um vom hirn geplante handlungsabläufe feinzutunen und/oder zu
kontrollieren, damit nichts anbrennt, und ich zb eine treppe
hinuntergehen kann,
und nicht stattdessen hinunterfalle
aufmerksamkeit = wachbewusstein + sinnesorgane auf die außenwelt (oder
bereiche derselben) konzentriert (und verengt, was ein zusatzproblem ist)
* wo ist das ich währenddessen? das wissen wir doch, es sitzt derweil
als kleines männlein in der epiphyse, bemüht, irgendwie richtung
großhirn zu krabbeln,
weil das bewusstsein ungefähr so geheimnisvoll ist, wie dass in
pfirsichen pfirsichkerne sind (was uns ja immer maßlos überrascht)
---- Zitatende
JH