Am 23.08.2019 um 19:14 schrieb Ingo Tessmann via Philweb:
[Philweb]
Hallo in die Runde,
unter dem Motto "Unite behind the Science“ segelt Greta gerade über den Atlantik und
träumt des Nachts wahrscheinlich vom Sonnenzeitalter, das sie mit auf den Weg zu bringen
gedenkt. Damit tritt sie in die Fußstapfen eines ihrer großen schwedischen Vorfahren:
Svante Arrhenius, der bereits 1896 die Erderwärmung in Bodennähe durch Verdoppelung der
CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf 5 bis 6 Grad Celsius abgeschätzt hatte.
Immer noch (mehr) „Lust am Schweigen“ möchte man haben angesichts der
gesellschaftlich-medialen Aufgeregtheiten der letzten Tage und Wochen,
wie diese uns – trotz „Sommerloch“ und Urlaubsstimmung aus allen
möglichen „digitalen“ Kanälen entgegen schlagen (sofern und soweit man
sich diesem Treiben aussetzt). Mehr noch wollte ich Lust entwickeln,
nicht über diesen apodiktischen „Medien-Push“ nachdenken zu müssen,
bestärkt durch einen massiv dagegen aufkommenden Überdruss. Und doch
kann bzw. will man sich einer Thematisierung und Diskussion nicht
entziehen, wo Menschen im gesellschaftlichen Umfeld über ihre Eindrücke,
Besorgnisse und Ansichten zu aktuellen Themen sprechen wollen.
Wie etwa über Klima – Greta: Wer hätte gedacht, dass ein einziges
zierliches Persönchen, ein einziger Name synonym-ikonenhaft für
allgegenwärtige Kassandrarufe angesichts der vorhergesagten
Klimakatastrophe stehen wird.
Das Sonnenzeitalter ist möglich und wird sich
langfristig wie von selbst durchsetzen, womöglich als schlichter Nebeneffekt der nahenden
Klimakatastrophe. So waren ja schon im Zuge des Dritten Dreißigjährigen Krieges die
letzten beiden deutschen Reiche untergegangen. Und ist nicht auch unser ach so
erlebnisreiches Bewusstsein bloß ein Nebeneffekt in der evolutionären Hirnentwicklung? Ob
beabsichtigt, sich entwickelnd oder infolge einer Katastrophe, das Solarzeitalter wird
anbrechen.
Nun hatten wir hier ja bereits über Bewusstsein (an sich) und
Hirnentwicklung geschrieben. Ein Ergebnis der evolutionären
Hirnentwicklung ist Bewusstsein definitiv, inwieweit es sich lediglich
als Nebeneffekt ergeben hat, könnte hier noch lebhaft diskutiert werden.
Meiner (teleologisch angelegten) Weltsicht entsprechend ist Bewusstsein
eine im Verlauf der Hominisation sinnvollerweise entwickelte,
lebensdienliche Instanz, mittels derer sich der Mensch durch
Selbstbeobachtung in seinem Lebensumfeld (und eben auch dieses) zu
erkennen vermag. Die neurobiologische Voraussetzung für die hierzu
erforderlichen kognitiven Funktionen (integrative, polysensorische
Informationsverabeitung) ist der evolutionär (spät) angelegte
Assoziationskortex, also die beim Menschen starke Ausprägung des
Neocortex durch Entfaltung assoziativer Areale.
Erlebnisreich ist unser Bewusstsein zweifelsohne, wenngleich sich der
überwiegende Teil unserer Wahrnehmungen, Empfindungen sich dem
Wachbewusstsein entzieht und dabei essentiell, aktivierende
Bewusstseinsprozesse im hochkomplexen neuronalen Netzwerk des Hirnstamms
(Retikulärformation) ablaufen. Erlebnisbezogen kann man menschlichem
Bewusstsein sicher die Befähigung (hinreichend) innerer Repräsentation
der Außenwelt zuschreiben. Dies tangiert die hier ebenso schon
behandelte Thematik von Handlungsfreiheit/Freien Willen und der damit
verbundenen individuellen Handlungs-Verantwortung. Dennoch bleibt die
Frage: Sind Menschen (notwendig mehrheitlich) in der Lage, ihrer
Handlungsverantwortung für diese unsere Lebenswelt nachzukommen?
Die Antwort kennen wir hier alle: mehrheitlich sind sie dazu nicht in
der Lage! Daran wird auch Greta (leider) nichts ändern.
Und so wird das „Solarzeitalter“ anbrechen infolge einer – eher aber
mehrerer, konsekutiver Katastrophen. Wie schon geschrieben: Hierzu gibt
es die (tröstlich) biblische Geschichte von der Arche Noah; seinerzeit
von Muskelkraft betrieben, künftig also dann von Solarenergie.
Tröstlich und zukunftsoptimistisch, ganz im Sinne von:
Einstein gab einmal zu bedenken: "Halte dich von
negativen Menschen fern, sie haben ein Problem für jede Lösung." Ja, Ingenieure und
Wissenschaftler lösen Probleme, Philosophen und Politiker haben für jede Lösung Probleme.
Für mich ein triftiger Grund, im nächsten Leben wieder Ingenieur (dann
Solartechnik), keinesfalls Politiker zu werden und lediglich zwecks
seelischer Erbauung Philosophie zu betreiben.
Flaubert gedenkend, werde ich davon bis zum Ende
meiner Tage träumen; denn "Leben ist, was einem begegnet, wenn man auf seine Träume
wartet.“
Als Philosophie studierender Ingenieur hatte ich seinerzeit eine
Studienarbeit zum Thema Technikfolgeabschätzung erstellt:
Technikentwicklung gemäß den Gesetzen von „trial and error“; die daraus
notwendigerweise resultierenden Irrtumswege rechtzeitig zu verlassen,
davon werde ich bis zum Ende meiner Tage träumen müssen (denn nicht
Ingenieure bestimmen den Markt, sondern skrupellose Gewinn-Optimierer
und „moneymaker“, ungerührt vom Lamento der Philosophen).
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl